Die herausragendsten Episoden 2015/2016
Orange Is the New Black, #4.11 Angestellte des Monats

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"Orange Is the New Black" ist und bleibt ein Phänomen. Von Jahr zu Jahr kann mich die Serie grenzenlos begeistern und dabei immer wieder aufs Neue überraschen. Großartig gespielte Charaktere, berührende und emotionale Beziehungen und großartige Storylines überwältigen und überzeugen. Dies geschieht jedoch durch die langsame Erzählungsweise nur nach und nach. Handlungen spitzen sich immer mehr zu, die Entwicklungen von Figuren kommen auf neue Hochtouren und schlussendlich eskaliert alles in einem großartigen Finale. Aber auch wenn dies einen der gemeinsten Cliffhanger der Serie enthält und auch die zwölfte Folge mit Pousseys Tod meinen absoluten 'Tearjerker'-Moment beinhaltete, so halte ich dennoch die elfte Folge der vierten Staffel für die beste der großartigen vierten Staffel. In dieser Folge entlädt sich das ganze dramatische Potenzial, das sich in den vorherigen Folgen aufgestaut hatte und sprudelt nur so hervor, was zu mehreren emotionalen und dramatischen Höhepunkten führt.

"Mr.Healy, did we travel back in time?" - "No. Not this time." - "That´s okay! We just keep trying."

Foto: Lori Petty & Michael Harney, Orange Is the New Black - Copyright: JoJo Whilden/Netflix
Lori Petty & Michael Harney, Orange Is the New Black
© JoJo Whilden/Netflix

Im Finale der dritten Staffel wurde Alex Vause von einem Auftragskiller ihres Ex-Bosses Kubra, der sich als neuer Wärter einschleuste, überfallen, und wurde nur durch Lolly gerettet, die kurzerhand selbst auf den Auftragskiller einschlug. Gemeinsam mit Frieda vergruben sie die Leiche in den Gemüsebeeten, doch unglücklicherweise wird die Leiche bei neuen Arbeiten an den Beeten gefunden. Daraufhin pickt Piscatella, der Caputos Ex-Job und die Kontrolle im Gefängnis übernommen hat, sich ein paar, ihm auffallende Insassinnen heraus, die in einem Raum eingepfercht werden. Die Situation spitzt sich immer mehr zu, als der Wärter Humps die Lage ausnutzt und das getrennte Pärchen Maureen und Suzanne aufeinanderhetzt. Suzanne möchte nicht kämpfen, wird aber von Maureen so sehr provoziert, dass sie sich auf Maureen stürzt und auf sie so lange einschlägt, bis sie endlich gestoppt wird. Lolly wird letztendlich durch Healy als Täterin identifiziert und landet in der psychiatrischen Abteilung des Gefängnisses.

Die Folge ist auf viele verschiedene Arten großartig. Zum einen rührt unheimlich das Schicksal von Lolly, die durch ihre psychische Erkrankung und ihre Verwirrtheit, aber vor allem durch ihre liebenswürdige und herzliche Art punktete. Immer wieder hat sie sich in dieser Staffel gefragt, ob sie tatsächlich diese Tat begangen hat oder ob sie sich das alles nur eingebildet hat. Sie hat sich sogar eine Zeitmaschine gebaut, um zu diesem Moment zurückzureisen. Auch die Annäherung zu Healy konnte berühren, da dieser in Lolly seine Mutter sah und sich so besonders um sie bemühte. Healy, der nicht wirklich eine der sympathischsten Figuren darstellt, berührt in dieser Episode urplötzlich, in seiner neuen entrückten Art, in deren Folge er sich selbst das Leben nehmen möchte: Er hat es erneut nicht geschafft, jemanden zu retten und all sein Versagen wird ihm auf einen Schlag bewusst.

Die Momente, in denen diese beiden Figuren in der Folge aufeinandertreffen, bringen das Beste aus den Darstellern Michael P. Harney und Lori Petty hervor und sind einfach nur großartig. Wie Lolly verzweifelt in der Zeitmaschine zu dem Moment zurückreisen möchte, bevor sie den Mann getötet hat, berührt wahnsinnig, doch gerade oben genanntes Zitat haut noch einmal so richtig emotional rein. Schlussendlich heult man gemeinsam mit Healy, als Lolly nach ihm auf herzzerreißende Art ruft, während sie abgeführt wird.

Die andere Figur, die diese Folge so großartig gemacht hat, ist Suzanne, auch genannt Crazy Eyes. Sie gehört ohne Frage zu den prägendsten und wichtigsten Figuren der Serie und ist mit ihrer liebenswürdigen, aber auch weltfremden Art Lolly wahnsinnig ähnlich. In dieser Folge dürfen wir auch wieder in ihre Vergangenheit zurückblicken. Die Flashbacks sind über die Staffeln hinweg leider nicht mehr so prägnant und mitreißend geworden wie sie es zu Beginn der Serie noch waren. Hier schafft man es jedoch auf großartige Weise Suzannes Sehnsucht nach menschlicher Nähe und ihre Überforderung in normalen Situationen sowohl durch ihren Rückblick als auch durch ihre momentane Situation auszudrücken. Genauso sollte ein Flashback sein!

Auch ihr Ausraster und ihr Einprügeln auf Maureen gehört zu den berührendsten und schockierendsten Mometen dieser Staffel. Maureen war die erste, die tatsächlich an Suzanne interessiert war, doch Suzanne war überfordert von dieser Situation und hat sich Maureen entzogen. In dieser Konfrontation kochen die Emotionen so hoch, was von den sadistischen Wärtern nur ausgenutzt wird, die die beiden aufeinanderhetzen. Geschockt und mit Tränen muss man mit ansehen, wie Suzanne gegen ihren Willen handelt und sich von ihrer Wut leiten lässt. Eine wirklich stark gespielte Szene, die ebenfalls lange nachhallt.

Es sind aber auch die kleinen Momente, die in dieser Folge emotional so richtig reinhauen. Pennsatuckey, die noch vor wenigen Staffeln unsensibel war und nur ihre Ziele verfolgte, demonstriert ihre herausragende Entwicklung, indem sie Nicky bei ihrem erneuten Entzug beisteht und für sie uneingeschränkt da ist. Die Annäherung von Piper und Alex ist, obwohl die beiden für mich ein Flop-Paar darstellen, schön geraten, da sie langsam und vorsichtig geschieht. Und nicht zu vergessen passiert der Dreier von Yoga Jones, Luscheck und Judy King in dieser Episode, was mein persönlicher WTF-Moment der Staffel war und mich richtig zum Lachen gebracht hat!

Dies alles ist für mich "Orange is The New Black" in Bestform und unterstreicht wunderbar, warum diese Serie so erfolgreich ist. Gott sei Dank wurde die Serie für weitere drei Staffeln verlängert – denn auf solch tolle Unterhaltung sollte man nicht verzichten müssen.

Lux H. - myFanbase

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