"Versailles"-Interview mit Noémie Schmidt

Die Schweizer Schauspielerin Noémie Schmidt über ihre Darstellung der Henriette in "Versailles", Ehefrau von Philippe d'Orléans, Mätresse seines Bruders König Louis XIV, eine Frau, die sich mit sanfter Stärke durch die unsicheren Gewässer bei Hofe manövriert


Foto: Noémie Schmidt - Copyright: Marie Brown
Noémie Schmidt
© Marie Brown

15. Mai 2017 von Nicole Oebel @philomina_
Übersetzt von Denise D.

Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.

Es gibt bei "Versailles", das als historische Serie bemerkenswert modern ist, so viel zu entdecken und zu lernen. Was war bei der Arbeit an diesem ehrgeizigen Projekt die größte Überraschung?

Es war eine Überraschung, dabei sein zu können, denn es war mein erstes großes Projekt als Schauspielerin und die ganze Sache war eine wundervolle Entdeckungsreise. Die Geschichte, die Kostüme, die Sets, die Charaktere, alles war faszinierend und neu für mich.

Wie war es für dich, in den Spiegel zu schauen und Henriette blickt zurück? Was bewunderst du an ihr?

Ich bewundere ihre sanfte Stärke und die Liebe, die sie für die beiden Brüder empfindet. Sie ist hingebungsvoll, klug und sanft auf einmal. Ich habe mich in dem Kostüm machtvoller gefühlt als im normalen Leben.

Deine allererste Szene ist eine Liebesszene zwischen Henriette und Louis, in der er Henriette befiehlt, seinen Bruder, ihren Ehemann, auszuspionieren. Wie seid George und du an die gemeinsamen intimen Szenen herangegangen?

Wir hatten uns gerade erst kennengelernt, haben aber viel miteinander geredet und uns sehr gut verstanden. Wir haben die Szenen oft mit Jalil Lespert geprobt und hatten die Gelegenheit, sehr frei darüber reden zu können. Der ganze Prozess lief reibungslos ab und hat teilweise sogar wirklich Spaß gemacht.

Die Beziehung zwischen Henriette und Philippe erscheint wie die von Geschwistern, die sich gut verstehen. Im Pilot stellt die "Ich will einen Sohn"-Szene sie aber als Opfer und ihn als Bösewicht dar. Wie siehst du die Szene im großen Zusammenhang der Entwicklung ihrer Beziehung?

Die Szene war sehr spannungsvoll und setzt einen Konflikt zwischen Henriette und Philippe in Gang, aber eigentlich geht es in Wahrheit um Philippe und seinen Bruder. Henriette steht immer genau in der Mitte ihrer Beziehung und sie ist eines der Opfer dieses Konfliktes. Wir wollten nicht, dass sie zu lange Philippes Opfer ist. In der Serie kann man erkennen, dass Philippe sie geliebt hat, auch wenn er sie teilweise gemein behandelt hat. Historisch gesehen ist es genau so gewesen. Wir wollten die harte Wahrheit nicht verstecken.

Die "Du bist mehr Dorn als Rose"-Szene hat eine faszinierende Dynamik von laut zu leise. Wie war es, dieses Feuerwerk mit Alex zu drehen?

Das war eine meiner Lieblingsszenen. Alex ist ein wunderbarer Schauspieler. Du kannst ihn in einer Szene lieben und eine Sekunde später hasst du ihn von ganzem Herzen. Es war sehr interessant. Außerdem ist es das erste Mal, dass man sieht, wie Henriette wütend wird. Es war toll, das mal auszuprobieren.

Die Spannung zwischen Henriette und dem Chevalier spiegelt teilweise die zwischen Philippe und Louis wider, in der Hinsicht, dass Henriette, wie Philippe, nie gewinnt. Aber es muss doch sicher Spaß gemacht haben, sich einen Schlagabtausch nach dem anderen mit dem Chevalier zu liefern? An welche Szene kannst du dich am besten erinnern?

Die, in der er mein Dienstmädchen beschuldigt, mich zu bestehlen. Er war in dieser Szene unerträglich, echt toll gespielt. Ich konnte ihn nicht ausstehen. Wir haben viel gelacht.

Foto: Noémie Schmidt, Versailles - Copyright: Tibo & Anouchka / Capa Drama / Canal+
Noémie Schmidt, Versailles
© Tibo & Anouchka / Capa Drama / Canal+

Der König wählt Henriette aus, um einen sehr wichtigen Vertrag auszuhandeln. Ihre zarten und zerbrechlichen Züge wiegen König Charles in falscher Sicherheit, bis sie ihn schachmatt setzt. Was meinst du hat dieser Moment für sie an diesem Punkt in ihrem Leben bedeutet?

Er hat alles bedeutet. Sie war eine Frau und sie war auserwählt, das volle Vertrauen des Königs zu genießen. Kannst du dir den Druck vorstellen? Sie hat es wundervoll gemacht und die französische Geschichte erinnert sich daran. Es hat sie krank gemacht, aber ich denke, sie hat es nie bereut. Sie war ein Mitglied des Könighauses und wusste, was es bedeutet, Ehre zu haben und dieser auch gerecht zu werden.

Wie war es, die letzte Folge zu drehen? Es muss dir ja einiges abverlangt haben, diese Szenen zu filmen.

Ja, es war sehr hart und wundervoll zugleich. Ich habe mich mit George und Alex sehr verbunden gefühlt und ich bin dankbar, dass ich mit diesen zwei tollen Schauspielern und Menschen arbeiten durfte. Wir haben gemeinsam etwas Stilles, Intimes und sehr Tiefgehendes erlebt. Ich werde mich immer daran erinnern.

Du hast sowohl an Szenen mit traumhaften Festlichkeiten, als auch an herzzerreißenden Charaktermomenten teil gehabt. Gab es da einen speziellen Moment am Set, von dem du viel gelernt hast?

Ich habe viel dabei gelernt, ein Korsett zu tragen. Es war eine große Sache, sich bewusst zu machen, wie schrecklich es für dieses Frauen war, in solchen Käfigen herumzulaufen. Es hat mir einiges an Perspektive gegeben.

Wirst du zuschauen, wenn "Versailles" mit Staffel 2 zurückkommt, um vielleicht deine und Philippes Töchter kennenzulernen?

Natürlich werde ich zuschauen! Ich will wissen, was passiert und ich kann es kaum erwarten, die ganzen Charaktere wachsen zu sehen. Ich liebe diese Serie wirklich unglaublich.

Wenn du etwas Zeit mit einer dieser historischen Figuren verbringen könntest - so wie sie bei "Versailles" dargestellt sind, wen würdest du wählen und was würdet ihr tun?

Ich denke, es wäre Montespan. Sie war eine unglaubliche Frau. Sehr interessant, gewitzt, beinahe ein surrealer Charakter am Hof. Ich glaube, ich verstehe, warum Louis sie so sehr geliebt hat. Sie war faszinierend und Anna Brewster hat ein englisches je ne sais pas in die Serie hineingebracht, das sie nur noch magischer und attraktiver gemacht hat.

Vielen Dank, dass du dir Zeit für uns genommen hast, Noémie, wir wünschen dir alles Gute!


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