Der Fall Felix Tombs

Inhalt

Es war Logan, der am Ende der letzten Staffel vor Veronicas Tür stand und sich nun in ernsthaften Schwierigkeiten befindet. Während einer Massenschlägerei mit den PCHern soll er Felix Tombs erstochen haben. Noch vor der eigentlichen Eröffnungsfolge wird Logan von diesem Verbrechen freigesprochen. Im Verlauf der Staffel wird dieser Handlungsstrang immer komplexer und zieht unter Anderem die Erzrivalen der PCHer, eine irischstämmige Familie namens Fitzpatrick mit ins Geschehen. Außerdem will ein von den Fitzpatricks gekaufter Schönheitschirurg nach Logans eigentlichem Prozess als vermeintlicher Zeuge ans Tageslicht treten und Logan des Mordes überführen. Diese Aussage löst sich in Luft auf, als Logan eine Affäre mit der Tochter des Zeugens (Hanna) beginnt, um ihn so zur Aufhebung seiner Aussage zu erpressen. Während Logan seinen Hals durch intrigante Machenschaften rettet, verliert Weevil beinahe alles durch eben solche. Wie sich herausstellt hat Thumper hinter seinem Rücken Geschäfte mit den Fitzpatricks gemacht und ist so in der Lage die Macht über die PCHer an sich zu reißen und Weevil auszubooten, indem er dem Rest der Gang eröffnet, dass Weevil und Logan (von dem die ärmere Hälfte der Stadt ja immer noch glaubt, dass er schuldig ist) in diesem Fall zusammengearbeitet haben. Wie sich herausstellt war es Thumper, der Felix im Auftrag der Fitzpatricks umbrachte, die ihn tot sehen wollten, weil er eine ernsthafte Beziehung zu einer High-School-Schülerin aus ihrer Familie hatte. Letztlich gelingt es Weevil durch einen weiteren Trick die Fitzpatricks dazu zu bewegen, Thumper zu töten, da sie ihn durch Weevils Zutun der Drogengeldunterschlagung verdächtigen. Doch auch dies hat seine Konsequenzen, denn Weevil wird durch eine Zeugenaussage mit dem Tod Thumpers in Verbindung gebracht und wandert noch während der High-School-Abschlusszeremonie ins Gefängnis.

Review

Wie diese "kurze" Zusammenfassung zeigt, ist diese, eigentliche Nebenstoryline der Staffel nicht ganz einfach zu durchschauen. Viele Informationen werden beiläufig in die Handlung eingestreut (legendär sind hierbei die ca. 60 Sekunden in Folge #2.04 Das eifersüchtige Monster, in denen dieses gesamte Wirrwarr erstmals eingeführt wird), ohne dabei Rücksicht auf die Aufnahmekapazität zu nehmen, über die ein durchschnittlicher Fernsehzuschauer so verfügt. Mir selbst ist es erst beim dritten Sehen der Staffel wirklich geglückt, die Verstrickung der Fitzpatricks und die Geschichte um Molly Fitzpatrick gänzlich zu durchschauen. Zu viel Erinnerungsvermögen und Detailverliebtheit wird dem Zuschauer hier abverlangt. Zwar werden des Öfteren mal Erinnerungen eingestreut, doch diese gehen in den Folgen ebenso unter wie das erstmalige Aufkommen dieser Informationen. Nachdem diese Story noch während der ersten Folge ein zentrales Thema der gesamten Staffel zu werden scheint (immerhin haben sämtliche Veränderungen von LoVe mehr oder weniger eine direkte Verbindung zu ihr), wird sie rasch durch den weitaus aufwendiger inszenierten Buscrash in den Hintergrund gerückt.

