Bewertung

Review: #3.09 Faule Eier

Endlich, endlich. Ich weiß, dass ich diese Staffel zu jedem nur erdenklichen Zeitpunkt schlecht gemacht habe, aber es sei hier zu meiner Verteidigung gesagt: wenn jede Folge diese Qualität gehabt hätte, hätte ich mich gar nicht erst aufregen müssen. So oder so, es sei hier einmal ganz klar gesagt: dies ist das Finale des Handlungsstranges um die Vergewaltigungen gewesen. Die letzte Folge war eine Art Vorauflösung der "Randhandlung" dieser Handlung. Aber zur Folge: insgesamt gibt es drei zentrale Aspekte. Erstens: die Auflösung der Vergewaltigungsstory (offensichtlicherweise); Zweitens: die Einleitung des neuen Handlungsstranges; Drittens: das Ende von LoVe.

Premiere

Erstmals waren die Täter in einer folgenübergreifenden Handlung bei VM tatsächlich Personen, die sich bereits als Verdächtige präsentiert hatten. Sowohl auf Mercer als auch auf Moe ist im Verlauf der bisherigen Staffel schon einmal der Verdacht gefallen. Und in diesem kurzen Satz stecken gleich zwei Premieren, die diese Handlung für "Veronica Mars"-Fans bereit hielt: zum einen, wie oben schon erwähnt, das jemand von vornherein Verdächtiges tatsächlich der Täter war, zum Anderen, dass wir es diesmal nicht mit einer einzigen Person zu tun hatten. Um der guten Dinge drei zu machen, war Veronica auch erstmals nicht mit einem "Einzelfall" sondern gleich mit einer Verbrechensserie konfrontiert.

Insgesamt lässt sich hier eines sagen: so schlecht und abgedriftet diese Staffelhandlung im Verlauf der ersten acht Folgen auch schien, so gut und spektakulär wurde sie hier aufgelöst. Durch den für VM eher untypischen Teaser, der in die Zukunft blickte und mich so schon an die äußerste Kante meiner Couch trieb, wurde von vornherein klar gemacht, dass in dieser Folge mit Spannung und Action zu rechnen ist. Und dieses Versprechen brach diese Folge in keiner Weise.

Durch die gestiftete Verwirrung und durch die Veronica innewohnende Eigenschaft, stets erst im letzten Moment um Hilfe zu rufen, geriet sie wieder einmal in äußerste Lebensgefahr. Wäre es wirklich so schwer gewesen Wallace, Logan und/oder Keith einfach auf dem Handy anzurufen, während sie sich auf die Verfolgung des vermeintlichen Opfers machte? Erneut wird in dieser Sequenz deutlich, was Logan Veronica schon so oft (und auch in dieser Episode in klaren Worten) vorhielt: sie glaubt, dass sie keine Hilfe braucht. Dazu aber im LoVe-Abschnitt mehr.

Zwei Dinge grenzen hier stark an "Ironie des Schicksals":

Erstens: es ist ausgerechnet Parker, die Veronica rettet. Ausgerechnet diejenige, die Veronica nicht retten konnte und durch die sie erst richtig in diesen Fall involviert wurde. Dass sie die Einzige ist, die den Laut der "Vergewaltigungspfeife" hört, setzt dieser Ironie noch einmal die Krone auf, denn ausgerechnet Veronica war es, die Parker gegenüber die Wirkung dieser und die Güte der Menschen in Frage stellte. Offensichtlich hat sich Veronica in mindestens einer Person getäuscht. Schön zu sehen, dass die zu Beginn der Staffel als hilfloses Opfer dargestellte Parker, die kurz davor stand, sich in Selbstmitleid und Isolation in ihrem Elternhaus zu ergeben (und sich erst auf Macs drängen hin gegen diese Variante der Opferrolle stemmte) hier mit einer ungeglaubten Stärke gegen Mercer vorgeht, um jemanden zu retten und ihr so zu ersparen, was sie einst selbst durchmachen musste. Schön inszeniert und glaubwürdig durchdacht! (Ein kurzes Bravo).

Zweitens: Ausgerechnet der so ausgeklügelte Plan der "Schwesternschaft", die tragischen Vergewaltigungen durch Fälschungen zu überspitzen und für sich zu nutzen, ist es, der es Mercer und seinem Hündchen (Moe) ermöglicht, unbehelligt weiter zu machen und beiden an einem Punkt der Staffel ein Alibi verschaffte. Erst durch diese Politisierung (eine Handlung, die ich, wie in der letzten Review überdeutlich erwähnt, für extrem schwach hielt) wurde das Finden der Täter so unsäglich erschwert. Ihr kennt alle die Parabel von dem Jungen der immer "Wolf" rief? (Für Unwissende: Wikipedia) Hier also eine nette Adaption dieser Geschichte, die sich aber durchaus ein wenig besser hätte umsetzen lassen können.

Weiter, immer weiter!

