Bewertung
Bonansinga, Jay & Kirkman, Robert

The Walking Dead

Mit diesem Höllentrip beginnt die Story des Mannes, den sie später nur noch den "Governor" nennen werden – eines unmenschlichen Despoten, der mit harter Hand über eine kleine Siedlung von Überlebenden regiert. Dies ist seine Geschichte ...

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Inhalt

Nachdem scheinbar weltweit eine Plage ausgesprochen ist, welche die Infizierten in Fressmaschinen verwandelt, die nur von niederen Instinkten getrieben auf der Suche nach Fleisch sind, ist die Zivilisation mit all ihren sozialen Strukturen zusammengebrochen. Es gibt keinen Strom, Handyempfang oder Internet mehr, jeder ist auf sich selbst angewiesen im Kampf ums Überleben. In dieser gefährlichen Welt ist Philip Blake der Anführer einer kleinen Gruppe Überlebender, zu denen neben seiner Tochter Penny auch sein Bruder Brian sowie seine alten Freunde Nick und Bobby gehören. Er entscheidet unangefochten, wohin die Reise führt, denn eines ist klar, sie benötigen einen sicheren Ort, wenn sie nicht den Zombies zum Opfer fallen wollen ...

Kritik

Der Leser wird sofort mitten ins Geschehen geworfen, er sitzt mit Brian und dessen Nichte Penny in einer Abstellkammer, während draußen die Zombies getötet werden und deren Blut langsam durch den Türspalt ins Innere läuft. Brian hält Penny die Ohren zu, damit sie nichts hören muss, und scheint dabei nur zu bereuen, dass er nicht noch ein paar zusätzliche Hände hat. Erst nachdem alle Zombies im Haus beseitigt wird, werden die restlichen Charaktere vorgestellt: Philip Blake, Brians Bruder und Anführer der Gruppe, und dessen Freunde Bobby und Nick.

Während Philip und seine Freunde toughe Kerle sind, die mit der Situation scheinbar gut zurechtkommen, auch wenn es darum geht, den Infizierten den Schädel einzuschlagen, ist Brian eher ängstlich und sichtlich überfordert. Nur zu gern kümmert er sich um seine Nichte, welche der neuen Welt schüchtern und traumatisiert entgegenblickt, jedoch unerschütterlich ihrem Vater vertraut.

Im Mittelpunkt steht also klar die Familie Blake. Ihre unterschiedlichen Charaktere sind gut und glaubwürdig gezeichnet, während man zunächst kaum etwas über die Freunde von Philip erfährt. Schnell beginnt einem Penny ans Herz zu wachsen, aber auch für die beiden Brüder ist dort Platz, denn beide werden von ihrem Umfeld in ihre jeweiligen Rollen gedrängt und versuchen sie so gut wie möglich auszufüllen, gleich was für Schwierigkeiten auftauchen. Und an denen wird nicht gespart, immerhin wird dem Leser ja ein Höllentrip versprochen und diesen bekommt er auch geboten. Manchmal geht es fast zu schnell, während die Gruppe von einer gefährlichen Situation in die Nächste schlittert und scheinbar keine Ruhe findet. Anders wäre es allerdings auch seltsam, immerhin ist die Welt nun ein gefährlicher Ort, an dem nichts mehr so ist, wie es einmal war.

Der Leser merkt schnell, dass ihm nicht nur Statisten vorgeworfen werden, welche in der nächsten Szene durch Zombies auf die eine oder andere Art sterben, sondern die Charaktere ausgearbeitet sind und sich mit der Geschichte weiterentwickeln. Besonders der spätere Gouvernor macht eine erhebliche Veränderung durch, die sich nur dadurch erklären lässt, dass, wenn sich die Umgebung wandelt, die Person es auch tun muss, wenn sie nicht sterben will. Es wird nicht geurteilt, die Charaktere tun was sie müssen um zu überleben. Dies wird in jedem Satz deutlich, der moralische Zeigefinger wird dabei glücklicherweise selten gezückt.

Die Grundgeschichte an sich ist nicht neu: ein Virus bricht aus, der Menschen in seelenlose Fressmaschinen verwandelt. Darüber gab es bereits Bücher und Filme, interessant ist jedoch, dass keine Tatsachen aufgetischt werden, weder von einem allmächtigen Erzähler, noch von den Charakteren an sich, denn bei denen handelt es sich immerhin um ganz gewöhnliche Menschen, nicht um Wissenschaftler. Somit stehen im Mittelpunkt nicht Fragen wie: Woher kommen die Zombies? Können die Infizierten noch geheilt werden? Was passiert mit einem Zombie, sobald ihm die Nahrung ausgeht? Und wie wird das alles enden? Nein, den Charakteren ist bewusst, dass sie dafür keine Zeit haben, geht es doch schlicht und ergreifend um das nackte Überleben. Niemand zaubert Erkenntnisse aus dem Hut oder eine schnelle Lösung für alle Probleme - eine mutige und kluge Entscheidung der Autoren. Denn selbst wenn die Charaktere einmal ein wenig zur Ruhe kommen und sich für kurze Zeit in Sicherheit wiegen, haben Probleme wie genügend Nahrung und Trinkbares Priorität.

Fazit

Ein Spontankauf, der genau das bot, was er versprach: Zombies und - was wohl mehr den Ausschlag zum Kauf gegeben hat - die Vorgeschichte des Gouvenors und einen kurzen Einblick in die Ereignisse von Woodbury. Ohne bereits Fan der Serie zu sein, hätte ich das Buch wahrscheinlich nicht gekauft und würde es wohl auch niemanden empfehlen, der nicht entweder die Serie oder den Comic kennt, da die ganze Geschichte nicht gänzlich abgeschlossen ist, sondern mehr ein Bindeglied darstellt. Da ich gut unterhalten wurde - nur teilweise störten die Rechtschreibfehler, aber daran ist ja der Verlag schuld, nicht das Buch an sich - vergebe ich 5 von 9 Punkten. Zu meinen absoluten Lieblingsbüchern wird es nie gehören, aber ich würde es wieder lesen.

Charleen Winter - myFanbase
26.10.2012

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