Die enttäuschendsten Staffeln 2012/2013
Community, Staffel 4

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Die vierte Staffel "Community" startete bereits mit einigem Ballast, wurde doch mit Serienschöpfer Dan Harmon das Hirn und die Seele dieser einst fast revolutionären, kleinen Comedy-Perle, die geschickt erzählerische Intelligenz und feinfühlige erzählte Charaktermomente mit einem gehörigen Schuss Wahnsinn verband, im Vorfeld gefeuert. Das Chaos hinter den Kulissen könnte Seiten füllen und soll hier auch nicht weiter groß Gegenstand des Interesses sein, aber dass Harmon in der vierten Staffel schließlich die Geschicke der Serie nicht mehr leitete und an den Seitenrand verbannt wurde, ist ein ganz zentraler Umstand, ohne den der Verfall der Serie in der vierten Staffel wohl kaum verstanden werden kann. Mit dem Ausscheiden von Harmon und dem Einstieg der neuen Verantwortlichen David Guarascio und Moses Port verließen auch zentrale Autoren aus Harmons Stab die Serie und vor der Ausstrahlung der ersten Folge befürchtete man als Fan der ersten drei Staffeln, die in ihrer Entwicklung kaum einen qualitativen Einbruch zu verzeichnen hatte, schon Böses. Trotzdem war da auch Hoffnung und ein Mindestmaß an Vertrauen in den hochtalentierten, in den ersten drei Jahren so wunderbar miteinander harmonierenden Cast, der neben den teils brillant geschriebenen Drehbüchern und der tollen Inszenierung einen gehörigen Anteil am Erfolg dieser Serie hatte.

"Calling for help? A classic... call for help."

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Community
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Doch leider zerschlugen sich alle Hoffnungen relativ schnell und die verkürzte, nur 13 Folgen umfassende vierte Staffel entwickelte sich zu einem echten Trauerspiel, in dem die Serie von einer Enttäuschung zur nächsten taumelte und alles eigentlich immer nur noch schlimmer wurde. Als Fan der Schauspieler und dem Konzept der Serie an sich blieb man aber trotzdem dran und schaltete jede Woche wieder ein, um dann schließlich aber nur wieder und wieder enttäuscht zu werden.

Die Serie war im Grunde von der ersten Folge an nur noch ein Abziehbild, eine schlechte Kopie des einstigen Kritiker- und Fanlieblings. Das Besondere, Einzigartige, irgendwie Anarchische, Mutige und Wilde, aber auch das Warmherzige dieser Serie konnte nie richtig eingefangen werden und so versuchte man zwanghaft, alt bewährte Muster wieder aufzuwärmen, irgendwie auf Teufel komm raus cool und alternativ zu sein und war dann irgendwann einfach nur noch lächerlich, aber nicht in dem Sinne, wie es eine Comedy-Serie eigentlich sein sollte. Man könnte jetzt theoretisch jede einzelne der 13 Episoden durchgehen und das Scheitern der vierten Staffel an vielen Einzelbeispielen exemplarisch deutlich machen. Um im Rahmen zu bleiben, sollen aber nur einzelne Aspekte nochmal hervorgehoben werden, die deutlich machen, warum sich "Community" innerhalb einer TV-Saison von einer der besten Comedy-Serien zu einer der schlechtesten entwickelte.

Da wäre zunächst die nur marginal vorhandene und irgendwann kaum noch existente Charakterentwicklung und das immer und immer wieder gleiche Muster wiederholende Grundkonzept der einzelnen Folgen. Abeds und Troys Freundschaft wurde irgendwann fast zur Farce und ins vollkommen Lächerlich-Übertriebene gezogen und mit Charakterentwicklungen angereichert, die mit unglaubwürdig nicht mehr wirklich zu beschreiben sind. Die "Beziehung" zwischen Britta und Troy wurde zwar immer mal wieder angesprochen, wirklich spürbar oder fühlbar wurde sie aber nie. Jeff war dann irgendwann auch nur noch eine Karikatur seiner selbst und war nur noch dafür verantwortlich, am Abschluss jeder Folge eine alles zusammenfassende und jegliche Konflikte auflösende Rede zu halten. Mit der komischen und immer mal wieder aufgewärmten sexuellen Anspannung zwischen ihm und Annie will ich hier erst gar nicht anfangen. Man fragte sich stets, wo die tollen Interaktionen zwischen den einzelnen Charakteren geblieben sind, wo die einen immer aufs Neue überraschenden irrwitzigen Ideen versteckt wurden und wie das Herz dieser Serie so schnell entfernt werden konnte. Man versuchte es mit einer insgesamt vollständig witzlosen Puppenfolge, die schnell nur noch furchtbar nervte, man versuchte es mit abgestandenen Paralleluniversums-Spielereien, mit hilflos wirkenden "Stirb Langsam"-Anspielungen und insgesamt immer nur noch aufgesetzt wirkenden Popkultur-Anspielungen, die wirkten, als seien sie von jemandem geschrieben, der mit moderner Popkultur nicht viel am Hut hat. Und selbst die von Jim Rash geschriebene Körpertauschfolge war größtenteils dann doch eher witzlos, auch wenn die grundsätzliche Idee vielleicht sogar zu den besseren der Staffel gehörte.

Die Krönung des Ganzen war dann aber das Staffelfinale, was zu der Zeit auch das Serienfinale hätte sein können. Alle Probleme, Schwierigkeiten und Trostlosigkeiten vereinten sich in diesem televisionären Armutszeugnis. Hier hatte man endgültig jeglichen Charme verloren und konzentrierte sich nur noch vollständig auf das Kopieren alter Erfolgsmuster, die jeden Fan der Serie entsetzt zurück ließen und einem die Lust auf diese Serie endgültig vermiesten. Das war nicht mehr witzig, das war nicht mehr clever, das war nicht mehr charmant oder rührend. Das war einfach nur noch schlecht. So wie diese ganze uninspirierte Staffel schlichtweg enttäuschend und insgesamt komplett vergessenswert war. Das haben wohl auch die hinter den Kulissen agierenden Strippenzieher so gesehen und so kehrt für die doch noch in Auftrag gegebene fünfte Staffel auch der einst verstoßene Dan Harmon plötzlich wieder zurück. Ob er die sich in einer tiefen Krise befindende Serie wieder auf Kurs bringen kann, muss sich erst zeigen. Es kann aber eigentlich nur noch besser werden.

Moritz Stock - myFanbase

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