Rebuilt By Humans

Wer war das doch gleich? Such, such. In irgendeiner Schublade irgendeiner Schrankkommode im Langzeitgedächtnis war doch was. Rüttel, rüttel - klemmt. Rüttel, rüttel. Aha! Offen ist sie schonmal. Kram, kram, raschel, raschel. Ein rotes Haar. Viele rote Haare. Viele gebündelte rote Haare. Sie sind das optische Markenzeichen des Engländers Newton Faulkner, der letztes Jahr einen riesigen Radio-Hit landen konnte. Das ungemein charmante, herrlich unprätentiöse "Dream Catch Me" nämlich; eine sich auf rund vier Minuten erstreckende Ode ans Verliebtsein und die Liebe. Trotz des vorwiegend im Radio gefeierten Songs veröffentlichte Faulkner die kommenden vier Singles ausschließlich in seiner Heimat England.

Für seine Fans hierzulande hat das Warten nun ein Ende, es gibt neue Musik. Die erste Single ist draußen und wer sie nicht fälschlicherweise ebenfalls Snow Patrol zugeordnet hat, der weiß das auch. Das dazugehörige Album heißt "Rebuilt By Humans" und orientiert sich namentlich am Debüt "Hand Built By Robots". Aber eben auch nur namentlich, wie sich im Laufe der Zeit herausstellen soll: Denn nicht nur das Cover des zweiten Werks ist na ja, sagen wir: anders. Weniger schroff klingts, weniger forsch als der Erstling. Minus Geradlinigkeit also und plus Schmirgelpapier? Moment, so einfach kann man es sich auch nicht machen. Sicherlich, Ecken und Kanten sucht der Hörer hier recht vergeblich. Dafür gehen die Songs gut ins Ohr. Um den Hörfluss nicht zu stören, besser noch: ihn zu optimieren, sorgen hier und da kleine Interludes für den nahtlosen Übergang. Allein das ist mittlerweile so selten geworden, dass man es irgendwie rechtmäßig würdigen möchte. Denn jedes Interlude beweist: Herr Faulkner hat sich durchaus seine Gedanken um das große Ganze gemacht und darüber, wie er nach einem tollen Debüt, das über eine Million Mal verkauft wurde, nachlegen will. Dass dem so ist, hört man dem Folgewerk auch an. Und das ist gar nicht mal böse gemeint. Richtig böse könnte man dem sympathischen Rotschopf ohnehin nicht sein. Und Böses wollen ebenso wenig. Damit ist man aber auch schon am vielleicht entscheidenden Punkt angelangt: "Rebuilt By Humans" ist lieb. So lieb. Zu lieb. Harm- und zahn-, wenn auch nicht reizlos. Es sind Lieder wie das anrührende "Resin On My Heart Strings" und "First Time", die sich abheben und positiv hervortun. Auch das launige "Let's Get Together" sorgt für Abwechslung und Stimmung, setzt mit seiner Verspieltheit einen willkommenen Kontrast.

Fazit

Newton Faulkners "Dream Catch Me" hat man seinerzeit so oft gehört, dass man nur schwerlich umhin kommt, ständig diese unmittelbaren Vergleiche zu ziehen – damals und heute –, denen Künstlern bei ihrem zweiten Album beinahe zwangsläufig ausgesetzt sind. Unterm Strich ist die angenehme, vielseitige, angenehm vielseitige Stimme Newton Faulkners das große Plus des Albums. Es ist sanft, es ist verträumt, es ist persönlich. Eigentlich ist alles da. Auch eine gewisse Intimität, die die dreizehn Songs zu der berühmten warmen Decke macht, ist vorhanden. Aber das ist alles nur die halbe Miete, wenn es der Funke ist, an dem es hapert, denn der springt letzten Endes nicht vollkommen über. Es zündet einfach nicht. Man möchte. Man wünscht es sich, man wünscht es dem netten Newton auch so sehr. Aber was bleibt, ist ein Album, technisch top, das des Künstlers ganzer Stolz sein wird, aber dann, wenn wieder neues Material in den Startlöchern lauert, wohl leider erneut aus irgendeiner Schrankkommode aus dem Langzeitgedächtnis herausgefischt werden muss. Dann aber kann man sich, wie bei einem verloren geglaubten Dachbodenfund, über jene Lieder des Albums freuen, die nicht in die Kommode, sondern ins CD-Regal gehören.

Anspieltipps

If This Is It

Resin On My Heart Strings

Won't Let Go

First Time

Over And Out

Artistpage

NewtonFaulkner.de

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