Ein Vorteil, der sich daraus ergibt, eine Staffel in mehrere Handlungsstränge zu unterteilen, ist es, dass man die Möglichkeit hat, diese wunderbar ineinander übergehen zu lassen, ohne Cliffhanger, die die Zuschauer nur unnötig quälen. Und das wurde hier getan. Dean O'Dell ist tot.

Und wie es zu Beginn der meisten "Veronica Mars"-Handlungen ist, haben wir ein ganzes Sammelsorium an Verdächtigen. Vor allem das Aufdecken der Affäre zwischen O'Dells Frau (hmm... sie hat den gleichen Nachnamen, also eine etwas umständliche Bezeichnung) und Prof. Landry wirft ein eindeutiges Licht auf diese Geschichte. O'Dell erwischt die beiden, konfrontiert sie und wird zur Verschleierung umgebracht. Typische Geschichte. Aber so einfach wird es Rob Thomas schon nicht machen, oder? Immerhin hatte der Dekan auch eine geladene Waffe, also warum hätte er sich nicht selbst umbringen können? Und was ist mit seiner (untertrieben ausgedrückt) schwindenden Popularität bei einer Zelle Verrückterinnen, die glauben, das absolut Richtige getan zu haben und ihren Erfolg von ihm zerstört sahen? Also rundum eine schöne Einleitung in eine neue Geschichte, denn es gibt viele Möglichkeiten und viel Potential in dieser Story. Ich bin gespannt, ob ich wieder eine so lang anhaltende Enttäuschung erleben muss, wie in den letzten Wochen.

Lo..........Ve

Ich liebe Bildsprache. Logan und Veronica sind nun nicht mehr LoVe. Dass es ausgerechnet Logan ist, der diese Beziehung beendet, kommt zwar angesichts der letzten Folge wenig überraschend, ist aber für die Beziehung unglaublich untypisch. Immer wenn sie sich getrennt haben (und das waren einige Male), ging diese Trennung von Veronica aus und Logan hat versucht, alles wieder gerade zu biegen oder ihr hinterher getrauert (in seiner eigenen Art und Weise). Nun ist er es, den die Vernunft packt. Veronica ist mehr als nur schwierig als Partnerin, das wurde in den letzten Wochen deutlich; während sie von Logan Veränderungen erwartet, ist sie zu Grundlegenden nicht bereit. Ständig herrscht zwischen den beiden wegen "Kleinigkeiten" (wie z.B. dem Abbrennen eines gesamten Hotels) oder (weitreichenden) Unterschieden in der Einstellung zu irgendwas tiefe Eiszeit. In letzter Zeit (also in der gesamten Staffel) hat Veronica nie Logan gegenüber so die Fassade fallen lassen, wie in der Szene unter der Dusche (übrigens eine wunderschöne Szene, nicht nur weil man Kristen Bell duschen sieht, sondern auch weil hier einmal verdeutlicht wird, dass sie nicht so tough ist, wie sie sich stets nach außen präsentiert, etwas das man im Verlauf dieser Staffel beinahe hätte vergessen können.

Zwar kann man sicherlich sagen, dass die Trennung an sich in dieser Folge ein wenig unspektakulär von Statten ging und ein wenig wegen des Aufeinandertreffens der Staffelhandlungen abtauchte, aber es ist nicht so, als hätte sich dies nicht angekündigt. Auf Wiedersehen, LoVe, vielleicht kommst du noch einmal wieder (denn Trennung hat es zwischen den beiden genug gegeben und trotzdem haben sie immer wieder zusammengefunden).

Schnipsel

In einer so vollgepackten Folge sollten wir keine "leeren" Szenen finden, seid euch also sicher, dass alle Szenen, die in dieser Folge vorkamen (oder fast alle), eine weitere Bedeutung haben, ich kann mir natürlich nicht alle merken, aber ihr könnt es ja probieren:

- Warum sollte uns die Trennung und die promiskuitive Freundin von Tim Foyle interessieren? Wir werden es sehen.

- Schön, dass alle Charaktere mal wieder in einer Folge zusammengefunden haben. Sogar Weevil war am Ende noch kurz zu erspähen.

- Dass ausgerechnet Keith gefragt wird, warum ein Mann eine Affäre mit einer verheirateten Frau haben würde, ist wieder ein kleiner, schöner Ironiestreich.

Fazit

Ein Abschluss, der weit über die Qualität der vorangegangenen Handlungen hinaus geht und die Hoffnung weckt, dass Rob Thomas und die Seinen es nicht ganz verlernt haben.

Wie gesagt: eine wirklich tolle Finalfolge für diese eigentlich schwache Drittelstaffelhandlung. Besonders die Balance zwischen Abschluss und Neuanfang ist hier meiner Meinung nach sehr gut gelungen, ohne dass die Folge zu überfüllt wirkt. Action und Handlung hielten sich gut die Balance und auch mit Spannung wurde aufgeboten, also alles in allem die beste Folge, die diese Staffel bislang zu Gesicht bekam und auch im Rahmen der gesamten Serie eine der besten Folgen.

Martin Schultze - myFanbase

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