The Newsroom - Review Staffel 1

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Foto: Jeff Daniels, The Newsroom - Copyright: HBO 2012
Jeff Daniels, The Newsroom
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Was macht eine gute Nachrichtensendung, einen guten Nachrichtenmoderator, aus? Das ist die Frage, die im Mittelpunkt von "The Newsroom" steht, hübsch eingerahmt von netten Charakterstorylines, die es wirklich schaffen mich als Zuschauerin zu überzeugen und Woche für Woche wieder einschalten lassen.

"The Newsroom" ist diese zehnteilige Serie des vergangenen Sommers, die es tatsächlich ins deutsche Fernsehen schaffte und im PayTV ausgestrahlt wurde. Es ist die Sommerserie, von der ich überzeugt war, dass auch ein großer Sender sie bringen wird. Und wenn nicht, dann sollten sie wohl lieber bei ihrem "Reality"-TV bleiben und die große Menge dummer Leute unterhalten. "The Newsroom" stammt aus der Feder von Aaron Sorkin, der schon mit "The West Wing" (1999 – 2006) und "The Social Network" (2010) die Kritiker spaltete. Alle Rezensionen zu seiner neusten Kreation für das Fernsehen lassen sich in schwarz und weiß unterteilen. Die einen finden, dass alles nur Effektgehasche ist, während andere seinen Stil und seine Fähigkeit das trockene Thema Nachrichten, gerade für US-Amerikaner, aufzuarbeiten in höchsten Tönen loben. Ich habe nicht viel Ahnung von US-Amerikanischer Innenpolitik, doch selbst ich weiß, dass im Land der unbegrenzten Dummheit, pardon, ich meinte Möglichkeiten, eines sehr wohl begrenzt ist und das ist die Berichterstattung aktueller Ereignisse ohne einen Filter, dessen Ursprung in der Wirtschaft liegt. Jeder will sich profilieren und gerade in den kapitalistischen USA ist es möglich, mit viel Geld die Welt so zu machen, wie sie einem gefällt. Diesen Umstand greift Sorkin in seiner Serie auf und verarbeitet ihn anhand von vergangenen realen Ereignissen in einer fiktiven Nachrichtensendung auf dem ausgedachten Sender ACN. Dabei nimmt er unverfroren durch die Hauptfigur Will McAvoy Kritik an Politik, Wirtschaft, Klatsch und Tratsch, sowie am Sender FOX. Dazu am Rande die kurze Info darüber, dass es eine Studie gab, die besagt, dass Zuschauer von FoxNews nach dem Schauen der Nachrichten schlechter Informiert sind, als Amerikaner, die niemals die Nachrichten schauen.

Die Nachrichten

Doch genug zu diesem heiklen Thema der Volksverdummung hin zu "The Newsroom", einer Serie, die auch unterhalten kann, wenn man sich nicht in der US-Innenpolitik auskennt. Die Themen, die dort dazu behandelt wurden, kommen einem bekannt vor und viele Gesichter hat man auch im deutschen Fernsehen schon gesehen. Sei es die Abgeordnete Sarah Palin, die international mit sagenhafter Blödheit glänzte, oder Bachmann und Romney, die auch dem hinterweltlerischstem Europäer nach der US-Wahl im November 2012 bekannt sein dürften. Es werden Themen angesprochen, die auch außerhalb der USA ihren Platz in den Nachrichten fanden. Da fällt mir zunächst die Beschneidung des Wahlrechts durch die Einführung von Identitätskontrollen anhand von Lichtbildausweisen ein, dessen Besitz für uns Deutsche vollkommen normal ist und worüber sich so mancher Bürger identifiziert. Oder auch der Anschlag auf die US-Senatorin Gabrielle Giffords, die eine Kopfschusswunde überlebte. Natürlich kommen auch Themen vor, zu denen wir Europäer keinerlei Bezug haben und viele Dinge erscheinen in diesem Zusammenhang auch äußerst provokativ. Sorkin lässt seinen Anchorman als Richter, Anwalt und Ankläger zugleich auftreten, der häufig in Fernsehdiskussionen eine bestimmte politische Bewegung, die Tea Party, auseinander nimmt. Nach einer gewissen Weile findet man sich aufgrund von gut in den Kontext eingebauten Erläuterungen zu der Partei auch in diesem Umfeld zurecht. Mir jedenfalls erging es so, zumal es dazu führte, dass ich mich selbst noch weiter darüber schlau machte, da ich als (so fasse ich mich selbst auf) gut informierte Zuschauerin nicht glauben konnte, wie widersprüchlich eine Partei handeln kann, und damit auch noch durchkommt.

