Please Like Me - Review

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"Please Like Me" – immer wieder tauchte dieser Serientitel in meinen Vorschlägen auf Netflix auf, bis ich dann irgendwann einfach mal den Versuch gewagt habe, in diese Serie reinzuschauen. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde. Dass ich aber so positiv überrascht würde, hätte ich nicht gedacht. Vom ersten Moment an überzeugte mich diese Serie durch ihre Situationskomik, ihre Dialoge und natürlich Josh.

Wer mit Joshs Art nicht klarkommt, der braucht nach der ersten Folge nicht weiterschauen – denn er ist der Mittelpunkt der Serie. Wir lernen seinen Freundeskreis und seine Familie kennen und natürlich seine Macken. Und davon hat Josh einige. Er redet zuviel, er analysiert ständig, was um ihn herum passiert und er ist wahnsinnig selbstbezogen. Dabei ist er aber auch unglaublich unsicher und weiß nicht so recht, wo er im Leben steht. Die typischen Probleme eines Anfang-20-Jährigen, doch Josh ist viel mehr als das. Seine Freundin Claire macht mit ihm Schluss, weil sie glaubt, dass er schwul ist. Er selbst weiß es nicht so recht und besucht erstmal seinen besten Freund Tom bei der Arbeit, um das alles zu analysieren. Dort lernt er Geoffrey kennen, der wie sich später herausstellt, ebenfalls schwul ist und ihn mit einem Kuss und einer gemeinsamen Nacht fast schon überrumpelt. Josh scheint das alles relativ gelassen aufzunehmen, so dass man als Zuschauer fast schon das Gefühl hat, dass man selbst mehr von dieser Situation überfahren wurde, als er selbst. Aber Josh bleibt auch nicht viel anderes übrig: Am nächsten Morgen wacht er zu einer Reihe panischer Voice-Mails seines Vaters auf, der ihm mitteilt, dass seine Mutter einen Selbstmordversuch begangen hat. Und so starten wir mitten ins chaotische Leben Joshs und wollen natürlich wissen, wie das Ganze weitergeht. Was ist bei Joshs Mutter passiert, war das mit Geoffrey ein One-Night-Stand oder werden wir mehr von ihm sehen, und wie geht Josh überhaupt mit alldem um? Mich hatten sie damit am Haken.

Neben der drolligen Figur des Josh, dem man in keinem Moment der Serie für sein manchmal sehr egozentrisches Verhalten böse sein kann, gibt es aber noch lauter andere Charaktere, die man nicht außer Acht lassen darf. Da wäre Joshs nerdiger Mitbewohner Tom, der seine Freundin Niamh eigentlich nicht leiden kann, aber nicht auf den Sex mit ihr verzichten möchte. Als sie sich dann endlich von ihm trennt, fängt er direkt mit Claire an zu knutschen, die nach ihrer Trennung von Josh nicht weiß, was sie so den ganzen Tag mit sich anstellen soll und deshalb weiterhin bei den beiden Jungs zuhause rumhängt. Oder Geoffrey, der vielleicht nicht die hellste Leuchte im Lampenladen ist, durch sein Selbstbewusstsein und seine offene Art aber einen so wunderbaren Kontrast zu Josh darstellt, dass man die beiden zusammen einfach nur toll finden kann. Oder Joshs Eltern, die zwar geschieden leben, aber doch nicht so ganz aufeinander verzichten können und sei es nur, um miteinander zu streiten. Dabei steht natürlich Joshs Mutter Rose durch ihre Krankheit im Fokus, denn Joshs Leben wird dadurch stark beeinflusst. Zudem zeigt sie einem, dass egal für wie verrückt man Josh halten mag, es geht noch verrückter.

Die ersten drei Staffeln, die zurzeit bei Netflix angeboten werden, bestehen aus insgesamt 26 ca. 30-minütigen Folgen. Das lädt geradezu zum Serienmarathon an einem verschneiten Wochenende ein – so auch geschehen. So durfte ich in den weiteren Staffeln von "Please Like Me" also weitere liebenswerte Charaktere wie Hannah, Arnold und Ella kennen lernen. Natürlich gab es auch nervige Figuren wie Patrick und Jenny, aber auch die gehören zum Leben dazu und wurden ja auch nach wenigen Episoden wieder aus der Handlung bzw. dem Leben von Josh, Tom und Claire entfernt. Es war schön dabei die Entwicklung von Josh und Co. zu beobachten. Die drei Hauptcharaktere sind zwar keineswegs oder nur minimal erwachsener geworden, aber sie haben mehr Erfahrungen gesammelt, die ihnen dabei helfen, mit der ein oder anderen Situation umzugehen. Herausstechend fand ich dabei eine Episode in Staffel 3, in der Josh mit seiner Mutter wandern geht und ihr offen sagt, was ihn an ihrer Krankheit am meisten stört. Oder die Episode, in der Josh sich um Claire kümmert, weil sie eine Abtreibung durchmacht. Das schweißt die Freunde enger zusammen und bringt uns die Charaktere näher, die man über die Staffeln so lieb gewonnen hat.

Zudem hat es mir sehr gut gefallen, dass es nicht alleine um ein Problem oder eine Frage geht. Es geht nicht darum, wie Josh mit seinem Schwulsein klarkommt oder welche Rolle die Krankheit oder die Angstzustände seiner Mutter oder Arnolds haben; wie die Scheidung seiner Eltern sich auf Joshs Leben ausgewirkt hat oder warum Tom keine ernsthafte Beziehung eingehen kann. Wie der Titel der Serie schon zeigt, geht es um den Wunsch jedes Einzelnen, gemocht zu werden. Sie benötigen die Bestätigung durch andere. Josh möchte einen Partner oder Freunde, die ihn gern haben. Rose hat das Gefühl, für alle eine Belastung zu sein und sich lieber das Leben nehmen, als sich diesem Gefühl zu stellen. Joshs Vater glaubt, dass er alles falsch gemacht hat und versucht sich nun das Gefühl des Gebrauchtwerdens mit Geld erkaufen oder jetzt seiner Exfrau beistehen. Und Tom und Claire befinden sich in einer ähnlichen Situation wie Josh, dass sie nicht wissen, was sie mit ihrem Leben anstellen sollen und deshalb andauernd auf der Suche nach Bestätigung sind. Dabei sind sie unter sich brutal ehrlich zueinander, auch wenn sie damit genau auf den Schwächen des anderen herumreiten, die zu diesen Unsicherheiten führen. "Please Like Me" ist keine reine Comedyserie und sie ist keine reine Dramaserie – genauso wie das Leben nicht nur aus komischen oder dramatischen Momenten besteht, sondern aus beidem. Die Mischung macht's und genau diese Mischung ist bei "Please Like Me" meiner Meinung nach genau im richtigen Verhältnis.

Fazit

Netflix sei Dank bin ich überraschend auf diese kleine Serienperle gestoßen. "Please Like Me" hat mich bereits in der ersten Folge zum Lachen gebracht und die skurrilen Charaktere und ihre Beziehungen zueinander haben mich vom ersten Moment an nicht mehr losgelassen. Ich hoffe, dass wir noch viele weitere Geschichten rund um Josh, Tom und Claire zu sehen bekommen, denn ich möchte die drei wirklich nicht mehr missen.

Catherine Bühnsack - myFanbase

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