Bewertung
Wellington, David

Stadt der Untoten

Als die Toten nach Hause kamen, konnte der Westen nicht bestehen.

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Inhalt

Aus unbekannten Gründen kehren die Toten plötzlich als Zombies zurück und zwingen die Zivilisation in die Knie. Die westlichen Kulturen brechen zusammen, nur in den ärmsten Regionen der Welt leisten die Menschen noch erfolgreichen Widerstand. Der amerikanische UN-Waffeninspekteur Dekalb bricht mit einer Armee somalischer Kindersoldatinnen nach New York auf, um Medikamente zu beschaffen. In seiner einstigen Heimatstadt erlebt Dekalb das ganze Ausmaß des unfassbaren Schreckens…

Kritik

Ich habe schon viele Zombiefilme gesehen, aber nie zuvor einen Zombieroman gelesen. Es ist nicht einfach, Zombies wirkungsvoll auf die Kinoleinwand zu bannen, sind sie doch im Gegensatz zu anderen Horrorkreaturen sehr langsam, sowohl auf den Beinen wie auch im Kopf. Auch David Wellingtons Romanzombies sind hirnlose, umherschwankende Untote, die kräftig verwesen, aber unnachgiebig von ihrem Hunger angetrieben werden. Wellington gelingt es dabei jedoch, eine schauerliche und erschreckende Atmosphäre zu erzeugen, wie es Filmregisseuren so oft nicht gelingt. New York als tote Stadt, bewohnt von Millionen von Zombies, deren unstillbarer Hunger stärker als ihr Verfall ist und die sich von nichts aufhalten lassen, bietet schon viel Spannung.

Wellington konzentriert sich nicht auf einen wissenschaftlichen Hintergrund für das Zombiephänomen, sondern begibt sich in den mystischen Bereich und baut Fantasy-Elemente mit ein, was ich zunächst als ein wenig befremdlich empfunden habe, da zu Beginn des Romans nichts darauf hindeutet und es für das Zombiegenre nicht unbedingt typisch ist. Letztlich funktioniert es aber doch recht gut und führt dazu, dass sich "Stadt der Untoten" noch stärker von den Storys gängiger Zombiefilme abhebt. Wer es jedoch bevorzugt, wenn die Zombifizierung eindeutig auf einen Virus oder ein Bakterium zurückgeht und keine fremden Mächte ins Spiel kommen, der sollte sich gut überlegen, ob er David Wellingtons Roman lesen will.

Auch Gesellschaftskritik stellt einen Teil des Romans dar. Während die westliche Welt zusammenbricht und die hochzivilisierten, politisch organisierten Länder untergehen, können sich die Menschen in den ärmsten Regionen der Erde noch gegen die Zombies behaupten. Den an Ordnung und einen hohen Lebensstandart gewöhnten Europäern und Amerikanern gelingt es nicht, dauerhaften Widerstand zu leisten, während die Menschen in den "Pisspötten der Welt", wie es der Ich-Erzähler Dekalb so passend formuliert, zu kämpfen wissen, denn ihr Leben war schon vor dem Zombieproblem schwer, entbehrungsreich und von Angst und Gewalt geprägt. Die Kindersoldatinnen, die Dekalb begleiten, veranschaulichen dies sehr gut. Sie sind hart und kennen, seit sie Laufen und Sprechen können, nichts anderes als Waffen und den Kampf ums Überleben. Tragischer– und ironischerweise sind diese minderjährigen Kriegerinnen immer wieder Dekalbs Rettung im Kampf gegen die Zombies, die einst zivilisierte New Yorker waren.

Fazit

"Stadt der Untoten" ist ein guter Zombieroman, der sich mit Fantasy-Elementen und Gesellschaftskritik von den meisten Filmen des Zombiegenres abhebt.

Maret Hosemann - myFanbase
16.05.2009

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