Lesung mit Thees Uhlmann

Am 25. Januar 2016 machte Thees Uhlmann mit seinem Roman "Sophia, der Tod und Ich" im ausverkauften Münchner Ampere Halt. Wie sollte man auch einen Abend, wenn es draußen kriechend kalt ist, besser verbringen, als mit einem guten Buch?

Kein Applaus für Scheiße!

Foto: Copyright: Verlag Kiepenheuer & Witsch
© Verlag Kiepenheuer & Witsch

Als sich die Pforten um 19:30 Uhr öffnen, heißt es, schnell zu sein: Die wenigen Stühle sind sofort belegt, die restlichen Gäste stehen an der Wand, an der Bar (Kommentar: "Ich erwarte euch alle nach der Halbzeitpause mit leichtem Glimmer!") oder auf dem kleinen Balkon, von dem aus Thees Uhlmann auf seinem roten Stuhl herrlich beobachtet werden kann. Der Musiker, der bereits seit Jahren für verschiedene Magazine seine großartigen Zeilen verfasst, bewegt sich frenetisch – die Beine winden sich, die Hand liegt mal am Kinn, mal an der Wange. Wenn er zwischen den Szenen spricht, hält er seinen Roman "Sophia, der Tod und Ich" fest in den Händen.

Gekleidet in Jeansjacke auf Jeanshose – "Giesinger Smoking", wie Thees Uhlmann es nennt (und "keine Fotos von der Hüftregion!") – begrüßt er das Publikum mit "Ist das toll, München, hallo". Die gute Laune ist spürbar, hätte er doch fast in alter Rock’n’Roll-Manier seinen Stuhl in die Menge geworfen. All diese Energie wird ins schnelle, eloquente Erzählen gesteckt.

Die Geschichte des Romans: "'Game of Thrones' meets 'Werner'-Comics", so die Beschreibung Uhlmanns – als der Tod die Hauptfigur holen möchte, passiert etwas Unvorhergesehenes, als es an der Tür klingelt. Sophia steht davor und es beginnt ein obskures Abenteuer. Dass Uhlmann für Sophia wahnsinnig schwärmt, ist kein Geheimnis.

Foto: Thees Uhlmann - Copyright: Ingo Pertramer
Thees Uhlmann
© Ingo Pertramer

Es wird schnell klar, wie viel Wichtigkeit in jedem noch so kleinem Satz liegt. Als Thees Uhlmann zugibt, dass der fußballbegeisterte Protagonist aus "Sophia, der Tod und Ich" authentisch ist, also auf ihm selbst basiert, ist das keine Überraschung, da hätte Thees gar nicht erst minutenlang über den FC Bayern fachsimpeln müssen.

Die Geschichte hinter dem Ausspruch "Man muss sich wundern" ist gleich eine ganz große, sie hat mit einem Kind und seinem Vater und mit dem Kettcar-Bassisten Reimer Bustorff (der tanzen kann "wie ein Modschwein") zu tun, mit dem er Montagabends (wenn er nicht gerade in München liest) bei St. Pauli Bier trinkt und sich Sozialupdates gibt. Er singt "Hells Bells" an und erklärt, dass Berlin nun mal die Stadt ist, in der er leben muss, egal, wie sehr ihm der Nebel am Millerntor Stadion fehlt.

Fragen bleiben da keine offen. Hätte eh nichts gebracht, denn Rock 'n' Roll solle nichts mit Demokratie zu tun haben.

Fazit

Bereits als er damit beginnt ("Losi schmosi!"), seine Widmung sowie ein inspirierendes Neil-Young-Zitat vorzulesen und sich beim ersten Satz verliest, dringen die "Höhö"s aus dem Publikum. Und dennoch gibt es diese ruhigen Momente, in denen man über den Tod und die Welt nachdenkt, und diese Mischung macht den Zauber des Abends aus. Wer die Möglichkeit hat, noch an ein Lesetourticket zu gelangen, sollte die Chance nicht verstreichen lassen. Thees Uhlmanns Performance überzeugt voll und ganz – ein perfektes Stakkato an überlegten Wörtern, ein gute Polenimitation für einen liebevoll dargestellten Charakter, ein Vergnügen für alle, egal, ob sie das Buch bereits kennen und einen "Ernst August ins Weihnachtsgeschenk" oder sich überraschen lassen wollen.

Simone Bauer - myFanbase

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