Unsere Lieblingsschriftstellerinnen - Teil 1

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Im letzten Teil unserer Kolumne haben wir unsere männlichen Lieblingsautoren zusammengetragen - dieses Mal sind die Schriftstellerinnen dran, die uns mit ihren Ideen, Schreibstil und Romanen überzeugen konnten.

Doreen B. meint:

Juliet Marillier

Foto: Juliet Marillier - Copyright: Image Portrait Studio, East Perth, Australia
Juliet Marillier
© Image Portrait Studio, East Perth, Australia

Vor etwa zehn Jahren lieh ich mir Juliet Marilliers "Die Tochter der Wälder" von einer Arbeitskollegin aus - es war Liebe auf den ersten Buchstaben! Dabei handelt es sich um eine komplexe Märchennacherzählung von "Die sechs Schwäne" der Gebrüder Grimm und den ersten Band der märchenhaften "Sevenwaters"-Saga. Diese umfasst bis dato sechs Bände, von denen leider nur die ersten vier Teile ins Deutsche übersetzt wurden. Damals hauptsächlich noch in den Genres Thriller, Liebes- und Historiendrama unterwegs, wurde ich von Juliet Marilliers 656 Seiten umfassenden Fantasymärchen buchstäblich verzaubert. Mit einer Kombination aus High Fantasy, Einflüssen der keltischen Mythologie und historischen Ereignissen verquickt, wird die im Irland des 9. Jahrhunderts angesiedelte Saga um Liebe, Magie und Aufopferung schnell zu etwas besonderem.

In der neuseeländischen Autorin findet man eine fantasievolle, detailgetreue wie vielschichtige Geschichtenerzählerin. Sie nimmt sich Zeit für die Charaktereinführung und Hintergründe und schafft somit ein intensives wie nachhaltiges Leseerlebnis. Klar, dass die übersetzten, eigenständigen Folgebände "Der Sohn der Schatten" (mein Highlight!), "Das Kind der Stürme" sowie "Die Erben von Sevenwaters" ebenfalls geschmökert – und später in der Hörbuchfassung gelauscht – wurden. Vor dem Zeitalter der digitalen Medien keine Selbstverständlichkeit! Die ersten Auflagen waren schnell vergriffen und auch heute ist die originale Taschenbuchausgabe von "Die Tochter der Wälder" fast nur über Drittanbieter zu bekommen. Schade, dass die in den USA aktuell durchaus erfolgreiche "Blackhorn & Grim"-Serie auf dem deutschen Buchmarkt sehr wahrscheinlich (wieder einmal) keine Chance bekommen wird. Die "Shadowfell"-Serie teilt bis heute das gleiche Schicksal.

Nina Blazon

Die deutsche, in Slowenien geborene Autorin Nina Blazon gewann 2003 mit ihrem Fantasydebüt "Im Bann des Fluchträgers" den 3. Wolfgang-Hohlbein-Preis (als erste Frau) und bevölkert seither erfolgreich die Buchregale unzähliger Bibliomanen. Ihre All-Age-Romane für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene besitzen magische Pageturner-Qualitäten und entführen den Leser in phantastische, historische wie dystophische Welten.

Die blazonische Buchsucht begann bei mir mit dem düsteren Fantasy-Abenteuer "Faunblut" und hält bis heute an. "Faunblut" ist ein Einzelband, fungiert aber zugleich als Weltenpate für die ebenso süchtig machenden Folgeromane "Ascheherz". "Der dunkle Kuss der Sterne" sowie aktuell "Der Winter der schwarzen Rosen".

Dass die Autorin kein Recherchemuffel ist, merkt man vor allem in ihren historischen Romanen "Totenbraut" und "Wolfszeit", angesiedelt im Frankreich/Serbien des 18. Jahrhunderts, während der junge Leser in "LAQUA – Der Fluch der schwarzen Gondel" eindrucksvoll durch die gespenstischen Gassen des heutigen wie vergangenen Venedigs getrieben wird. Das Schöne an Blazons Werken ist das Unikum. Die Autorin bedient sich nicht gängiger Klischees, sondern macht sich bekannte Wesen und Mythen zu eigen und formt daraus etwas Individuelles und Neues. Ihre bildgewaltige Sprache, getragen von stets zum Thema passenden Metaphern und Vergleichen, zieht einen ebenso in den Lesesog wie die komplex ausgefeilten Handlungsstränge, die immer für eine Überraschung gut sind und die Welt der Protagonisten/Leser mitten im Geschehen noch einmal komplett auf den Kopf stellen können, wie im genreverschmelzenden "Zweilicht".

Patrycja Spychalski

Foto: Patrycja Spychalski - Copyright: Random House/Isabelle Grubert
Patrycja Spychalski
© Random House/Isabelle Grubert

Die 1979 in Polen geborene Autorin Patrycja Spychalski zähle ich seit ihrem Debütroman "Ich würde dich so gerne küssen" zu meinen Favoriten. Spychalskis Romane für Jugendliche und junge Erwachsene besitzen einen ganz eigenen, natürlichen Charme und werden von mir gerne in einem Rutsch gelesen. In ihren realitätsnahen Coming-of-Age-Romanen geht es um das Leben, die Liebe, Freundschaft und Identitätsfindung. In "Fern wie Sommerwind" stiehlt sich etwa ein kreativer Popcornverkäufer in die Gedanken einer Tagträumerin und sorgt für einen unvergesslichen Sommer an der Ostsee. In "Bevor die Nacht geht" entsteht aus einer zufälligen S-Bahn-Bekanntschaft eine Liebesgeschichte mit ungewissen Zukunftsperspektiven. Und genau darin liegt ein weiterer Reiz: im Ungewissen! Für den Leser hat die Autorin nämlich nicht immer ein Happy End parat. Dafür wartet sie mit lebensnahen Figuren auf, die an alltäglichen Bekanntschaften, Herausforderungen und Erfahrungen wachsen und – wie im echten Leben – die ideale Dauerlösung nicht auf dem Silbertablett serviert bekommen. Der alle Sinne anregende Schreibstil der Autorin macht die Romane schließlich rund. Man spürt beim Lesen förmlich den heißen Sandstrand unter den Fußsohlen brennen (in "Fern wie Sommerwind") oder die frische Landluft durch die Buchseiten wehen (in "Auf eine wie dich habe ich lange gewartet").

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