Bewertung
Weyh, Florian Felix

Toggle

"Der Datenschutz ist tot, finden Sie sich damit ab!"

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Inhalt

Nach mehreren beruflichen Rückschlägen ist der gelernte Radiologe und Familienvater Nikolaus Holzwanger froh, einen Posten bei Toggle Deutschland, einer Zweigstelle des größten Internetsuchmaschinenbetreibers der Welt, Toggle Inc., ergattert zu haben. Holzwanger soll dabei helfen, ein umstrittenes Projekt namens Toggle Books, das vorsieht, sämtliche Buchbestände der Welt einzuscannen und als Donwloads zur Verfügung zu stellen, zu vermarkten. Als es bei einer Veranstaltung für Toggle Books einen Todesfall gibt, beginnt Holzwanger zu ahnen, dass der vermeintliche Traumjob keiner ist. Eine politische Schrift aus dem 18. Jahrhundert und ein geheimes Projekt mit der Bezeichnung Toggle Democracy sind der Schlüssel zu einem Plan, der die gesamte Weltordnung auf den Kopf stellen könnte.

Kritik

Man könnte annehmen, dass Florian Felix Weyh einfach nur ein paar Buchstaben ersetzt hat, aber ein bisschen mehr steckt schon dahinter. Toggle ist nicht nur eine eindeutige Anspielung auf Google, sondern auch der englische Ausdruck für die Umschalttaste und den Ein-/Aus-Schalter am Rechner.

Die Handlung dieses Romans spielt überwiegend in Deutschland, aber auch in den USA, in England, in Italien und in Frankreich. Die Protagonisten sind Kinder, Jugendliche und Erwachsene verschiedenster Nationalität ab 5 Jahren aufwärts, von denen die meisten in der Gegenwart leben, einige aber auch im 18. Jahrhundert. Diese Vielfalt ist in sich logisch, denn schließlich sprechen wir hier von einem Roman über das World Wide Web. Einen Film über Farben dreht man ja auch nicht in Schwarz/Weiß.

"Toggle" erzählt eine zeitgemäße Geschichte über die Macht und die Möglichkeiten von Suchmaschinen wie Google und sozialen Netzwerke à la Facebook. Wir alle kennen diese Angebote, wir alle nutzen sie und wir alle hinterlassen dabei das, was in diesem Roman als "digitaler Schatten" bezeichnet wird. Zu welcher Waffe diese digitalen Schatten, diese von uns überall im Netz hinterlassenen Spuren, werden können, deutet der Autor Florian Felix Weyh hier an.

Für uns Leser beginnt alles mit dem Projekt Toggle Books. Bei der Aussicht darauf, dass alle Bücher der Weilt eingescannt werden und danach jederzeit abrufbar sind, denkt man im ersten Moment an all die Schriftsteller, Buchhändler und Buchbinder, die dadurch extrem benachteiligt werden, und erkennt erst auf den zweiten Blick die tiefer gehenden Risiken. Nicht alles, was zwischen zwei Buchdeckeln gepresst wurde, gehört ins digitale Bewusstsein. Viele Bücher verstauben zurecht in irgendwelchen Kellerräumen und werden nicht mehr gedruckt, da ihr Inhalt sehr fragwürdig ist. Wenn alle Bücher unabhängig von ihrem Inhalt, ihrem Autor und dem zeitlichen Kontext, in dem sie entstanden sind, ins Netz gelangen, verbreiten sich plötzlich Ideen, die bestensfalls überholt, schlimmstenfalls gefährlich sind - und mit den Möglichkeiten des Internets lassen sich besagte Ideen womöglich sogar verwirklichen. Damit kommen wir dann zu Toggle Democracy, aber mehr verrate ich darüber nicht.

"Toggle" beschäftigt sich mit interessanten, aktuellen Szenarien, in die man sich als Internetnutzer gut hineindenken kann, was den Roman sehr lesenswert macht. Als hochspannend habe ich das Buch freilich nicht empfunden und die Protagonisten sind zum Teil nach etwas klischeehaften Mustern gestrickt, aber dem allgemeinen Unterhaltungswert tut dies kaum einen Abbruch.

Fazit

"Toggle" ist ein moderner und interessanter Roman über Suchmaschinen und soziale Netzwerke.

Maret Hosemann - myFanbase
27.03.2012

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