Bewertung

Review: #2.03 Cheatty Cheatty Bang Bang

Nachdem ja die letzten zwei Folgen offensichtlich damit beschäftigt waren, die Staffelhandlungen zu etablieren, hätte man eine Folge erwartet, die diese Geschichten aufgreift und sie vertieft. Das ist diese Woche auch tatsächlich der Fall. Tja, es lauern eben nicht überall Überraschungen. Im Wesentlichen dreht sich die Folge um die CotW, die immens viel Zeit verschleißt – aber es gibt durchaus interessante "Nebenschauplätze" und diese sind es ja letztlich immer gewesen, die Veronica Mars Folgen zu einem besonderen TV-Erlebnis machen.

Catfight

In "Busfahrer Ed" wurde ja (endlich!) eine Story gesponnen, die sich um Wallace dreht. Und schon letzte Woche wurde es verdeutlicht, dass Veronica mit der lieben Jacky nur wenig anfangen kann, aber hier nimmt es durchaus Präzickenkriegsformate an. Die Abneigung, die hier in der Luft liegt, ist fast greifbar (vor allem seitens Veronicas). Was genau der Grund ist, bleibt noch ungeklärt, aber es lässt sich vermuten, dass es hier nicht nur darum geht, dass Veronica Jackys Art nicht gefällt. Ich vermute vielmehr, dass sie die Konkurrenz nicht ausstehen kann. Denn obwohl niemals auch nur impliziert wurde, dass die beiden jemals eine Liebesbeziehung haben könnten, so war Veronica doch immer die Platzhirschin, wenn es um Wallace ging. Stets drehte sich auch sein Leben fast ausschließlich um sie. Sie sieht diese Position in Gefahr und fährt die Krallen aus... zieht sie zwar auf Wallaces Bitte hin wieder ein, aber sie sind dennoch da. Wer glaubt, dass sich die zwei nicht noch stark in die Haare kriegen, der kennt die liebe Veronica schlecht.

Dogfight

Doch eigentlich ist die Spannung zwischen diesen beiden im Moment noch kein zentrales Thema (und ich griff sie eigentlich nur so intensiv auf um das Wortspiel mit den Überschriften machen zu können), ein viel zentraleres und dennoch weitaus beiläufiger inszeniertes Thema ist die Spannung zwischen Duncan und Logan, die sich weit über Veronica heraus erstreckt (wie hier ja erst wirklich offensichtlich wird). Die ehemals besten Freunde springen sich gegenseitig an die Gurgel, weil die Spannungen nicht mehr auszuhalten sind – und wie es so vielen Männern eigen ist, müssen sie diesen Konflikt erst mit den Fäusten austragen, bevor beide bereit sind miteinander zu reden.

Bislang ging Duncan davon aus, dass Logans eingeschnapptes Verhalten nur von seinem Unmut bezüglich Veronica herrührte. Hier muss er erkennen, dass die Probleme, die die beiden haben, weit tief greifender sind. Und auch wenn es offensichtlich ist, dass Duncan erst verarbeiten musste, dass Aaron seine Schwester umbrachte, so wirft ihm Logan doch vor, ihn im Stich gelassen zu haben. Auf beiden Seiten im gleichen Maße verständlich und dennoch unverständlich, dass sie als so gute und langwierige Freunde nicht in der Lage waren diesen Konflikt vorher zu klären.

Durch diese Szenen rückt auch Logan stärker als in den vergangenen Folgen wieder ins Rampenlicht. Wie schon im Staffelopener deutlich wurde, ist er dem leichtsinnigen Spiel mit dem Feuer irgendwie sehr zugetan, doch hier wird erstmals deutlich, wie verletzt er wirklich ist. Wie schon in der letzten Staffel benutzt Logan seine Maske aus "Scheiß-Egal" und Überheblichkeit um einen Einblick in sein zerrüttetes Innenleben zu verbergen. Wie es aussieht, wird er auch in der zweiten Staffel einer der, wenn nicht DER interessanteste und komplizierteste Charakter bleiben.

