Die enttäuschendsten Beziehungen 2014/15
Larry Bloom & Polly Harper (Orange is the New Black, Staffel 2)

Foto:

Bereits gegen Mitte der ersten Staffel der Netflix-Serie "Orange Is the New Black" wurde deutlich, dass sich Piper und Larry während ihres Aufenthalts in Litchfield auseinanderleben würden. Nicht nur die Tatsache, dass Piper ihre Affäre mit Alex wieder aufgenommen hatte, trieb einen Keil zwischen die beiden, sondern auch, so banal es klingen mag, der Alltag, den die beiden nun nicht mehr zusammen verbringen konnten. So nobel es doch zu Beginn war, sich gegenseitig zu versichern, stets miteinander in Kontakt zu bleiben und die 15 Monate irgendwie zu überstehen, so kläglich scheiterte das Unterfangen bereits nach wenigen Wochen.

Larry ist einfach kein Teil mehr von Pipers Leben, was er immer wieder schmerzlich erkennen muss. Seine Verlobte verändert sich mit jedem Tag, den sie hinter Gittern sitzt und am Ende ist es nur konsequent, dass er den Schlussstrich unter die Beziehung zieht, denn die Piper, die irgendwann aus Litchfield entlassen wird, die ist nicht mehr die Piper, die er kennen und lieben gelernt hat.

"Please tell us you don't hate us... because you're still my best friend and I don't have a lot of women friends, and I love you, and I can't imagine a world where you're not my friend."

Dass Larry verletzt ist nach der ganzen Aktion mit Alex ist verständlich, und auch dass er in dieser Situation nach jemandem sucht, an den er sich anlehnen kann, ist nachvollziehbar. Doch dass er in seiner Einsamkeit ausgerechnet auf Polly trifft, die selbst mit ihrem Leben komplett unzufrieden und überfordert ist, und aus den beiden schlussendlich ein echtes Liebespaar wird, das ist schwer zu verstehen.

Klar, Larry hat Piper an jemand anderen verloren und sieht sich machtlos, dem etwas entgegen zu setzen. Polly hingegen sieht sich in einer lieblosen Ehe mit einem Mann gefangen, den sein neugeborener Sohn nicht die Bohne zu interessieren scheint. Zwei gebeutelte Menschen, möchte man meinen, finden hier zueinander und am Ende Trost ineinander. Larry erweist sich nämlich als verständnisvoller und beständiger Mann und ist damit genau die Art Langweiler, den Polly sucht, weil sie nicht mit einem nervigen Baby alleine gelassen werden will. An dieser Stelle muss ich einmal gestehen, dass es mich wirklich ärgert, wie Polly während der zweiten Staffel mit ihrem Baby umgeht. Nicht ein einziges Mal scheint durch, dass sie gerne Mutter ist und sich über die Zeit mit ihrem Sohn freut. Vielmehr ist sie andauernd nur genervt und meckert über jede Kleinigkeit. Dass mit einem Baby der Alltag nicht immer rosig ist und einem nicht jeden Tag die Sonne aus dem Hintern scheinen kann, ist ja verständlich, doch ich frage mich ernsthaft, ob das Baby von Polly überhaupt gewollt war. Ja, ob überhaupt die Beziehung zu Pete gewollt war, denn mal ehrlich, hier gibt es keinerlei Gefühle. Weder auf Pollys, noch auf Petes Seite.

Was aber bringt es nun am Ende, eben diese beiden Charaktere, Larry und Polly, zusammenfinden zu lassen? Ich hätte es ja noch verstanden, wären sich die beiden in ihrer Einsamkeit auf freundschaftlicher Basis näher gekommen und hätten sich gegenseitig Halt gegeben. Aber nein, vielmehr setzt man zu Beginn auf die Affäre-Karte und lässt die beiden miteinander in die Kiste hüpfen. Larry quält sich danach ein paar Tage lang selbst, hat dann aber nicht einmal den Schneid, Piper auf ihrem Freigang reinen Wein einzuschenken. Stattdessen gesteht er ihr nur lapidar, dass er bei ihr keinen hoch bekommt, weil er eine Affäre mit jemandem hat, den Piper kennt. Zwar ärgert mich dies, doch auch hier hätte man ein Auge zudrücken können und so argumentieren können, dass Larry einfach immer noch wütend auf Piper ist und es ihr heimzuzahlen versucht. Doch am Ende kommt alles ganz anders, denn das, was sich zwischen Polly und Larry entwickelt hat, ist tatsächlich die echte, die wahrhaftige Liebe. Dass ich nicht lache!

Es ist schmerzhaft zu sehen, wie die beiden schließlich Pete reinen Wein einschenken und Polly ihm klar macht, dass sie die Scheidung will, weil sie jemand anderen liebt. Nicht schmerzhaft, weil hier eine kleine Familie auseinander gerissen wird, sondern schmerzhaft, weil die Zeit, die hier vergeudet wird, einfach an anderer Stelle fehlt und besser mit wesentlich spannenderen Erzählungen in Litchfield hätte gefüllt werden können. Stattdessen müssen wir Polly und Pete dabei zusehen, wie sie miteinander streiten, während Larry ein wenig bedröppelt auf der Couch sitzt und nicht so recht weiß, was er machen soll. Am Ende fängt er sich eine von Pete und man ist ganz kurz gewillt, zu sagen "Recht so!", doch eigentlich ist es zu diesem Zeitpunkt auch schon völlig egal.

Richtig lachhaft wird es dann, wenn Polly und Larry bei Piper auftauchen und sie um ihren Segen bitten. Was versprechen sich die beiden davon? Piper und Larry sind zu dem Zeitpunkt längst kein Paar mehr und auch wenn Piper ihre Gefühle für Alex wieder entdeckt hat, so wird sie dennoch auch an der Trennung zu knabbern haben. Immerhin ist sie darauf angewiesen, dass Larry ihre Kontaktversuche entgegennimmt. Eine richtige Aussprache und ein richtiger Abschluss für beide ist dabei eigentlich nicht wirklich möglich. Warum also stolpern Polly und Larry nach Litchfield und stammeln dort um den heißen Brei herum, nur um am Ende dann zu verkünden, dass sie sich wahrhaftig lieben? Dass es Schicksal war, dass sie sich gefunden haben... yadda, yadda, yadda. Haben die beiden hier wirklich Hoffnung, dass Piper ihnen freudig strahlend alles Gute für die Zukunft wünscht? Dass sie begeistert darüber ist, dass ihr Ex-Verlobter jetzt ausgerechnet ihre beste Freundin knallt? Piper tut gut, ihren Unmut über die Beziehung kund zu tun, vor allem aber, dass sie ihnen klar macht, wie lächerlich ihre Aktion ist und wie lachhaft es ist, dass Polly tatsächlich noch an sie appelliert, ihre Freundschaft nicht aufzugeben, weil sie so wenig weibliche Freunde hat...

Das Treffen der drei im Besucherraum in Litchfield ist der 'krönende Abschluss' dieser mehr als überflüssigen Liebesgeschichte zwischen zwei sekundären Charakteren, die für den Zuschauer absolut keinen Mehrwert hat und stattdessen noch wertvolle Screentime einnimmt, wenn es doch anderweitig noch so viel Besseres hätte erzählt werden können.

Melanie Wolff - myFanbase

Kommentare