Bewertung

Review: #2.13 Ein Schritt zu spät

Nach dem Cliffhanger der letzten Woche, in dem Terrence Cook, Jackies Vater, von Lamb als Verdächtiger in der Buscrashgeschichte verhaftet wurde, werden Jackie hier sofort die Konsequenzen um die Ohren gehauen. Aber auch sonst dreht sich diese Folge beinahe ausschließlich um diesen Teil des Seasonarches, wenngleich auch dabei mal die klassischen Veronica Mars Settings verlassen werden (zumindest was die CotW betrifft) und sich eigentlich alles an nur einem Ort abspielt. Zwar ein netter Versuch des Szeneriewechsels aber (um hier gleich mal ein Fazit vorwegzunehmen) nur nett gedacht und nicht wirklich spektakulär.

Verdacht

Jackie kriegt hier die Breitseite der Neptune High Besonderheit ab, Kinder von in Verdacht geratenen Erwachsenen, selbst wenn es keinerlei harte Beweise gibt, zu quälen, auszuschließen und nach allen Regeln der Kunst fertig zu machen. Hmm... kennen wir das nicht irgendwo her? (Und, so finde ich, sollte hier mal angemerkt werden, dass stets nur dann Leute wegen solchem Verdacht fertig gemacht werden, wenn sie vorher nicht fest im Kreis der 09er verankert sind. Wurden etwa die Casablancas-Brüder fertig gemacht, weil ihr Vater eine ganze Menge Leute um sehr viel Geld gebracht hat und beide nun ohne Familie dastehen?)

Und genau das ist ein Nebenschauplatz der dieswöchigen CotW: das sich Näherkommen von Jackie und Veronica. Veronica hat jetzt (neben den Catfights um die erste Stelle in Wallaces Leben) durch Jackies Misere eine Art des Zugangs und der Verbindung zu ihr gefunden, an die in den frühen Folgen dieser Staffel nicht einmal zu denken war. Außerdem (und das fällt durch die lange Zeit, in der wir Jackie nicht gesehen haben, nur sehr wenig auf) hat sich Jackie im Gegensatz zu früher sehr verändert – wirkt sympathischer, bodenständiger und viel weniger wie eine Klischee-09erin. In dieser Folge wird zu der geglückten Zusammenarbeit der letzten Folge noch ein weiterer Grundstein gelegt, der einer Freundschaft zwischen den beiden auf den Weg helfen könnte.

Aber der eigentliche Kernpunkt dieser Verdachtsgeschichte ist ja Terrence Cook. In einer sehr schönen Sequenz von Szenen wird er mit Keith zusammengebracht. Der Fan trifft sein Idol ausgerechnet am Tiefpunkt dessen Karriere. Neben den offensichtlichen Bedeutungen, die dies für die Staffelhandlung um den Buscrash hat, wird in diesen Szenen noch deutlich, wer wirklich unter den Verbrechen der Sportler am Sport zu leiden hat: der Fan, der sich selbst als Teil des Ganzen sieht und bereit ist, Qualen zu erleiden um dies zu sein (sehr passender Zeitpunkt der deutschen Erstausstrahlung hier übrigens, der nur mit drei Schlagworten kommentiert werden muss: Tour de France).

Was sich in der tatsächlichen Staffelhandlung ereignet, ist eigentlich schnell abgehandelt – das augenscheinliche Motiv Terrences wird durch die Affäre und die nachfolgenden Drohungen der Journalismus-Lehrerin dargelegt, der eigentliche Inhalt dieser Szenen liegt aber in meinen Augen in den oben genannten Andeutungen für Sportler und Fans.

Rundumschlag

Die CotW ist ein Rundumschlag gegen alle beteiligten. Mrs. Houser wird wegen Veruntreuung rangekriegt (kein Wunder, dass eine solch unsympathische Person, die mit falschen Verdächtigungen nur so um sich warf auch selbst Dreck am Stecken hat), Veronicas größter Konkurrent der seit Episode #1.17 Kane und Abel vergessenen Kane-Scholarship wird des Betruges überführt und Shelley streckt mal wieder mittendrin. Wenn das alles auch recht unterhaltsam daherkommt (vor allem Veronicas großes Finale ist einfach ein Schmaus), ist es weder wichtig noch sonderlich interessant.

