Bewertung
Jay-Z

The Blueprint 3

Jay-Z ist nicht nur richtig lange, sondern auch richtig dick im Geschäft. Er darf von sich behaupten, von 2004 bis 2007 Geschäftsführer des geschichtsträchtigen Mega-Labels Def Jam (Run DMC, Public Enemy, LL Cool J, Redman, Method Man, Beastie Boys, Ne-Yo, Mariah Carey etc.) gewesen zu sein. Vor dieser Regentschaft gründete er gemeinsam mit Damon Dash und Kareem Burke das Label "Roc-A-Fella Records" (u.a. ehemals KanYe West, Cam’Ron, Jadakiss), welches daraufhin von Def Jam übernommen wurde.

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Zu diesem Zeitpunkt - vor 2004 - hatte Shawn Corey Carter, so sein bürgerlicher Name, bereits zehn Alben veröffentlicht. 2004 selbst erschienen dann gleich zwei Platten: "Collision Course" mit Linkin Park (inkl. des Hits "Numb/Encore") sowie "Unfinished Business", das schon zweite Album, das er gemeinsam mit R’n‘B-Größe R. Kelly aufgenommen hatte. Doch damit nicht genug: Zwar ließ er es musikalisch fortan etwas ruhiger angehen – es folgte 2006 und 2007 je nur noch ein Album. Neben sechs Filmen, die er beinahe wie nebenbei abdrehte, gründete er sein eigenes Modelabel "Rocawear", dessen Kollektionen in entsprechenden Kreisen reißenden Absatz finden. Noch dazu errang er 2002 die Gunst von Beyoncé Knowles. Nach dem gemeinsamen "Bonnie & Clyde 03" gab selbige ihrem ganz persönlichen Clyde im April 2008 schließlich das Ja-Wort und erstickte gleichzeitig die Hoffnung tausender männlicher Fans endgültig.

Soweit die Vorrede. Wenn Erfolg sexy macht, dann dürfte es nicht weiter verwundern, dass Beyoncé Knowles - gemeinhin geführt als eine der schönsten Frauen im Showgeschäft - sich ausgerechnet für ihn entschieden hat. Denn Jay-Z weiß zum Einen, wie es geht, und zum Anderen genau, was er macht. Wenn man so will, ist Jay-Z der Puff Daddy der East Coast. Wenn man so weit nicht gehen möchte, kann man zumindest mit Fug und Recht behaupten, Jay-Z ist ein gestandener Mann, der nicht nur allerlei Verantwortung auf seinen Schultern, sondern auch ein ungemeines kreatives Potenzial in sich trägt.

Aber so viel er bis dato auch erreicht hat: Der Mann aus Brooklyn hat noch lange nicht genug. In diesen Tagen schmeißt er nach "The Blueprint" (2001) und "The Blueprint: The Gift & The Curse" (2002) sowie "The Blueprint 2.1" (2003) und fünf weiteren Alben schließlich "The Blueprint 3" auf den Markt. Und zwar auf seinem aktuellem Label "Roc Nation". Jay-Z, der bekanntermaßen ein Verfechter alter Schule ist und auf ebenso feinen wie reinen Rap steht und schwört, wird nicht entgangen sein, dass sich gerade in Sachen Rap viel während seiner Abwesenheit getan hat. Besagte Oldschool vermisst er zunehmend, was er auch auf Single Nr. 1 namens "D.O.A. (Death Of Auto-Tune)" unverblümt zum Ausdruck bringt. Die knöpft sich die allgegenwärtige Auto-Tune-Methode vor, um die man dieser Tage nur mit Mühe herumzukommen scheint – und ist dabei bissig und direkt, wie man es kennt. Der akustische Rundumschlag dient natürlich gleichermaßen dem Abstecken bzw. Zurückerobern seines Territoriums. Ein Großer wie Jay-Z klotzt sofort, ohne Zeit zu vergeuden. Kein Track seines neues Albums erweckt den Eindruck bloßen Füllmaterials. Bei fünfzehn Songs auf einmal kommt das selten genug vor, aber in erster Linie sind es die generell hochwertigen bis exzellenten Beats, die für den satten Hörgenuss sorgen. Darüber hinaus ist es Jay-Zs ausgeprägte Leidenschaft für Samples, die auf reizvolle Art und Weise Alt und Neu miteinander zu vermischen vermag. Tracks wie "What We Talkin' Bout" und "Thank You" sind so gut, dass viele Rapper sich die Finger nach einem derartigen Stück auf ihrer Platte lecken dürften. Nimmt man allerdings die insgesamt fünfzehn Tracks von "The Blueprint 3" zum Maßstab, gehören sie eher zum oberen Albumdurchschnitt. Insbesondere die Collabos mit Alicia Keys und Mr. Hudson haben es an dieser Stelle in sich und wissen nachhaltig zu gefallen. Nach über einer Dekade erfolgreichen Werkens und Wirkens im Rap-Business macht Jay-Z keiner so schnell etwas vor. Und der Eindruck drängt sich auf, dass vielleicht nur Jay-Z ein dermaßen typisches und dennoch auf gewisse Weise doch auch zeitgemäßes Album scheinbar aus dem Ärmel zu schütteln weiß. Mühelos. Und nebenbei.

Auch diesmal gilt: Jay-Z ist sicherlich niemand, der sein eigenes Süppchen kocht. Er hat gerne viele verschiedene Köche um sich herum – solange hinterher der Brei noch schmeckt. Um Geschmack und Qualität zu gewährleisten, müssen also Spitzenköche ran, wahre Meister ihres Fachs: hauptsächlich KanYe West, der seit Jahren erstklassige Arbeit leistet und Jay-Z schon so manchen Hit produzierte. Timbaland und The Neptunes dürfen unterdessen auch mal, wirken angesichts von Wests gefühlter Omnipräsenz allerdings beinahe wie zweite Wahl. Das muss man sich erstmal leisten können. Stimmlich sind unter anderem die schöne Soul-Röhre Alicia Keys, Pharrell – eine Hälfte und Gesicht der besagten Neptunes –, Kid Cudi und Mr. Hudson unterstützend mit an Bord. Außerdem Rihanna, deren ziemlich nasale Stimme man nicht mögen muss, mit deren Beteiligung Jay-Z aber vielleicht auch ein anderes, ein jüngeres Publikum erschließen kann, dass ihn selbst möglicherweise noch gar nicht kennt.

Fazit

Jay-Z zeigt auch mit diesem Album, dass er zu den Stars des Genres gehört und sich von dieser Position auch noch nicht verabschieden möchte.

Anspieltipps

D.O.A (Death Of Auto-Tune)

Run This Town feat. Rihanna & KanYe West

Empire State Of Mind feat. Alicia Keys

Already Home feat. Kid Cudi

Young Forever feat. Mr. Hudson

Artistpage

JayZOnline.com

Tracks

1.What We Talkin' Boutfeat. Luke Steele (Empire Of The Sun)
2.Thank You
3.D.O.A. (Death Of Auto-Tune)
4.Run This Townfeat. Rihanna & KanYe West
5.Empire State Of Mindfeat. Alicia Keys
6.Real As It Getsfeat. Young Jeezy
7.On To The Next Onefeat. Swizz Beatz
8.Off Thatfeat. Drake
9.A Star Is Bornfeat. J. Cole
10.Venus Vs. Mars
11.Already Homefeat. Kid Cudi
12.Hatefeat. KanYe West
13.Reminder
14.So Ambitiousfeat. Pharrell
15.Young Foreverfeat. Mr. Hudson

Aljana Pellny - myFanbase
16.09.2009

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