Die besten Staffeln 2014/2015
Last Week Tonight with John Oliver

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Es ist nicht die typische Serie, die ich hier in diesem Rahmen als eine der besten der vergangenen Season würdigen möchte. Aber da mich keine Comedyserie, nicht einmal die nahezu perfekte letzte Staffel von "Parks and Recreation" in der letzten Season derart überzeugt hat, wie "Last Week Tonight with John Oliver", musste diese einfach ihren Platz in unserem großen Season-Rückblick erhalten. Denn mit "Last Week Tonight" habe ich in den letzten Monaten immer wieder herzhaft gelacht, habe mich über die Ungerechtigkeiten der Welt aufgeregt und vor allem hab ich mich informieren können.

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Als Format an sich hat John Oliver mit seinem wöchentlichen satirischen Rückblick auf die verschiedensten Themen das Rad nicht neu erfunden, schließlich gibt es derartige Formate sowohl in den USA ("The Daily Show"), aber auch bei uns in Deutschland ("heute Show") schon seit einigen Jahren. Aber John Oliver hat das Format für sich selbst und sein Rechercheteam vollkommen neu durchdacht und mit ein paar entscheidenden Änderungen seiner Sendung eine enorme Bedeutung verliehen. Da wäre zum einen, dass sich "Last Week Tonight" nicht nur direkt auf die amerikanische Politik und Gesellschaft bezieht, sondern ein großes Augenmerk auf internationale Themen legt. Dazu kommt, dass Oliver als zugezogener Brite mit einem anderen Blick auf die USA blickt, als die anderen Satiriker seiner Zunft, und er dies auch geschickt ausnutzt. Und nicht nur inhaltlich legt die Sendung einen starken internationalen Fokus an den Tag, durch die Tatsache, dass die meisten Segmente auch auf dem youTube-Kanal der Sendung dauerhaft verfügbar sind, und das ohne GeoBlocking, spricht Oliver direkt das internationale Publikum an. Das ist besonders beachtlich, da "Last Week Tonight" in den USA von HBO produziert wird, man dort als TV-Zuschauer also bezahlen muss, um die Inhalte zu sehen. Und gerade für eine HBO-Sendung ist es mehr als außergewöhnlich, derart frei verfügbar zu sein, ohne ein HBO-Abo als Zugriff zu fordern. Aber nicht nur ist die Sendung so über Social Media einfach teilbar, sie schafft es auch einen viel größeren medialen Einfluss auf die ganze Welt auszuüben, als wenn sie nur im kleinen HBO-Kosmos der USA bleiben würde. So haben schon der Chairman der Federal Communications Commission Tom Wheeler, FIFA-Präsidiumsmitglied Jack Warner und der Präsident von Ecuador Raffael Correra direkt auf Olivers Provokationen reagiert und diese werden sich nicht die letzten bleiben.

Eines der wichtigsten Alleinstellungsmerkmale von John Olivers Sendung ist es aber auch, dass er sich wöchentlich Themen widmet, die sonst wahrscheinlich keine großen Wellen schlagen würden. Natürlich ist er auch schon für einige große Coups verantwortlich gewesen, wobei sein Interview mit Edward Snowden in Moskau sicher der größte davon war, aber meist widmet er sich den weniger beachteten Themen und bringt die Probleme mittels journalistischer Recherche und absurden Vergleichen dann absolut auf den Punkt. Über viele Themen hatte man als Zuschauer und Verbraucher vage eine Ahnung, aber die Auswüchse unserer modernen Gesellschaft an Korruption, Nachlässigkeit, Verschwendung und immer wieder auch purer kapitalistischer Ausbeutung derart vorgeführt zu bekommen, erfüllt Woche für Woche eine wichtige aufklärerische Funktion. Ich habe durch "Last Week Tonight" in den anderthalb Staffeln, die es jetzt auf Sendung ist so viel gelernt, wie es nur wenige andere journalistische Formate geschafft haben. Aber dabei wird John Oliver nie zum guten Onkel, der einem die eigenen Fehler so vorhält, dass man lediglich ein schlechtes Gewissen erhält und in die Defensive verfällt. Es ist Olivers unermüdlicher Optimismus und der Glaube an das Gute im Menschen, die man ihm immer anmerkt, die die Sendung davor bewahren, im Zynismus zu versinken. Viele Satireformate kommen aufgrund des Wahnsinns unserer heutigen Welt nicht darum herum, sich hinter einem Schutzschild aus Sarkasmus und Herablassung zu verschanzen. Aber Oliver bleibt immer positiv und er treibt so die Zuschauer, wirklich etwas verändern zu wollen.

Dies ist keine geringe Leistung, und vergleicht man einmal seine Sendung mit so manchen deutschen Nachmachern, die sich natürlich versuchen dem großen Vorbild anzunähern, merkt man, wie viel Intelligenz zudem im Humor der Sendung steckt. Oliver wählt niemals die einfachen Witze aus der Kiste, jahrhundertealte Klischeewitze über schuhekaufende Frauen und biertrinkende Männer wird man bei ihm nicht finden. Analysiert man seinen Humor, fällt auf, dass er nie nach unten tritt, dass er viele marginalisierte Gruppen in seinem Humor mitdenkt und diese nicht als platte Gagvorlage nutzt. Gerade die Vergleiche, die Oliver heranzieht, um einerseits inhaltliche Punkte zu demonstrieren und andererseits natürlich Lacher zu erzeugen, sind fast immer Unikate, die man so vorher noch niemals gehört hat.

So hört man hier niemals abgelutschte Klischees und der Humor ist auch dadurch so treffend, dass er immer wieder überrascht. "Last Week Tonight with John Oliver" ist aufgrund seiner gesellschaftlichen Bedeutung und seiner herausragenden Qualität in Sachen Journalismus und Humor mit Abstand für mich DIE Sendung der TV-Season 2014/2015.

Cindy Scholz - myFanbase

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