Bewertung
Howard, A. G.

Dark Wonderland - Herzbube: Band 2

"Ich esse jetzt nur noch so, mit Teetassen und Untertellern. Und ich ziehe mich jeden Tag wie Alice an. Ich weiß, wie man Wahnsinn nachahmt. Ich habe es von der Meisterin gelernt."

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Inhalt

Ein Jahr ist vergangen, seitdem Alyssa und Jeb aus dem Wunderland zurückgekehrt sind. Jeb, ohne Erinnerungen an sein Abenteuer, ist ein aufstrebender Künstler und glücklich mit Alyssa zusammen. Diese befindet sich kurz vor ihrem Schulabschluss. Die beiden planen ihr gemeinsames Leben in London. Doch als Morpheus plötzlich bei ihnen auftaucht und um Alyssas Hilfe bei der Rettung des Wunderlands und im Kampf gegen Königin Rot bittet, kommt alles anders.

Kritik

Waren es im ersten Teil der Reihe noch eher die verwunschenen Landschaften und verschrobenen Gestalten des Wunderlands, die Alyssa und Leser wie mich faszinierten, sind es in diesem Teil der Reihe die Charakterentwicklungen wie auch die Geschichte an sich. Alyssa lebt ihr Leben nach ihrem Abenteuer mit Jeb und Morpheus im Wunderland weiter, bereitet sich mit ihrer großen Liebe auf ihr neues Leben in London vor und hat mit alltäglichen Problemen zu kämpfen. Doch dann beginnen die Wesen aus Wunderland plötzlich in unserer Welt zu erscheinen und nichts ist mehr sicher - schon gar nicht Alyssas Gefühle. Wie auch schon bei Teil 1 "Dark Wonderland - Herzkönigin" ist man sofort fasziniert von Morpheus und wie Alyssa hin und her gerissen was ihn betrifft.

Obwohl die Geschichte nach wie vor aus ihrer Sicht erzählt wird, erhalten alle anderen wichtigen Charaktere sehr viel Tiefe und entwickeln sich weiter. Ohne dass man genau weiß, was sich in Morpheus Gedankenwelt abspielt und welchen Trick er sich als nächstes ausdenkt, ahnt man doch, dass er sich nichts sehnlicher wünscht als ein sicheres Zuhause zu haben, lieben zu können und geliebt zu werden. Er versteckt seine weiche Seite fast immer, doch wenn es um das Wunderland oder Alyssa geht, dann kämpft er, koste es was es wolle. Auch Alyssas Freund Jeb würde für sein Mädchen und für seine Karriere als Künstler alles geben. Die beiden verbringen weniger Zeit miteinander, als von ihr gewünscht, und doch ist Jeb für sie da, wenn sie ihn braucht.

Bei dieser Geschichte ist das Liebesdreieck ausnahmsweise nicht nervig, sondern sehr spannend und mitreißend. Man mag beide Männer an Alyssas Seite, denn beide würden alles für sie aufgeben, ob sie es zugeben oder nicht. Auch Alyssa erkennt, dass sie dem Charme von Morpheus nicht lange widerstehen kann. Ihre menschliche Seite fühlt sich eher zu Jeb hingezogen, ihre andere Seite Morpheus. Als Leser gönnt man ihr beide Lieben.

Alyssa ist sich selbst und ihrem Stil treu geblieben. Noch immer erstellt sie morbide Kunst, doch nun nutzt sie ihr eigenes Blut statt Insekten für ihre Mosaike. Nach wie vor finde ich es toll, dass A. G. Howard mit Alyssa und Jeb zwei Charaktere geschaffen hat, die sich optisch sehr von den Charakteren aus anderen Büchern unterscheiden. Sie sind gepierct, tätowiert, wild, Punkrocker, statt Cheerleader und Footballspieler und dadurch sehr erfrischend und toll.

Was die Familiengeheimnisse angeht, so hatte ich vermutet, dass alles schon in Teil eins gelöst wurde, da dies der eigentliche Aufhänger der Geschichte war. Doch falsch gedacht. Man ist überrascht, was A.G Howard für weitere Verstrickungen um Familie Gardener und das Wunderland eingefallen sind und man kann gespannt sein, welche Geheimnisse im letzten Teil noch ans Tageslicht kommen werden.

Auch die Thematik rund um das Wunderland ist in diesem Band wieder gelungen. Spielzeuge, die zum Leben erwachen, Düsterholz und Teile aus dem Jabberwocky-Gedicht spielen eine Rolle und lassen einen erneut an die Abenteuer von "Alice im Wunderland" und "Alice hinter den Spiegeln" denken. Neu eingeführt wird IrgendWonders, ein Reich, durch das man durch das Düsterholz gelangt. Falls man je aus dem Reich zurückkommt, wird alles komplett verändert sein. Die Welt verändert einen sosehr, dass am Ende nichts mehr von dem Ding oder der Person, die durch das Portal ging, wiedererkennbar ist. Aus Gründen, die Kenner des Buches bereits wissen, wird dieses Land im Finalband der Reihe eine große Rolle spielen (müssen).

Abgesehen von dem Düsterholz und den bösartig beseelten Spielsachen, begegnen uns auch bereits bekannte Gestalten und Bewohner des Wunderlands. Besonders habe ich mich über Chassie, die Grinsekatze, gefreut, die immer wieder auftaucht. Oder Rabid Weiß, der versucht, Alyssa so gut er kann zur Seite zu sehen. Auch Elfenbein sowie Schwester Zwei spielen eine wichtige Rolle. Trotzdem hält sich das Sammelsorium der Gestalten in Grenzen, da dieser Teil der Geschichte in unserer Welt spielt.

Normalerweise stört mich das bei Mehrteilern, diesmal hätte ich jedoch eine kurze Zusammenfassung des letzten Teils begrüßt. Am Ende von Teil 1 ist so viel passiert, dass ich mich nicht mehr genau an alle Details erinnern kann. So ist es zunächst etwas verwirrend, nur Andeutungen serviert zu bekommen, ohne sich einen Zusammenhang bilden zu können.

Für mich ist nicht nachvollziehbar, warum das Cover geändert wurde und nicht wie bei Teil 1, das Cover der Originalausgabe ist. Der Umschlag der Originalausgabe stellt Morpheus für mich viel besser dar und man erkennt viele Kleinigkeiten aus Wunderland, was bei der deutschen Ausgabe leider weniger gegeben ist.

Fazit

"Dark Wonderland" ist und bleibt eine fantastische Geschichte, die gekonnt Elementen von Lewis Carrolls berühmter "Alice"-Geschichte nutzt und diese neu interpretiert und in Szene setzt. Die Charaktere sind großartig, die Liebesgeschichten mitreißend und die Gestalten Wunderlands düster und faszinierend zugleich. Durch den fiesen Cliffhanger am Ende des Buches kann man es kaum erwarten, endlich Buch 3 in Händen zu halten, was dann leider schon den Abschluss der Reihe bildet.

Zur Rezension von Band 1 "Herzkönigin"

Anika W. - myFanbase
15.12.2015

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