So passiert es letztlich, dass man sich überfordert und gelangweilt von dieser stellenweise konfusen Geschichte abwendet und sich den anderen Schauplätzen der Staffelhandlungen oder (manchmal) sogar den CotWs widmet. Erschwerend kommt für diese Handlung hinzu, dass sie nicht in einer famosen, spektakulären Aufklärung mündet, wie seinerzeit der Fall um Lily Kane oder in dieser Staffel die Buscrashstory, sondern letztlich mit #2.17 Plan B in einer Folge endet, die sich zwar als einziger der gesamten Staffel dieser Handlung verschreibt, aber eben doch so viele weitere Nebenschauplätze anbietet, dass das Finale dieser Staffelhandlung (die Verhaftung Weevils sehe ich eher als ein Nachbeben) unter Wert verkauft wird. Beinahe symptomatisch, denn diese Staffelhandlung brachte der Staffel als Ganzes wenig Gutes und ist für mich (so hart es klingen mag) einer der Hauptgründe dafür, dass diese Staffel in ihrem Verlauf immer mehr Zuschauer verlor. Mit ihrer so vielversprechenden Eröffnung flacht sie schnell ab, gerät über Wochen beinahe gänzlich in Vergessenheit und endet wie gesagt unspektakulär (wenngleich auch sehr schön, mit Weevils Geständnis ausgerechnet gegenüber Vater Fitzpatrick).

Einiges an Konsequenzen für die Charaktere und den Rest der Serie bringt diese Handlung dann aber doch mit sich. Hierbei ist besonders Weevil betroffen (nicht erstaunlich, immerhin dreht sich der Hauptteil der Story ja um ihn). Aber auch Logan und im Besonderen seine Beziehung zu Veronica werden vor allem durch diesen Fall grundlegend geprägt.

Weevil rückt durch diese gesamte Geschichte näher an die Charakterkonstellation der Serie heran. Er wird vom coolen Gangster, der ab und zu das "eine Hand wäscht die andere"-Spiel mit Veronica spielt (wie ja eigentlich im gesamten Verlauf der ersten Staffel) zu einem Charakter geformt, der wesentlich mehr Tiefe gewinnt und dabei sein Badboy-Image nicht gänzlich aufgibt. Besonders nachdem er in 2.08 Ahoi, Kameraden! aus dem nicht ganz so exklusiven Klub der PCHer herausgeworfen wird, schließt er sich dem Gros von Ausgeschlossenen (Veronica, Jackie, Keith, etc.), um die sich diese Serie letztlich dreht, an. In seiner Rolle des ebenfalls zwischen den Fronten Stehenden wird er immer mehr zu einem typischen, zentralen Charakter der gesamten Serie. Seine Entwicklung ist es, die mir hier an dieser Geschichte noch am meisten zusagt.

Auch Logan verändert sich durch diese Geschichte stark. Er wird zum Blitzableiter der Schichtenspannungen in Neptune und, auch wenn es eigentlich scheint, als sei er ein klarer 09er, wird auch zu jemandem, der außerhalb der in Neptune so klar gegliederten sozialen Gruppen steht. Zudem ist es seine Person, an der sehr viele zentrale Themen der allgemeinen Gesellschaftskritik in dieser Serie ausgeübt werden. Er ist es, der die Stadt spaltet, weil er als reicher, weißer Junge von einem Verbrechen freigesprochen wird, von dem alle zu wissen glauben, dass er es begangen hat. Ob er es wirklich war, gerät hierbei, wie auch in der wirklichen Welt, im Rahmen der sozialen Spannungen in den Hintergrund. Zudem wird an seinem Fall, wie an so vielen anderen, die Inkompetenz und Machtlosigkeit des Rechtssystems dargestellt. Denn als er freigesprochen wurde, lagen beinahe erdrückende Beweise gegen ihn vor. Mit Hilfe von Geld und Berühmtheit war er aber letztlich in der Lage das Rechtssystem Neptunes zu düpieren. Wenn man also bedeutende Gesellschaftskritik seitens der Autoren sucht, so lässt sie sich besonders im Rahmen dieser Geschichte in dieser Staffel finden. Ich finde es schön, dass man sich hier nicht auf den puren Fall an sich beschränkt hat, sondern die Handlungen um Logan ein wenig vielschichtiger angegangen ist.

Über die Veränderungen, die diese Geschichte im Rahmen von LoVe mit sich bringt, könnt ihr an anderer Stelle mehr lesen.

Zwischenfazit

Letzlich ist diese Storyline für mich der Knackpunkt der Staffel. Durch sie wird zwischen den Charakteren sehr viel Bewegung erzeugt und letztlich auch vielerlei hintergründige Aussagen und allgemeine Kritik getroffen. Allerdings hat besonders die mangelhafte Ausarbeitung der Geschichte im Verlauf der Staffel der Serie als Ganzem immensen Schaden zugefügt, der letztlich für mich eine der Hauptursachen für die Quotenmisere war.

Martin Schultze - myFanbase

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