Atlantis - Hymns for Disco
Der Kanadier Kheaven Brereton (aka K-OS) gehört zu den wenigen Ausnahmekünstlern, bei denen man nie so genau weiß, ob man es nun mit einem Rapper mit außergewöhnlichem Gesangstalent zu tun hat oder doch eher einem Sänger mit gehörig viel Rhythmus im Blut und dem nötigen Flow zum Rappen. K-OS scheint jedenfalls beides meisterhaft zu beherrschen und im Laufe seiner Karriere immer mehr auf seine Sangeskunst zu setzen, so dass man sich mittlerweile wirklich schon fragen muss: Ist das überhaupt noch HipHop?
Schon der Titel des vor kurzem erschienenen dritten Albums des Kanadiers suggeriert etwas völlig anderes. "Atlantis - Hymns for Disco" heißt das gute Stück und trifft damit genau ins Schwarze. Denn Disco-Hymnen liefert K-OS mit der Platte zur Genüge. Auf "Atlantis" findet sich in der Tat so gut wie kein einziger Track, der nicht zum Tanzen oder zumindest zum Mitwippen verführen würde. Kaum in den Gehörgängen angelangt, strömen die großartigen Melodien und unwiderstehlichen Beats nämlich durch den gesamten Körper bis hinunter zu den Füßen, die sich danach nur sehr widerwillig wieder zum Stillstand bringen lassen. Das kann sich beim Autofahren schon mal als äußerst gefährlich herausstellen. Ich spreche aus Erfahrung.
Gleichzeitig ist "Hymns for Disco" auch eine maßlose Untertreibung, denn die eigentliche Stärke dieses Albums liegt ganz woanders. Tanzflächen füllen - das können auch Timbaland oder 50 Cent. Was K-OS jedoch schon seit Jahren und auf seinem Drittwerk ganz besonders erfolgreich praktiziert, vermögen nur die wenigsten. Jenseits aller Stilgrenzen schafft er ungeheuer geistreiche Musik, die sich durch ihren scheinbar grenzenlosen Einfallsreichtum deutlich vom seelenlosen Einheitsbrei seiner Rap-Kollegen abhebt, mit ihrer unfassbaren Vielschichtigkeit jeglicher Genre-Kategorisierungen entzieht und dadurch absolut einzigartig bleibt.
”I feel like a magician with a lot of tricks", liest man auf der ersten Seite des Booklets. Und genau diesen Eindruck vermittelt K-OS auch seinen Hörern in den 13 Songs, die er allesamt aus völlig unterschiedlichen Hüten zu zaubern scheint. Während der Opener sich noch an dem guten alten Oldschool-HipHop orientiert, erinnert das durch Streicher- und Bläserarrangements veredelte "The Rain" vielmehr an die Soul-Balladen der Sechziger. Es folgen Songs, in denen K-OS mal einen Hauch von Reggae versprüht, mal eine Prise Funk oder Gospel, mal von allem etwas und dann obendrein noch eine gehörige Portion Rock’n’Roll serviert. So hätte das überragende "born to Run" mit seinen markanten Gitarrenriffs und dem treibenden Schlagzeug sicherlich auch auf dem Album einer der momentan so angesagten Retro/Indie-Bands eine gute Figur gemacht.
Der ausgefallene und verspielte Sound des Kanadiers ließ sich schon auf seinen Vorgängeralben in absolut keinerlei Schublade stecken. Auf "Atlantis" geht er jedoch noch um einiges weiter. Zu weit, könnte man vielleicht meinen. Denn bei einer derartigen Verschmelzung verschiedenster Stilrichtungen und dem unverhältnismäßigen Einsatz von Klavier, Streichern, Bläsern, Gitarren, ja sogar der Mundharmonika, ist die Gefahr natürlich groß, dass man sich in dieser Masse an musikalischem Input vollkommen verliert. Doch K-OS steht nicht umsonst für "knowledge of oneself". K-OS scheint sich und seine Stärken nämlich sehr genau zu kennen, denn erstaunlicherweise gelingt es ihm trotz seinem spürbaren Überfluss an Ideen außerordentlich gut, eine insgesamt doch sehr runde und in sich stimmige Platte zu liefern.
Ist das jetzt also noch HipHop? Wohl kaum. Aber das ist auch vollkommen egal. Denn es ist schlicht unheimlich gute Musik, die vor Originalität und Abwechslungsreichtum nur so strotzt. Bleibt also nur noch zu hoffen, dass sich die heutige Gangsta-Rapper-Generation ein Beispiel an diesem Zauberkünstler nimmt und die HipHop-Landschaft endlich wieder an Niveau zunimmt. Bei solch grandiosen Disco-Hymnen wie "Sunday Morning" und "CatDieseL" bedarf es nämlich auch keiner leicht bis gar nicht bekleideten Mädels mehr, um von der seichten Musik abzulenken.
Anspieltips:
Sunday Morning
born to Run
CatDieseL
Tracks
1. | ELEctrik HeaT - the seekwiLL | |||
2. | The Rain | |||
3. | FlyPaper | |||
4. | Equalizer | |||
5. | Sunday Morning | |||
6. | mirror in the Sky | |||
7. | born to Run | |||
8. | Valhalla | |||
9. | CatDieseL | |||
10. | black Ice - Hymn 4 Disco | |||
11. | AquaCityBoy | |||
12. | highway 7 | |||
13. | the ballad of Noah |
Paulina Banaszek - myFanbase
14.05.2007
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 23.02.2007Genre: Rap & HipHop
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