Das eigentlich interessante passiert um Weevil und Thumper. Ich weiß nicht, ob es auf Weevils Seite nur ein beinahe hilfloser Versuch war, Thumper eins auszuwischen, oder ob er ihm so zeigen will, wie einfach er ihn zerstören kann und dass er sich jeden Tag besser zweimal überlegt, was er tut, aber es wird hier deutlich, dass Weevil mit dieser Geschichte noch längst nicht abgeschlossen hat. Und wenn er im Vorbeigehen mal eben knapp 9000 Dollar abstauben kann, ist es auch nicht schlecht. Eine weitere sehr interessante Neuerung, die diese CotW mit sich bringt, ist, dass Veronica erstmals einen Schuldigen davonkommen lässt – beinahe ohne jeden Grund. Die Aussage, dass sie dies nur tat, um nicht auf die eher ungeliebte Abschlussreise zu müssen, scheint eine Farce zu sein – vielmehr ist es Ausdruck von etwas zwischen Weevil und ihr, dass schon lange in der Luft liegt. Ich rede nicht von Liebe oder so was, sondern von einer Verbindung der ganz merkwürdigen Art, die nicht nur zweckmäßig ist, aber auch bei Weitem keine wirkliche Freundschaft.

Liebesspiele

Logan beginnt in dieser Folge eine Geschichte, die ihn selbst an Egoismus und Arschlochhaftigkeit beinahe noch übertrifft. Fast zufällig anmutend begegnet er einer schönen, jungen Dame (und als solche kann man sie wirklich bezeichnen, immerhin erhält sie nicht umsonst den Spitznamen "Princess") und es entwickelt sich augenscheinlich eine beinahe niedliche Romanze. Erst zum Ende hin wird deutlich, dass er hier mit einem Mädchen ein Spiel treibt, dass die Unschuld in Person widerzuspiegeln scheint (noch nie ein Date, weil sie sich für etwas Besonderes aufheben will... oh mein Gott, beinahe nicht auszuhalten, dieses Schulmädchenhafte). Dass er sich ausgerechnet an das Mädchen heranmacht, dessen Vater ihn als (falscher) Zeuge gesehen haben will, wie er Felix abstach, wird spätestens dann als geplant offensichtlich, als er keine Miene verzieht, als er ihn im Auto sitzen sieht. Jaja, auch hier bahnen sich wieder Leid und Misere in Logans Liebesleben an. Eine schöne Spitze, die er zu diesem Thema gegen Veronica (und alle LoVe-Fans) abfeuert, geht beinahe unter:

VERONICA: "What's your poison?

LOGAN: "Ah, emotionally unavailable women."

Ich habe gelacht; ich weiß nicht wie es euch ging.

Eine weitere hübsche Liebesgeschichte scheint sich zwischen Mac und Beaver anzubahnen. Sehr niedlich die Beiden, bis Dick (gibt es einen perfekteren Namen für diesen Typen?) daherkommt und seinen Bruder mal wieder fertig macht, beinahe schon demütigt. Genial ist natürlich seine Rache, aber wie schon in vergangenen Folgen wird deutlich, wie Beaver leiden muss mit einem solchem Bruder und (früher) einem solchen Vater. Interessant wird zu sehen sein, wie sich dies auf die weitere Beziehung zwischen Mac und ihm auswirken wird – ich bin gespannt auf diese kleinen Nebenschauplätze der nächsten Folgen.

Fazit

Eine Folge, die sich mit dem Verdacht um Terrence Cook und einer übermäßig ausgedehnten CotW in nur einem Setting aufhält, ohne dabei wirklich berauschend oder extravagant zu sein.

Wie schon gesagt ist es eine nette Idee, eine komplette CotW mal ohne Settingwechsel oder Veronicas typische PI Moves zu sehen. Allerdings ist die Folge dabei ohne jegliches Flair und verliert meiner Ansicht nach viel zu viel Zeit mit dieser Geschichte. Natürlich bleibt so viel mehr Platz für die zwei sich aufbauenden Liebesgeschichtchen, aber wirklich berauschend sind auch diese nicht wirklich. Beide können in dieser Folge nicht viel reißen, da das interessante in ihnen in zukünftigen Entwicklungen liegt. Einzig die schönen Fan-Star Szenen zwischen Keith und Terrence und die sich langsam findende Verbindung zwischen Jackie und Veronica können in dieser Folge überzeugen. Dennoch ist sie nett, wenn auch nicht begeisternd anzusehen.

Martin Schultze - myFanbase

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