"Versailles"-Interview mit Stuart Bowman
Stuart Bowman über seine Rolle des Bontemps in "Versailles", ein einflussreicher Mann, der seine persönliche Erfüllung darin findet, dem König zu dienen, und darüber, wie die Serie das Leben der gesamten Versailles Familie verändert hat
© Tibo & Anouchka / Capa Drama / Canal+
29. April 2017 von Nicole Oebel @philomina_
Übersetzt von Denise D.
Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.
Du bist Teil des ehrgeizigen Projekts "Versailles", einer historischen Serie mit Glamrock-Flair und bemerkenswert modernen Themen. Wie war es für dich bis jetzt, alles von Beginn an mit aufzubauen und mitzuerleben?
Bei "Versailles" dabei zu sein, ist für den ganzen Cast lebensverändernd, aber die Tatsache, dass es auch ein Abenteuer für meine ganze Familie ist, hat es erst recht besonders für mich gemacht. Bis zum Ende der dritten Staffel hat mein ältester Junge beinahe drei ganze Jahre im französischen Kindergarten hinter sich und wird seinen Vater mit seinen Französisch-Kenntnissen völlig in den Schatten gestellt haben! In dieser Zeit wird besagter Vater drei zehnstündige Filme gedreht haben, in denen er einen vielschichtigen Charakter in einer internationalen Bestseller-Serie spielt, gedreht in einem der prächtigsten Schlösser von Frankreich (und damit auch der Welt) mit einigen der bestaussehenden und talentiertesten jungen Schauspielern in dieser Welt. Es ist großartig. Ich bin sehr, sehr, sehr glücklich, hier zu sein!
Bontemps, König Louis XIVs erster Kammerdiener, ist der Fels in der Brandung unter all den Charakteren, die wir in der ersten Staffel von "Versailles" kennengelernt haben. Er ist immer an der Seite des Königs, Tag und Nacht. Er hält eine mächtige Position inne, aber er strebt nie nach mehr Macht oder Einfluss. Wie, denkst du, tickt so ein Mann wie Bontemps? Und wie bist daran gegangen, ihn zu porträtieren?
Ich glaube nicht an Altruismus; Ich glaube, dass wir alle unsere Entscheidungen treffen, weil wir darin irgendeinen persönlichen Vorteil sehen. In unserer Geschichte zieht Bontemps große Zufriedenheit daraus, seinem König zu dienen, von dem er wiederum glaubt, dass er seinem Land dient. Ich stelle Bontemps dar, ich stelle alle Charaktere, die ich spiele, dar, indem ich nach etwas suche, das mit meiner persönlichen Geschichte zusammenpasst; mit dem Skript von Simon [Mirren] und David [Wolstencroft] hat sich das einfach richtig angefühlt.
Kann man sagen, dass du mit George Blagden während der Dreharbeiten gewissermaßen an der Hüfte zusammengewachsen bist? Wie war es für euch, diese einzigartige Dynamik zwischen Bontemps und Louis in Staffel 1 herzustellen, als alles neu war?
George und ich haben uns zum ersten Mal bei einem Treffen kennengelernt, das von den Produzenten organisiert wurde, in dem wir darum gebeten wurden, die "Stuhl ohne Arme"-Szene zu lesen. Ich wusste nichts über George, er wusste nichts über mich. Wir haben die Szene gelesen. Wir haben die Szene gefühlt. Ich wiederhole, wir haben die Szene gefühlt. Anschließend wusste ich, dass mein Job sicher war und dass die nächsten sechs Monate faszinierend werden. George würde brillant sein.
Mein erster Eindruck von George hat sich nie geändert - ich hoffe, dass ich in der Zukunft noch viele Male mit ihm zusammen spielen werde.
Zu Beginn von Episode #1.04 blutet Louis aus einer Wunde auf seiner Stirn. Die Art und Weise, wie Bontemps sagt, dass es "ein Jagdunfall" war, lässt alles andere als das vermuten. Weißt du, ob hinter der Geschichte über diese Wunde tatsächlich mehr gesteckt hat?
Weißt du was, Nicole, ich bin mir ziemlich sicher, dass es ein Jagdunfall war!
In gewisser Hinsicht ist Bontemps wie eine unterstützende Vaterfigur für den jungen König Louis und scheint es schon viele Jahre lang gewesen zu sein. Was denkst über Bontemps im Bezug auf Philippe? Wäre Bontemps nicht auch für ihn eine Vaterfigur gewesen? Es scheint jedoch so, als ob er Bontemps nicht allzu viel bedeuten würde.
Nichts ist schwarz und weiß in dieser Serie. Nichts ist schwarz und weiß in dem Triumvirat von Louis, Bontemps und Philippe. Ja, ich denke, du hast recht, Bontemps liebt Philippe sehr, aber es gab weder genug geschichtliche Stunden am Tag, noch genug Minuten in der Serie, um diese Liebe darzustellen, also bleibt uns nur etwas, das ihre tatsächliche Beziehung wohl nicht ganz akkurat zeigt.
