Bewertung
Lu, Marie

Legend - Schwelender Sturm

"He is beauty, inside and out. He is the silver lining in a world of darkness. He is my light."

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Inhalt

Nach Days Befreiung schließt er sich zusammen mit June den Patrioten an, die ihnen eine medizinische Versorgung und die Rettung seines jüngeren Bruders Eden, der sich noch immer in den Händen der Republik befindet, versprechen. Im Gegenzug fordern sie Hilfe bei der Ermordung des neuen Elektors Anden, um eine Revolution in Gang zu setzen, die der Republik endgültig ihr Ende bereiten soll. Day und June nehmen das Angebot ohne lange zu zögern an. Sobald June den Elektor näher kennenlernt, kommen ihr jedoch erste Zweifel an dem Plan auf: Ist der Elektor wirklich so kaltblütig wie sein Vorgänger oder kann die Republik mit ihm ein neues Gesicht bekommen? June muss sich unter Zeitdruck entscheiden, wem ihre Loyalität gilt und auch Day muss festlegen, wem er in dieser schweren Zeit sein Vertrauen schenkt.

Kritik

Die Geschichte um Day und June, ein Paar, das unterschiedlicher kaum sein könnte, aber dennoch zusammen gefunden hat und nun ein gemeinsames Ziel verfolgt, geht in die zweite Runde. Nach dem fesselnden ersten Band waren meine Erwartungen entsprechend hoch, auch wenn es in dem Genre leider häufiger vorkommt, dass der Folgeband enttäuschend ist. Dies ist hier aber glücklicherweise nicht der Fall.

Junes außergewöhnliches Talent empfand ich nicht mehr als so störend wie im ersten Teil, sondern nun viel mehr faszinierend. In diesem Band wird vor allem ihre Fähigkeit, die Zeit über Stunden hinweg sekundengenau zu zählen, ohne auf die Uhr zu schauen und in ihrer eigentlichen Handlung beeinträchtigt zu werden, hervorgehoben. Diese Eigenheit von ihr muss man so hinnehmen, um das Buch genießen zu können. Letztendlich ist es auch einer der Gründe dafür, warum June so ein Juwel für die Republik ist. Doch im Gegensatz zu damals schätzt sie der neue Elektor nicht nur wegen ihrer herausragenden kognitiven Fähigkeiten, sondern auch wegen ihrer Persönlichkeit. Sie hat durch die Rettung von Day vor seiner Hinrichtung die Herzen der Republik gewonnen. Das ist etwas, von dem er selbst noch weit entfernt ist. Kein Wunder also, dass er June auf seiner Seite haben will.

Dabei geht die Verbindung der beiden bald über eine politische Partnerschaft hinaus und so rückt die Thematik der Liebe in diesem Band in einer ganz anderen Art und Weise als in "Legend – Fallender Himmel" in den Mittelpunkt. Im ersten Teil bestand kein Zweifel an der Liebe zwischen Day und June. Nun geraten die beiden nicht wie in dem Genre typisch in ein Liebesdreieck, nein, es gibt gleich vier Personen, die etwas füreinander empfinden. Leider ist es – zumindest bisher – nicht so, dass die Gefühle der Vier miteinander vereinbar sind, denn zwei Damen kämpfen in diesem Band um Day und dieser mit einem anderen Mann um June. Dass etwas in dieser Art kommen musste, war abzusehen und die aufkommende Eifersucht auch keinesfalls störend, sondern dem Alter der Protagonisten angemessen.

Viel aufregender als die Liebeleien der einzelnen Charaktere ist jedoch die politische Situation in dem Land. Spannung ist hier in jedem Fall geboten, besonders der Mittelteil konnte mich so sehr fesseln, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Sowohl Day als auch June müssen sich entscheiden, wem sie loyal gegenüber sind. Die Autorin schafft es, nahezu jede mögliche Entscheidung nachvollziehbar zu machen. Das bedeutet nicht, dass die Charaktere einem so fremd sind und man nicht genug über ihre Gefühlslage weiß, um ihre Entscheidungen vorhersehen zu können. Ganz im Gegenteil, die Autorin schafft es durch den ständigen Perspektivenwechsel von Day und June, dem Leser einen Einblick in die Gedanken der beiden zu erschaffen und somit verständlich zu machen, warum sie so hin- und hergerissen zwischen den verschiedenen Parteien sind. June muss sich zwischen einem komfortablen Leben als Heldin der Republik und ihrer großen Liebe Day entscheiden. Dieser wiederum schwankt zwischen ihr und den Patrioten, die ein scheinbar vernünftiges Ziel verfolgen, nämlich die Republik zu beenden. Nicht zu vergessen ist hierbei auch Tess, die ebenfalls eine Entscheidung in dem Band zu treffen hat und damit durchaus für eine Überraschung sorgt. Ihr Charakter nimmt in diesem Band viel stärkere Züge an und sie erhält so das Rampenlicht, das ich mir im vorherigen Band für sie gewünscht habe.

Die große Stärke dieser Reihe ist also neben der Spannung vor allem auch die Charakterstärke der Protagonisten und deren Tiefgang. Es handelt sich hier nicht um eine rebellische Gruppe an oberflächlichen Teenagern, sondern Personen, die gezeichnet durch persönliche Schicksale in ihrer Vergangenheit, dem Streben nach einer besseren Welt und der Liebe untereinander handeln. Dabei sind sie keinesfalls perfekt, sie haben ihre Ecken und Kanten und denken auch mal egoistisch. Aber gerade das macht sie liebenswert und real.

Fazit

Mit "Legend - Schwelender Sturm" ist Marie Lu eine spannende Fortsetzung gelungen, die Lust auf mehr macht. Das Ende lässt bei mir keine Zweifel daran offen, dass uns mit dem dritten Band ein Herzschlagfinale bevorsteht, das ebenso fesselnd und emotional wie seine Vorgänger wird.

Zur Rezension von Band 1 "Legend - Fallender Himmel"

Zur Rezension von Band 3 "Legend - Berstende Sterne"

Laura Krebs - myFanbase
29.06.2015

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