Bewertung
Mylet, James

Love Is On Air

"... aber mein Dad fand den [Jingle] frech und hat mich gezwungen, ihn wieder rauszunehmen."

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Inhalt

Dem 17-Jährigen Lex gehört ein Piratenradiosender im irländischen Städtchen Clifden, doch im Sommer soll dieses Kapitel seines Lebens ein fulminantes Ende finden: Bevor er nach London geht, zum Studieren und zum Arbeiten bei XFM, möchte er ein Festival veranstalten mit seiner liebsten Reggaeband – und Sex haben möchte er auch einmal.

Kritik

Zu den Details von Lex' Zielsetzung gehört die schöne Michelle, wäre da nicht deren hohlköpfiger Sportlerfreund Liam. Lex' Freunde Davey und Doh sind da auch keine besondere Hilfe: Doh posaunt im Radio raus, dass Lex noch Jungfrau ist.

Aber Davey hat es ohnehin schwer genug: Seine Mutter erkrankt im Verlauf der Geschichte an Krebs und stirbt. Auch, wenn einige Teile des Buchs aus einer anderen Perspektive erzählt werden, reißt hier Lex die Beschreibung an sich. Darin ist er – Achtung, Ironie an! – wahnsinnig gut: Da stirbt die Mutter seines besten Freundes und er redet erst einmal fünf Seiten über seine Trinkgewohnheiten. Sicher, die Beerdigung endet auch in einem Besäufnis, doch Lex ist die meiste Zeit damit beschäftigt, über sich selbst zu reden. Gut, dass er auch zugibt, ein Narzist zu sein.

Lex scheint von seinem Umfeld völlig grundlos total geliebt zu werden. An den Problemen seiner Mutter und seines kleinen Bruders Sean wird nur minimal gekratzt, denn Lex ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Er ist kein Nerd, betont aber, super klug zu sein, besteht auch seine Abschlussprüfungen streberhaft – und lästert gleich noch mehr über dumme Leute.

Zum Ende des Sommers hin freundet Lex sich mit Liam an. Und als Davey das Festival gefährdet, gibt Lex dieses kampflos auf. Lex muss schließlich aus der Stadt fliehen. Das Buch endet ohne eine wirkliche Entwicklung und völlig abrupt, dafür mit Hass auf Bono von U2, der sich durch das ganze Buch zieht. Selbstredend findet der allwissende Lex auch, dass My Chemical Romance den Tod romantisieren. Soviel Ahnung hat er als aufstrebender Musiktyp gleich von Musik. Aha.

Dennoch lässt er sich noch zu einer rock'n'rolligen Aussage hinreißen: "Ich sollte so was wie eine Drogenphase in meinem Leben haben, aber ich glaube, ich bin einfach nicht so gut darin." Natürlich nicht. Du bist viel zu sehr damit beschäftigt, über irgendetwas nachzudenken, als dich in die Handlung fallen zu lassen, Meister.

Fazit

Ist "Love Is On Air" ein Coming-of-Age-Roman? Leider nein.

Simone Bauer - myFanbase
24.10.2012

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