Neben Politik stehen auch internationale Krisen im Mittelpunkt. Da ist zunächst der Aufreißer, mit dem die Serie beginnt: die Explosion der Deep Water Horizon im Golf von Mexiko (das war die Ölbohrinsel im April 2010). Ich persönlich empfand die Storyline in der ersten Episode gut umgesetzt. Nun, nach erneutem Schauen der Staffel muss ich zugeben, dass Sorkin hier sehr klug und kalkuliert handelte. Es war schlau mit etwas Unverfänglichem zu beginnen, wo jeder wusste, dass Vieles falsch gelaufen ist. Keine Politik, kaum Wirtschaft – die perfekte Wahl, um Zuschauer zu fesseln. Dazu ein paar sehr charismatische Darsteller und schon war alles geritzt. Als weitere reale Nachrichtenthemen stehen Osama Bin Ladens Tod, der Skandal um die Abhöraffäre einer britischen Boulevardzeitung, der ägyptische Frühling, Fukushima und eine in Europa vollkommen unbekannte und unbedeutende Gerichtsverhandlung um eine junge Mutter, die ihre Tochter umgebracht haben soll, im Mittelpunkt. Dabei geht es um noch viel mehr als das. Mit der Zeit werden die eh schon in der Pilotepisode wirklich gut vorgestellten und präsentierten Charaktere weiter ausgebaut und entwickeln sich, hinzu kommt, dass der Fokus der Nachrichten darauf liegen soll, wie man dem Zuschauer ein reales Bild verschafft, vollkommen unbeeinflusst von Quoten und gekauften Meinungen. Dass das nicht klappt, trägt nicht nur zum konstanten Spannungsgehalt der Storylines bei, sondern lässt einen auch selbst hinterfragen, was an Klatsch und Tratsch so wichtig ist.

Die Charaktere

Neben der gekonnten Umsetzung der Storylines um die Nachrichten schimmern die Charakete dazwischen nicht nur hindurch, sondern strahlen dabei. Es werden zwar auch stereotypische Liebesgeschichten erzählt, doch die schaffen es zu überzeugen, gerade weil ein Happy End für sie so unwahrscheinlich ist. Hier kommt der Teil mit dem Klatsch und dem Tratsch durch, der in der Serie zwar kritisiert, ebenso aber aufgegriffen wird. Man will einfach wissen, ob Maggie noch erkennt, dass Don sie nur hinhält. Man will wissen, wie Jim damit zurecht kommt, dass er in Maggie verliebt ist, sie aber aus Höflichkeit nicht darauf stoßen will, wie falsch sich Don verhält. Man ist gefesselt davon zu erfahren, warum MacKenzie und Will sich getrennt haben. Man will wissen, was aus dem Computerfreak Neal wird. Diese Charakterstorylines sind es, die mich konstant fesselten und die damit auch die mir meist nicht unbekannten Nachichten spannend hielten. Das Zusammenspiel beider Handlungsstränge ist bemerkenswert ineinander verstrickt, dass man es zwar deutlich voneinander trennen kann, aber gar nicht will. Alles beeinflusst alles und am Ende steht man vor einer Kakophonie herausragender Charaktere, bei denen es schwer fällt, sie komplett zu hassen oder zu lieben. Ich schäme mich sicher nicht, zuzugeben, dass ich Jim am besten finde, auch wenn er die geringste Entwicklung durchmacht. Er ist einfach sympathisch, wie auch sein Darsteller.

Fazit

"The Newsroom" verlangt zwar eine rudimentäre Vorkenntnis wichtiger Nachrichten seit April 2010, doch das sollte keinem all zu schwer fallen, der in den letzten Jahren ab und an das Titelblatt einer Zeitung gelesen hat. Somit findet man sich schnell zurecht und kann sich in der ersten Episode auf die Charaktere konzentrieren, bevor die Nachrichten Gefilde erreichen, die man nicht unbedingt kennen muss. Es ist ein außerordentlich spektakuläres Zusammenspiel zwischen großartiger Schauspielarbeit und hervorragend miteinander verbundenen Fakten des wahren Lebens in "The Newsroom" im Zentrum der Erzählung. Ich kann die Serie jedem, der klug unterhalten werden will und dabei gegebenenfalls bereit ist, das ein oder andere dazu zu lernen, nur empfehlen. Dabei wird man auch noch mit kreativen Gesprächen belohnt. Einziges Mankerl meinerseits ist, dass zwar immer wieder gesagt wird, dass man der Wirtschaft mehr Beachtung schenken muss und dafür sogar eine eigene Figur einführt, dieses Thema aber leider auf der Strecke bleibt, wie die dürftige Erwähnung der Euro-Krise. Trotzdem glaube ich, dass auch in der zweiten Staffel von "The Newsroom" eine Menge zu erzählen sein wird und der Zuschauer den amerikanischen Blick auf die Wirtschaft dort noch erlangen wird, ebenso wie die Präsidentschaftswahl und jedes andere wichtige Weltereignis der letzten Monate. Ich freue mich darauf, diese alle noch einmal Revue passieren lassen zu können und dabei von schönen Klatsch und Tratsch der Storylines um die Charaktere in "The Newsroom" unterhalten zu werden.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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