Bewertung
Helgason, Hallgrímur

Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

"Der isländische Sommer ist wie ein Kühlschrank, den man sechs Wochen offen lässt. Das Licht ist die ganze Zeit an und das Gefrierfach taut, aber richtig warm wird es nie."

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Inhalt

Der gebürtige Kroate Tomislav Boksic, genannt "Toxic", ist Aufragskiller in New York. Als ihm das FBI zu Nahe kommt, muss er verschwinden, koste es was es wolle. Auf der Flughafentoilette in New York tötet er einen Mann und nimmt dessen Identität an. Wie sich herausstellt, ist Toxic nun ein amerikanischer Pfarrer auf dem Weg nach Island. In dem völlig fremden Land und in der sehr ungewohnten Rolle als fanatischer Mann Gottes muss sich Toxic seiner eigenen Vergangenheit und seinen zahlreichen Sünden stellen - und auch die Liebe klopft unerwartet an.

Kritik

Der Held dieses Romans ist ein Kroate, der im Bürgerkrieg auf dem Balkan kämpfen musste, um anschließend in New York als Auftragskiller seine Brötchen zu verdienen und schließlich in der Rolle eines fundamentalistischen Pfarrers im beschaulich-kalten Island zu landen, das für seine spuckenden Vulkane bekannt ist und nicht für Krieg oder Kriminalität. Mehr Kulturcrash, vereint in einer einzigen Person, geht wirklich nicht. Toxics Eindrücke von Island, von der Sprache, der Kultur und der Landschaft, sind ein Hochgenuss des schwarzen Humors und entlocken dem Leser mehr als ein paar Lacher.

Für Freunde des leichten, unbeschwerten Humors ist der Roman natürlich nicht gedacht. Die Themen, denen sich der Autor Hallgrímur Helgason hier widmet, sind kontrovers und unbequem. Es geht um Krieg, Mord, Religion, Armut und den Eurovision Song Contest. Was Letzterer in Toxics Welt mit Krieg, Mord und Religion zu tun hat, ist nur eines der Beispiele für die bittersüße Ironie, die diesen Roman auszeichnet und die so manches Mal das Grinsen des Lesers abrupt erstarren lässt. Die deutlichste Aussage dieser kroatisch-isländischen Geschichte ist, wie nahe Gut und Böse beieinanderliegen und wie schwer sie manchmal auseinanderzuhalten sind. Wenngleich die Kriminalitätsrate in Island sehr gering ist, gibt es auch dort soziale Ungerechtigkeit und Vorurteile, etwa gegen Ausländer und Homosexuelle.

Die Handlung an sich hat die eine oder andere Überraschung zu bieten, weist aber auch ein paar Vorhersehbarkeiten auf. Es gibt überdies eine ganze Reihe von gelungenen Running Gags, wie zum Beispiel Toxics Methode, die Attraktivität von Frauen zu bewerten, oder seinen stetigen Frust darüber, dass die italienische Mafia weltweit so populär ist, obwohl die organisierte Kriminalität made in Osteuropa den Italienern mittlerweile den Rang abläuft.

Fazit

"Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen" ist ein Roman, der durch seinen schwarzen Humor überzeugt.

Maret Hosemann - myFanbase
03.10.2010

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