ABER. Ich denke, dass Staffel 2 einiges dafür tun wird, dieses Ungleichgewicht zu verändern.
Die Etikette-Szene ist eine der besten Szenen in der ganzen ersten Staffel! MonChevy, die wie die Schuljungen ihr Manifest abgeben und Bontemps, der es mit amüsierter Fassungslosigkeit entgegennimmt. Bitte erzähl uns, wie es war, diese Szene zu drehen, war es für dich, Alex und Evan genauso lustig wie für uns als Zuschauer?
Ich freue mich riesig, dass du diese Szene so sehr gemocht hast! Ich finde, sie ist ein Genuss - drei Schauspieler, die verstehen, wie ein Gag funktioniert, ohne der Wahrheit auf die Füße zu treten. Da gibt es eigentlich nichts zu erzählen - Bontemps hält nichts davon, die skurrile Brille kommt zum Einsatz (tolle Idee von Daniel Roby), und Philippe und der Chevalier müssen den Schulleiter davon überzeugen, dass sie vernünftig gehandelt haben, Bontemps geht darauf ein und die historischen Konsequenzen sind monumental. Und dann zieht Alex seine Hose hoch! Es ist der Schlusspunkt zu einer Szene, die Bände von Kameradschaft, Hierarchie und Liebe erzählt. Ich muss jedes Mal laut auflachen, wie so oft mit Alex, wenn ich sein perfekt platziertes Timing sehe.
Ehrlich. Es ist einfach so passiert! (Weil David und Simon es GEPLANT haben!!!!!!)
© Tibo & Anouchka / Capa Drama / Canal+
Tygh Runyan hat in unserem Interview gesagt, dass er denkt, dass Marchal und Bontemps den Sinn für Pflicht und Aufopferungsbereitschaft teilen und dass Marchal Bontemps vertraut. Denkst du, das Gefühl wird erwidert?
Laut den historischen Aufzeichnungen, die ich gelesen habe und von denen ich ausgehe, dass sie der Wahrheit entsprechen, hat Bontemps vermutlich die Aufgabe innegehalten, die die Serie Fabien zuschreibt. Also hat Bontemps wahrscheinlich die Folter, die eingeschränkte Bewegungsfreiheit, die fehlende Privatsphäre und die vielen ähnlichen Einschränkungen überwacht, die es einem Diktator erlauben, weiter Macht auszuüben. Also, jap, ich denke, dass Bontemps bis zum Hals in moralischer Scheiße sitzt!!
DENNOCH!!!!...
Die erste Staffel hat mit einem herzzerreißenden Cliffhanger geendet. Kannst du uns erzählen, wo Staffel 2 beginnen wird, oder wie groß der Zeitsprung sein wird?
Nein! Da müsst ihr euch einfach gedulden und es dann selbst sehen. Ich habe mich SO dafür eingesetzt, dass der Spiegelsaal zum Spiegel-Holodeck umfunktioniert wird, wo die Möglichkeiten unendlich sind, aber sie wollen immer noch an der geschichtlichen Authentizität festhalten, wie ich fürchte! Hey ho - vielleicht in Staffel 7??
Die Versailles Family und die herzliche Interaktion zwischen Cast und Fans ist und bleibt etwas Besonderes. Die gemeinsamen Anstrengungen für Evan Williams' Nep-All-In Projekt, die hervorragende Fanart, alles geht darauf zurück, wie sehr die Serie die Menschen bewegt. Was trägt es für dich zu dem Erlebnis bei, bei einer Serie mit so einer leidenschaftlichen Fangemeinde mitzumachen?
Ich habe gerade eine Comedy Show in einer Halle in Glasgow beendet, in der 10.000 Leute am Ende einer zweistündigen Show aufgestanden sind, um uns für unsere Arbeit zu danken. Wir haben ihnen applaudiert, sie haben uns applaudiert. Wir haben eine einzigartige Lebenserfahrung geteilt, die sich nie wiederholen wird. Diese menschliche Interaktion war die größte Freude, von der ich jemals Teil sein durfte.
Die Großzügigkeit an Leidenschaft, Freundlichkeit, Anstand und vor allem Empathie, die die Versailles Family sowohl den Charakteren als auch den Schauspielern von "Versailles" entgegenbringt, kam so nah an das Gefühl heran, wie es wohl nur irgend möglich ist, ohne im gleichen Raum zu sein.
Es macht viel aus!
Wir Fans hatten viel Spaß dabei, als du uns letzten Sommer mit auf deinen Ausflug mit George, Alex und Evan zum EM-Spiel England vs. Wales mitgenommen hast. Hattet ihr zusammen noch weitere Abenteuer, vielleicht beim Erkunden von Paris und der Umgebung?
Dem imaginären Gott sei Dank, NEIN!!!!
George beim Singen, Alex beim Verlieren und Evan, war Einfach GENUG!!
Ich liebe diese jungen Kerle, aber, jap, GENUG!!!!
Vielen Dank, dass du dir Zeit für uns genommen hast, Stuart, du bist ein wahrer Ritter!
Vielen Dank für die tollen Fragen, Nicki!
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