Die besten Storylines 2009/2010
Platz 9: Yin und Yang (Psych)

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Es kommt bei "Psych" ungemein selten vor, dass sich ein Fall länger als eine Folge hinzieht. Am Ende einer Episode steht eigentlich immer fest, wer der Täter ist und Shawn und Gus sonnen sich in ihrem Erfolg. Bis hierhin hatten die Zuschauer meist sehr viel Vergnügen, es gab spannende Momente und abstruse Dialoge. Doch eine richtige Storyline über einen Mörder, der das Team um Shawn und die Polizei von Santa Barbara in Atem hielt, war bislang Fehlanzeige. Am Ende der dritten Staffel hatte es Schlitzohr Shawn dann plötzlich mit einem recht gerissenen Serienkiller zu tun, der nicht nur der Polizei immer einen Schritt voraus zu sein schien, sondern auch Shawn selbst ein ums andere Mal täuschen konnte. Am Ende war das Leben seiner Mutter in Gefahr, doch Shawn wäre nicht Shawn, wenn er nicht am Ende doch irgendwie wieder heil herauskommen würde. Doch bereits damals hat Mr Yang, der sich in den letzten fünf Minuten als Frau outete, angedroht, dass ihre und Shawns gemeinsame Geschichte noch nicht zu Ende erzählt sei. Was damals noch nach einer leeren Drohung klang, wird für die Charaktere am Ende der vierten Staffel nun bitter ernst, denn Mr. Yang ist zurück und im Schlepptau hat sie dieses mal einen Komplizen - Mr. Yin.

Hitchcock und die fernöstliche Tradition

Nun gut. Yang sitzt in der geschlossenen Psychiatrischen Anstalt, die einem Hochsicherheitstrakt gleicht. Niemand hat Zugang zu der Psychopathin, die jedoch in dem Jahr ihrer Gefangenschaft ein Buch verfasst hat, das nicht nur Shawn in den Himmel lobt, sondern auch einen alten Bekannten nach Santa Barbara bringt - Yang-Spezialist Mary (im Gegensatz zur weiblichen Mr. Yang dieses Mal trotz des Namens keine Frau!) Und als der erste Mord geschieht finden die Ermittler nicht nur Yangs Zeichen am Tatort, sondern auch die eines neuen Täters, der sogleich Yin getauft wird. Da letztere aus dem Nichts aufgetaucht ist, liegt es nahe, Yang zu den Morden zu befragen.

Nicht nur, dass die ganze Szenerie in der Psychiatrie herrlich schräg an "Das Schweigen der Lämmer" angelehnt ist, die ganze Episode widmet sich der Popkultur des Kriminalkinos und persifliert am Ende vor allem bekannte Hitchcock-Filme. So hetzen Shawn und Gus von "Frenzy" über "Psycho" hin zu "Marnie" und "Vertigo". Dabei sind die Szenenbilder herrlich detailgetreu nachgestellt und bieten nicht nur für Fans des Altmeisters einen Augenschmaus. Dem gesamten Cast ist die Freude an der Arbeit deutlich anzumerken und jeder darf mal in die Rolle eines seiner Vorbilder schlüpfen. Natürlich gibt es den ein oder anderen banalen Moment oder klischeehaften Auftritt eines Nebencharakters, doch am Ende gibt es Spannung, Spiel und viel, viel zu lachen.

Während Shawn ansonsten eigentlich immer schnell kombiniert und oft durch Zufall und eine gehörige Portion Glück den Missetätern auf die Spur kommt, gerät er hier - wie auch schon vor einem Jahr - an seine Grenzen. Die Rätsel, die Yin im stellt, sind im Stile von "Das Sakrileg" gehalten und gewohnt knifflig und undurchsichtig. Shawn hat zwar kurz vor knapp meist die zündende Idee, ist dann doch oftmals einen Schritt zu langsam. Und so wartet die Episode nicht nur mit einem tollen Beginn (Yin und Yang) auf, sondern auch mit unerwartet schockierenden Twists, wie dem Tod von Mary und der Entführung von Abigail und Juliet, Shawns Herzensdamen.

Shawn schwächelt und erkennt viel zu spät, was der Täter vor hat und gerät plötzlich in eine für ihn ungewöhnliche Lage: Verzweiflung. Er weiß, dass er "Schuld" daran trägt, dass Yang weiterhin mit ihm spielt und muss sich dann auch noch entscheiden, ob er seine Freundin oder seine heimliche Liebe retten soll. Eine klassisches Dilemma, wie man es in so vielen Filmen finden kann. Doch hier wirkt es keinesfalls aufgesetzt. Vielmehr ist es der Gipfel einer bis dato unterhaltsamen Geschichte und am Ende geht dann doch, ganz klischeehaft, alles irgendwie gut aus. Naja, fast.

Das interessante an der Yin-Yang-Storyline ist definitiv die Brücke zur vorherigen Staffel, das offene Ende, das eine Weiterführung in der nächsten Staffel mehr als wahrscheinlich macht und die tolle Charakterarbeit, die während der Episode von beinahe allen geleistet wird.

So wird Shawn plötzlich zu einem ernsthaften Ermittler, der sich am Ende sogar endlich einmal für das Reale in seinem Leben entscheidet und dann doch bitter enttäuscht wird, nachdem er sich aufrichtig an seine Freundin Abigail binden wollte. Gus tritt endlich aus Shawns Schatten und kann ohne seinen hyperaktiven Kumpel zeigen, was in ihm steckt. Und Lassiter zeigt, dass ihm seine Partnerin Juliet über alles geht und umarmt sie ganz brüderlich, als sie in seinen Armen zusammen bricht. Dass Juliet in dem ganzen Tohuwabohu dabei die typische Opferrolle zugedacht wird, stört da nur am Rande.

Die Geschichte um Yin und Yang mach ungeheuer Spaß, ist toll konzipiert und herrlich absurd. Ich bin gespannt, was uns da noch erwartet, denn Yin konnte am Ende ja bekanntlich ganz knapp entkommen. Und auch Serienmacher Steve Franks deutete bereits an, dass die Geschichte noch nicht abgeschlossen ist. Mal sehen, wie die Geschichte dann weitergesponnen wird.

Melanie Wolff - myFanbase

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