Political Animals - Review des Piloten

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"Political Animals" ist auf sechs Episoden ausgelegt und schon der Pilot verspricht viele Entwicklungen und Charaktere auf höchstem Niveau. Ich persönlich bin schon skeptisch an die Geschichte heran gegangen, da ich Sigourney Weaver nicht leiden mag.

Sigourney Weaver

Ich fange gleich mit dem Steckenpferd der Serie an: Sigourney Weaver. Sie ist eine Schauspielerin, die mit ihrer steifen Miene einfach bisher keine Sympathie bei mir wecken konnte. Aber die Rolle der Außenministerin Elaine Barrish scheint ihr wie auf den Leib gemeißelt. Ihre wenigen Regungen im Gesicht, ihre schmalen Lippen, ihr gesamtes Auftreten ist körperlich so passend für die Rolle, wie man sich eine ehrgeizige Politikerin einfach vorstellen muss. Weaver gibt der Rolle so ihren persönlichen Touch, trotzdem hat man in keiner Sekunde das Gefühl, dass sie gleich losschießt, um Aliens entweder zu töten oder zu erforschen. Natürlich ist alleine ihre Anwesenheit schon ein Gewinn für die Serie, denn so konnte vorher kräftig die Werbetrommel gerührt werden. Seit einigen Jahren bin ich ja nun recht skeptisch Serien gegenüber, wo vorher der große Hype gepriesen wird. Doch dieses Mal hat zumindest der Pilot gehalten, was die Werbetrommel zuvor angeschlagen hat.

Die Storyline

Dieses Jahr scheinen die Sommer-Serien generell sehr politiklastig zu sein. Zum einen ist dort "The Newsroom", wo Politik ein sehr zentraler Handlungsstrang ist. In "Political Animals" ist Politik das Hauptthema, nun ja, auf gewisse Weise. Es ist zumindest das zentrale Thema, um das sich alles entwickelt, wobei das Hauptthema mehr die Menschen sind, die mit Politik zu tun haben, ganz konkret die Familie Barrish/Hammond. Zunächst wird zwei Jahre in die Vergangenheit geschaut. Die heutige Außenministerin Elaine Barrish verliert die Stichwahl mit ihrem Konkurrenten Paul Garcetti, der schlussendlich tatsächlich Präsident wird. Sie wird von ihm als Außenministerin angestellt und trennt sich zeitgleich von ihrem Ehemann. Während die Politik ständiger Begleiter in Elaines Leben ist, ist es auch ihre Familie, die trotz aller Liebe zur Macht im Mittelpunkt ihres Lebens steht. Sie liebt ihre Söhne und ist gleichermaßen stolz auf den einen, wie besorgt um den anderen. Es gibt in dieser Pilotepisode zwei Handlungsstränge. Zum einen den politischen (drei Journalisten werden im Irak gefangen genommen und als Spione zum Tode verurteilt) und den sehr viel zentraleren zweiten, innerfamiliären Handlungsstrang, der es schlussendlich doch an die Öffentlichkeit schafft.

Der zweite Handlungsstrang

Dieser viel wichtigere Handlungsstrang um die Familie Barrish/Hammond ist es, was "Poitical Animals" doch zu einem gelungenen Soap-Drama macht, auch oder gerade weil die politischen Themen sehr nebensächlich und wenig kreativ sind. Die Serie ist doch mehr charakterorientiert als zunächst vermutet, was sich aber auch erst innerhalb der ersten Episode zeigt. Die für mich an dieser Stelle wichtigste Person ist nicht die Figur von Weaver, sondern ihr Sohn, Thomas "T.J.". Zwar karikiert man hier den typischen gefallenen Sohn, den es schon in der Bibel gibt, doch besetzt man ihn hervorragend gut mit dem aus "Gossip Girl" bekannten Darsteller Sebastian Stan. Stan schafft es durch eine gewisse nicht direkt zu entschlüsselnde Weise dem Charakter Leben einzuhauchen und eine Seite zu zeigen, die neu ist. Man sympathisiert sofort mit ihm. So sehr man T.J. mag, umso weniger mag man seinen Zwillingsbruder. Er scheint nur als billiger Sklave für seine Mutter zu leben. Er macht, was sie will. Als er mit seiner Verlobten schläft, wartet man als Zuschauer tatsächlich, dass die Mutter aufkreuzt, und schwupps ruft sie an. Doug hat einfach keinen Kontakt zu irgendwem. Er weiß nicht, wie es um die Gesundheit seiner Verlobten steht und ändert ständig seine Meinung bezüglich der Hochzeit, sodass es der Mutter gefällt. Zu dem Trio kommt noch der Exmann und Vater, von dem man nach der Episode nur einen bitteren Nachgeschmack im Mund hat. Er ist ein so widerlicher Kerl, dass man sich konstant fragt, wie Elaine es mit dem über dreißig Jahre aushalten konnte. Diese Charaktere fürchten (der eine mehr als der andere), dass das große Geheimnis von "vergangenem Dezember" ans Licht kommt. Schlussendlich tut es das und jede Nachrichtensendung, jede Zeitung, jeder Radiosender verkündet, dass T.J. versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Ein Tragödie von großem Ausmaß, die nicht an die Öffentlichkeit gehört, was den Charakter aber noch sympathischer macht, auch wenn die Drogen und der Alkohol nicht gerade zugängliche Wege zur Figur sind.

Die Reporterin

In dieses Familiendrama tritt nun die Reporterin Susan Berg. Bis zuletzt bin ich mir nicht sicher, in welche Schublade ich sie stecken soll oder ob sie der schubladenlose Charakter ist, den es ab und an in einem Charakterdrama gibt. Sie handelt profitabel für ihre Karriere, hat aber gleichzeitig ein Gewissen. Sie will die Geschichte um T.J.s Selbstmordversuch gar nicht bringen. Was sie abgesehen davon will, ist nicht klar. Ihr Charakter dümpelt ein wenig im Fahrwasser von Elaine, was ihn aber nicht schmälert, sondern zu einer mysteriösen Figur macht, die man einfach nicht beurteilen kann.

Fazit

Nach dem Piloten von "Political Animals" ist man erst einmal erleichtert, dass es sich um ein Charakterdrama handelt und nicht um eine Serie, die sich ausschließlich mit Politik befasst. Gerade die Hauptdarstellerin Weaver kann in ihrer Rolle überzeugen, auch wenn ihr Serien-Sohn weit mehr Sympathien weckt. Auf der anderen Seite empfindet man dann aber durch die große Fokussierung auf die Charaktere die zweite Haupthandlung um die entführen Journalisten als sehr störend. So wird oft mit dem Einheit gebrochen. Es ist dem Zuschauer wirklich egal, ob die drei überleben oder nicht, aber politisch trägt die Affäre einen Rattenschwanz mit sich, der länger nicht sein könnte. Sicherlich ist "Political Animals" nicht für jeden das Richtige. Jedoch macht der Pilot zumindest neugierig auf das weitere Schicksal von T.J., sowie die Frage, ob es Elaine schafft, noch einmal zu kandidieren, um Präsidentin zu werden. Außerdem würde man gerne die Rolle der Reporterin genauer definiert sehen. Verzichten könnte ich allerdings auf den jetzigen Präsidenten und seinen Vorgänger. Ein Pilot, aus dem man mit gemischten Eindrücken hervortritt.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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