Bewertung
Kate, Lauren

Engelsnacht

Wieder geboren, um wieder zu lieben.

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Inhalt

Etwas Schreckliches ist passiert, so unfassbar, dass Luce es selbst nicht glauben kann. Ein Junge, ihr erster Kuss, Flammen – sein Tod. Fast ihr ganzes Leben lang sieht sie düstere Schatten. Sie wirbeln um sie herum und bescheren ihr eine unangenehme Gänsehaut. Sie zu ignorieren ist nahezu unmöglich. Und dann das. Natürlich glaubt niemand ihre abstrusen Geschichten und so verschlägt es Luce an die Sword & Cross, ein Internat für durchgedrehte Jugendliche – auch "Freaks" genannt.

Gleich an ihrem ersten Tag begegnet sie ihm Daniel Grigori, einem attraktiven sowie distanzierten jungen Mann. Vom ersten Moment an fühlt sie sich magisch zu ihm hingezogen und könnte schwören, ihm irgendwo schon einmal begegnet zu sein. Daniel hingegen lässt sie eiskalt abblitzen, ohne das Luce weiß, warum. Was sie nicht ahnt: sie und Daniel sind verdammt. Während Daniel ein gefallener Engel ist und in der Welt der Sterblichen existieren muss, wird Luce alle 17 Jahre wiedergeboren und verliebt sich jedes Mal aufs Neue in ihn ... und stirbt, sobald sie ihm zu nahe kommt.

Kritik

Betrachtet man das Cover von "Engelsnacht", verspricht es einen spannenden Dark-Fantasy-Roman, düster und romantisch. Führt man sich indessen den Klappentext zu Gemüte, offenbart er bereits einen typischen Jugendroman nach dem Schema F – junges Mädchen verliebt sich in den süßesten Jungen der Schule und kommt hinter sein dunkles Geheimnis, das ihr Leben für immer verändern wird.

Im Prolog lässt sich erahnen, was man dank der Inhaltsangabe bereits weiß: England im Jahre 1854, ein junger Mann und ein Mädchen umschwirren sich, wie die Motten das Licht. Er versucht ihr zu wiederstehen und doch, er muss sie einfach küssen, woraufhin sie sich direkt vor seinen Augen in Luft auflöst und er frustriert zurückbleibt. Somit bietet der Prolog eine kurze Einleitung der Geschehnisse, die später noch folgen werden, nur diesmal ein wenig anders - und leider nicht besonders mitreißend erzählt.

Die Atmosphäre wirkt von Beginn an düster und melancholisch, schafft es aber dennoch nicht, der Geschichte den nötigen Biss zu verleihen. Es dauert eine ganze Weile, bis die Story an Fahrt gewinnt und der vor sich hin plätschernde Springbrunnen zu einer Sturmflut wahrer Gefühle mutiert. Die Liebesgeschichte ist vorhersehbar und bietet trotz der tollen und etwas anderen Grundidee nichts wirklich Neues. Es gibt zwar durchaus Charaktere, die kleine Lichtfunken in die Dunkelheit streuen und der Geschichte einen gewissen Kick verleihen, die aber trotzdem unzugänglich wirken. Das Stichwort lautet "Geheimnisse", und die hat fast jeder an der Sword & Cross. Der Leser erfährt nie wirklich etwas über die Vergangenheit bzw. Motive der Charaktere und tappt die meiste Zeit über im Dunkeln. Das gilt auch für Daniel, von dem wir bereits wissen, dass er ein Gefallener ist und Luce mit seinen Handlungen eigentlich nur schützen möchte. Was gibt es noch über ihn zu sagen? Ah, er sieht gut aus, liebt Luce seit ewigen Zeiten und ist – nur noch mal zur Sicherheit – ein gefallener Engel. Aber warum er und Luce verdammt sind und Daniel vom Himmel verbannt wurde (außer den biblischen Hintergründen), wird selbst am Ende des Buches offen gelassen.

Kurz: zum Schluss ist man genau so schlau, wie zu Beginn. Und da der Buchrücken bereits das Geheimnis um Luce und Daniel enthüllt, gibt es hier nichts wirklich Interessantes zu entdecken. Wirklich schade!

Am meisten Probleme bereitet jedoch Luce, die sich nicht nur in einen, sondern gleich in zwei Jungs verliebt – eine typische Dreiecksgeschichte. Wobei "verliebt" vielleicht das falsche Wort ist. Wenn Daniel sie nicht will, dann verbringt sie ihre Zeit halt mit Cam, der gut aussieht (wie soll es auch anders sein) und ihr von Anfang an klar macht, dass er scharf auf sie ist. Seine offene Art und seine durchdringenden, grünen Augen sprechen da für sich. Wer kann sich dem schon entziehen? Betrachtet man sie genauer, ist Luce ein schwacher Charakter. So weiß sie z. B. nicht, was sie will, lässt sich irgendwie von allen Personen mitschleifen, auch wenn sie oftmals gar keine Lust dazu verspürt, und leidet unter einem mangelnden Selbstbewusstsein. Erst zum Ende hin erwacht sie langsam aus ihrem Dornröschenschlaf, wenn der Mann ihrer Träume mit majestätischen Schwingen herangeflogen kommt und sie zum x-ten Mal rettet.

Weiteres Manko: Leider wurde bei der deutschen Übersetzung bzw. Korrektur keine gute Arbeit geleistet. Der Text ist reichlich mit Rechtschreib - und Grammatikfehlern gespickt, die so offensichtlich sind, dass man sie gar nicht übersehen kann. Größter Fauxpas ist jedoch, dass einmal "Daniel" durch "David" ersetzt wurde.

Fazit

"Engelsnacht" ist ein ganz passabler Dark-Fantasy-Schmöker, der nicht auf ganzer Linie überzeugen kann und unter den derzeitigen Jugend-Fantasy-Romanen nicht besonders heraussticht. Kann man lesen, muss man aber nicht. Es bleibt zu hoffen, dass der zweite Teil (englischer Titel "Torment") das wieder wett macht.

[url=Zur Rezension von Band 2 "Engelsmorgen"]http://www.myfanbase.de/literatur/buecher/?tid= 3977[/url]

Doreen B. - myFanbase
13.08.2010

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