Über Umwege

Der eigentliche Hauptschauplatz der Staffelhandlung (nämlich der Buscrash) wird in dieser Folge lange Zeit gänzlich ignoriert. Nicht nur, dass Veronica nichts unternimmt um diesen weiter aufzuklären, sondern er scheint auch in der Schule absolut vergessen zu sein. Sicherlich wird dies getan um den Knalleffekt der Offenbarung, die Veronica zum Ende der Folge hat, zu vergrößern, aber es wirkt doch sehr unrealistisch und ungelenk.

Eigentlich werden wir zu diesem Bereich der Staffel auch nur über einen Umweg herangeführt. Es dreht sich einiges um den in der letzten Woche entdeckten Toten Curly Moran. Und auch wenn diese Geschichte sich über weite Strecken lang zieht und nicht wirklich interessant wirkt, so liegt ihre Funktion in dieser Folge darin, die letzte mit dieser Staffel zu verbinden. Bislang wirkten die in der zweiten Staffel etablierten Geschichten stark von dem Mordfall Lilly Kane losgelöst und auch ich kritisierte ja die Unfähigkeit der Schreiberlinge diese Geschichte zu einem zufriedenstellenden Abschluss zu bringen. Hier werden sie nun zusammen geworfen und zerschmelzen zu einem Riesenkomplott, in dem sich Veronica erneut als Zentrum sieht.

(Wer nicht versteht worauf ich hinaus will, muss geduldig bis zu nächsten Woche warten, denn dort wird alles noch einmal in Ruhe erklärt. Ich musste zu meiner Überraschung auch diese Woche feststellen, dass Veronicas Aufeinandertreffen mit Curly durch eine Rückblende wieder herangeholt wurde um so das Verständnis zu erleichtern.)

Was man nicht sucht findet man

Die CotW nimmt (wie ich ja oben schon erwähnt habe) sehr viel Zeit in Anspruch und konnte mich dabei nicht wirklich überzeugen. Es ist zwar ganz witzig (und auch tragisch, der arme Lehrer) wie Veronica einen Betrug aufdecken will und dabei einen viel Größeren aufdeckt, aber es ist weder wirklich überragend inszeniert, noch sonderlich interessant. Ich erwähne es hier lediglich um mit einem mahnenden Finger in die Zukunft zu weisen, denn sowohl Dick als auch Beaver nehmen in dieser Staffel (wie auch ihre Stiefmutter – ich bewundere Charisma Carpenter in dieser Rolle) ja eindeutig zentralere Rollen ein als letzte Staffel. Diese CotW wird also weitreichende Konsequenzen mit sich tragen. Aber es erscheint doch irgendwie absurd, dass alle zentralen Figuren, die so fantastisch reich sind, Eltern haben, die in irgendwelche dubiosen Geschäfte verwickelt oder gar Mörder sind. Vielleicht eine allgemeine Anklage gegenüber den verschleierten Gesetzeszuständen unter Reichen durch Rob Thomas, aber eigentlich wirkt es einfach nur plump und unstimmig.

Fazit

Eine Folge, die viel Zeit mit einer CotW verbringt, obwohl die Nebenschauplätze weit interessanter sind und erstmals die zentralen Handlungen beider Staffeln in Verbindung bringt.

Wie vielleicht deutlich geworden ist, bin ich kein Fan der dieswöchigen CotW. Sie ist zeitaufwendig und auch wenn sie für spätere Handlung relevant ist, ist sie nicht wirklich interessant. Was mich aber am meisten stört, ist das Ende. Ich mag ab und zu einen wirklich guten Cliffhanger (letztes Jahr hatten wir ja einige wirklich gute in der ersten Staffel), aber dies ist die dritte Folge hintereinander, die mit einem unerklärten (oder hier nur andeutungsweise erklärten) Knalleffekt oder Storybruch endet. Langsam lutscht sich dieses Stilmittel ein wenig aus. Auch das unüberzeugende Vernachlässigen des Unfalls und das Publik werden der kriminellen Machenschaften des letzten reichen Elternteils wirken bestenfalls ungeschickt. Die bislang schwächste Folge der Staffel. 3 von 9 Punkten können nur durch die Storys um Wallace und Logan herausgeholt werden.

Martin Schultze – myFanbase

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