Bewertung
Huston, Charlie

Stadt aus Blut

Ein Joe-Pitt-Roman.

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Inhalt

Joe Pitt ist ein Vampir in Manhattan und verdient sich seinen Lebensunterhalt als inoffizieller Privatdetektiv. Auf der Suche nach dem Überträger einer Zombieseuche hinterlässt er drei Leichen und einen lebendigen Zeugen, dem er auch noch Blut abgezapft hat. Die Koalition, der mächtigste Vampirclan der Stadt, ist davon gar nicht begeistert. Um Wiedergutmachung zu leisten, soll Joe die ausgerissene Tochter einer der reichsten Familien Manhattans finden. Der Fall führt Joe wieder zurück zu den Zombies und erregt auch die Aufmerksamkeit der anderen Vampirclans der Stadt. Als Joes Blutreserven gestohlen werden, muss er durch die Hölle gehen, um am Leben zu bleiben.

Kritik

Viele Buchfans, besonders Anhänger der Fantasyliteratur, sind mittlerweile pappsatt von all den Vampirromanen, die seit Jahren den Markt überschwemmen. Um dieses unerfreuliche Völlegefühl loszuwerden, lohnt sich durchaus ein Besuch in der "Stadt aus Blut". Der Auftakt zu Charlie Hustons fünfteiliger Romanreihe über den Vampirdetektiv Joe Pitt wirkt wie ein gesunder Appetitanreger und weckt neuen Hunger auf dieses zunehmend schaler werdende Genre.

Tatsächlich spielt Hunger eine wesentliche Rolle in diesem Roman. Der Protagonist Joe verliert seinen Blutvorrat und erlebt einen sehr schmerzhaften, aber auch bewusstseinserweiternden Entzug. Damit macht er unfreiwillig eine Erfahrung, die Manhattans unheimlichster Vampirclan, die Enklave, für den richtigen Weg hält. Die Mitglieder dieser sektenähnlichen Gruppierung nehmen willentlich kaum oder gar kein Blut zu sich, um eine höhere Ebene der Existenz zu erreichen. Ihr Anführer Daniel sieht in Joe einen möglichen Messias, was diesen überhaupt nicht begeistert.

Die verschiedenen Vampirclans, die Manhattan unter sich aufgeteilt haben und unterschiedliche Philosophien vertreten, sind ein besonders gelungenes Element dieses Romans und machen neugierig auf die Fortsetzungen. Das Verhältnis zwischen den Gruppierungen gleicht einem Kalten Krieg, der sich jederzeit entzünden könnte. Joe ist zwar offiziell unabhängig und gehört zu keinem Clan, doch wirklich frei ist er dennoch nicht. Neben dem Interesse der Enklave an seiner Person, bekommt er es auch immer wieder mit der Society zu tun, einem idealistischen Clan, der danach strebt, die Existenz der Vampire öffentlich zu machen und sie in die menschliche Gesellschaft einzugliedern. Joe wohnt auf ihrem Gebiet und kann sich ihrem Einfluss nie ganz entziehen. Darüber hinaus erledigt Joe oft Aufträge für die Koalition, die im direkten Kontrast zur Society eine strikte Politik der Geheimhaltung pflegt. All dies wird wirklich interessant beschrieben.

Charlie Huston zeichnet definitiv kein romantisches, sondern ein hartes, glaubwürdiges Vampirbild. Der Auslöser für die Verwandlung in einen Vampir ist ein mysteriöses Virus, über das die Betroffenen selbst nur sehr wenig wissen. Da sich Joe nicht ganz darüber im Klaren ist, auf welche Weise er das Virus übertragen kann, will er nicht mit seiner Freundin Evie schlafen. Diese wiederum ist HIV-Positiv und hat daher ebenfalls kein Interesse an Sex mit Joe, nicht ahnend, dass er ein Vampir ist, dem HIV gar nichts anhaben kann. Uns begegnet also auch hier wieder eine Liebesgeschichte zwischen Mensch und Vampir, die jedoch ganz ohne Kitsch und überkochende Leidenschaft auskommt. Nur ein recht stereotypischer Moment, in dem Evie Joe mit einer Klientin sieht und falsche Schlüsse zieht, hat mich etwas genervt.

Huston zieht einige Parallelen zwischen dem Vampirismus und realen, ansteckenden Krankheiten unserer Zeit, über die man noch viel zu wenig weiß und die daher auch nicht heilbar sind. Die durchaus positiven Effekte des Vampirismus, wie geschärfte Sinne und überlegene Stärke, werden ebenso überzeugend geschildert wie die negativen Symptome, allen voran der Blutdurst und die tödliche Wirkung von Sonnenlicht. Dabei wird deutlich gemacht, in welcher engen Verbindung die positiven Effekte mit den negativen Symptomen stehen, denn letztlich sind die scharfen Sinne und die Körperkraft nur Werkzeuge, um den Blutdurst zu stillen. Joe muss eine Menge Vorsichtsmaßnahmen treffen, damit sein Leben funktioniert. Wird er sabotiert, wie durch den Diebstahl seines Blutvorrats, geht er wirklich durch die Hölle.

Fazit

Wer die Nase voll hat von romantischer Vampirfantasy, ist bei Charlie Huston an der richtigen Adresse. "Stadt aus Blut" ist düster, echt und spannend.

Zur Rezension von Band 2 "Blutrausch"

Zur Rezension von Band 3 "Das Blut von Brooklyn"

Maret Hosemann - myFanbase
04.12.2011

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