Die besten Charaktere 2012/2013
Cathy Jamison (The Big C)

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Was haben wir mit Cathy Jamison in den letzten Jahren durchgemacht. Seit ihrer Krebsdiagnose zu Beginn der ersten Staffel hat sie Höhen und Tiefen durchlebt, sich kindisch benommen und den Erwachsenen raushängen lassen. Sie hat sich an die Hoffnung geklammert, wenn es eine gab, und einen Weg gefunden, damit umzugehen, wenn keine mehr vorhanden war – auch wenn das häufig von einer ordentlichen Portion Sarkasmus begleitet wurde.

"Life is so precious and it's way too fucking short. So don't delay the happy."

Foto: Laura Linney, The Big C - Copyright: FOX - Der Seriensender
Laura Linney, The Big C
© FOX - Der Seriensender

Nachdem es Ende der dritten Staffel so aussah, als hätte Cathy ihren Frieden gefunden, wurde in der finalen Staffel, die den Titel "The Big C: hereafter" trägt, noch mal alles auf den Kopf gestellt. Alles war nur ein Traum, eine Illusion ihr altes Leben hinter sich zu lassen und in der Karibik den Lebensabend zu genießen. Cathy hatte eine Nahtoderfahrung und muss sich nun damit auseinandersetzen, dass ihr Leben zu Ende geht. Während sie selbst nach Außen einigermaßen gefasst wirkt, macht sie sich doch große Sorgen, was ihr Zustand und ihr baldiger Tod für Auswirkungen auf ihre Familie haben werden. Unter den Nebenwirkungen der Chemotherapie leidend entscheidet sie sich dazu, diese abzusetzen. Der Moment, in dem sie Adam diese Entscheidung beibringt, ist einer der ganz besonderen in dieser Serie. Es wirkt nicht so, als hätte Cathy aufgegeben. Sie möchte vielmehr die letzten Wochen und Monate mit ihrer Familie genießen und hofft, dass ihr Sohn und später auch ihr Mann dafür Verständnis haben. Und auch wenn dies ein sehr trauriger Moment ist, muss man vor dieser Entscheidung doch Respekt haben. Zudem ist es so schön mit anzusehen, wie Adam ihr beisteht, obwohl ihm seine Mutter so oft auf die Nerven gegangen ist.

Bald darauf merkt Cathy aber, dass ihre Familie unter ihrer Krankheit fast genauso leidet, wie sie selbst. Alle haben ihren Alltag darauf eingestellt, sich um sie zu kümmern und dabei vergessen sie ihr eigenes Leben zu genießen. So entschließt sie sich dazu, sich in ein Pflegeheim zu begeben und professionellen Krankenschwestern und Pflegern die Aufgabe zu übergeben, sich um sie zu kümmern. Damit nimmt sie ihrer Familie einerseits die Last von den Schultern, Tag und Nacht in Alarmbereitschaft zu sein und sich um die Schmerzmittelzufuhr zu kümmern, andererseits kann sie so weniger Zeit mit ihren Liebsten verbringen. Für Cathy bedeutet dieser Schritt eine Art Befreiung, auch wenn er ihr sicher schwer fällt. Sie versucht die positiven Seiten zu sehen - zum Beispiel, dass sie ihrem Sohn nicht als schmerzverzerrte schwache Frau in Erinnerung bleibt. Und vielleicht versucht sie so auch einen gewissen Abstand zwischen sich und ihre Familie zu bringen, um den bevorstehenden Abschied etwas zu erleichtern.

Natürlich läuft auch im Pflegeheim nicht alles perfekt – Cathy muss sich mit verrückten Heimbewohnern, unangebrachten Kommentaren der Pfleger und der Einsamkeit auseinander setzen. Doch wie immer sorgt sie auch in ihrem schwachen Zustand für einige Lacher und schafft es, dem Pfleger seine Sprüche heimzuzahlen. Genau für diese Art, die Situation zu bewältigen, Ungerechtigkeiten aufzudecken und dagegen zu steuern und den Menschen in ihrem Umfeld Mut zu machen, auch wenn eigentlich schon keine Hoffnung mehr vorhanden ist, muss man Cathy einfach mögen. Man hat als Zuschauer auch sehr viel Mitgefühl und versucht sich in Cathys Situation hinein zu fühlen. Wie man selbst reagieren und handeln würde, lässt sich schwer abschätzen, und man mag vielleicht auch nicht immer alles befürworten, was Cathy entscheidet, aber es lässt sich nachvollziehen, warum sie so handelt wie sie es eben tut. Verstärkt wird dies durch die Therapie, die Cathy begleitet, in der sie ehrlich ihre Meinung sagen kann und niemanden in Schutz nehmen muss. Wie sie Dinge darstellt und ihr eigenes Leben reflektiert, dann aber häufig anders handelt, um andere zu schützen, macht Cathy zu einem wunderbaren komplexen und vielschichtigen Charakter.

Vier Jahre lang haben wir Zuschauer die Auf und Abs in Cathys Leben mitgemacht. Es gab die Trotz-Phase, in der Cathy ihre Krankheit verheimlichte und sich ihren Traum von einem eigenen Pool im Garten verwirklichen wollte. Dann kam eine sehr düstere Phase, in dem sie dem Tod sehr nahe kam – sei es durch ihre Freundschaft zum krebskranken Lee oder Pauls Herzinfarkt. Doch dann kam wieder Hoffnung auf, als Paul und Cathy ihr Leben wieder auf die Reihe kriegten und durch Joy Kleinmann erkannten, dass es so viele Dinge im Leben gibt, die man genießen muss. Wir haben in den letzten vier Jahren so viele unterschiedliche Aspekte von Cathys Leben und ihrem Charakter kennen gelernt, dass man sich nun damit abfinden konnte, dass dies einen Abschluss findet. Man hat von ihr gelernt und man hätte sie sich als Freundin gewünscht, denn sie kämpft wie eine Löwin für ihre Familie und ihre Freunde, selbst wenn sie eigentlich nur noch die Kraft einer Maus hat. Genau wie Cathy akzeptiert man das bevorstehende Ende, auch wenn bis zum Schluss ein Fünkchen Hoffnung vorhanden ist, dass es vielleicht doch noch ein Happy End gibt.

Catherine Bühnsack - myFanbase

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