Bewertung
Lindemann, Hauke

Bote ins Jenseits

Von einem Unfall, der keiner war, und Engeln, die keine sind.

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Inhalt

Thore Kamp ist jung, erfolgreich und hat eine potentielle neue Freundin am Start. Kein Wunder also, dass ihm sein plötzlicher Tod nicht besonders gut in den Kram passt. Im Jenseits erfährt er dann auch noch, dass er eigentlich erst Jahrzehnte später hätte abtreten sollen. Das kann nur eines bedeuten: er wurde ermordet! Kamp will sich nicht damit abfinden, dass sein Mörder womöglich ungeschoren davon kommt, und findet heraus, dass das Jenseits für solche Fälle so genannte Vergeltungsboten bereit stellt, die sich auf die Erde begeben, um nach dem Täter zu suchen. Kamps Vergeltungsbote wird schließlich Gregor, der für seine Mission in die Rolle eines Privatdetektivs schlüpft, und auch Kamp selbst kehrt für die Mörderjagd vorübergehend unter die Lebenden zurück – in Gestalt eines Hundes.

Kritik

Die Weltreligionen beeinflussen unsere Vorstellung vom Tod und dem, was danach kommen könnte, sehr massiv. Auch Menschen, die nicht religiös sind, die sich vielleicht sogar als Atheisten bezeichnen, haben bestimmte Bilder im Kopf, die ihnen von der Religion, die in ihrem Umfeld am stärksten verbreitet ist, vermittelt wird. In christlich geprägten Ländern wird man beispielsweise kaum einen Menschen finden, dem Begriffe wie "Himmel", "Hölle" oder "Engel" unbekannt sind und der sich nichts unter ihnen vorstellen kann. Selbst der sturste Atheist dürfte dann, wenn er stirbt und feststellt, dass es tatsächlich ein Leben nach dem Tod gibt, sofort damit rechnen, auf besagte Engel zu treffen und in Richtung Himmel oder Hölle geschickt zu werden. Thore Kamp, dem Hauptprotagonisten dieses Fantasy-Romans, ergeht es so ähnlich. Er war nie ein religiöser Mensch, doch nach seinem plötzlichen Ableben und der Erkenntnis, dass es ein Danach gibt, stellen sich bei ihm sofort gewisse Erwartungen ein, die sich natürlich nicht bestätigen, denn sonst wäre dieses Buch ja im wahrsten Sinn des Wortes todlangweilig.

Es gibt, so erfahren wir zusammen mit Kamp, weder Himmel noch Hölle. Die Seelen können nach dem Tod wählen, ob sie wiedergeboren werden wollen, oder ob sie lieber im Jenseits bleiben und sich in einer der Städte, die ruhigere Kopien weltlicher Orte sind, niederlassen. Die dritte Möglichkeit ist eine Karriere als ... nein, nicht als Engel, sondern als so genannter Bote. Diese Boten kommen der christlichen Vorstellung von Engeln ziemlich nahe, betonen aber bei jeder sich bietenden Gelegenheit, keine Engel zu sein.

Hauke Lindemanns Jenseitsbild ist durchaus gelungen und amüsant. Es offenbart einige Seitenhiebe auf das Christentum, ohne dieses zu beleidigen. Der Großteil der Handlung spielt jedoch im Diesseits, wo sich der Vergeltungsbote Gregor und der temporär in einen Hundekörper verpflanzte Kamp auf Mördersuche begeben. Krimifans kommen dabei nicht wirklich auf ihre Kosten, denn wenn man ehrlich ist, lässt sich ziemlich schnell erahnen, wer Kamps Mörder ist und in welchem Bereich das Tatmotiv angesiedelt ist. Auch der Weg, den Kamp in seinem Leben nach dem Tod einschlagen wird, ist von Beginn an offensichtlich. Seinen Unterhaltungswert bezieht dieser Roman somit vor allem aus dem Zusammenspiel zwischen Gregor und Kamp, die langsam Freunde werden, und aus dem, was dieses Jenseits im Allgemeinen und die Vergeltungsboten im Speziellen zu bieten haben.

Fazit

Es mangelt dem Fantasy-Roman "Bote ins Jenseits" etwas an Spannung hinsichtlich der Kriminalstory, dennoch ist das von Hauke Lindemann kreierte Grundkonzept interessant und unterhaltsam genug, um auch die Fortsetzung "Wenn Engel morden" ins Visier zu nehmen.

Zur Rezension von Band 2 "Wenn Engel morden"

Maret Hosemann - myFanbase
28.08.2011

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