Die besten Staffeln 2012/2013
Suburgatory, Staffel 2

Es gibt sie selten, Serien die vor allem durch abgedrehte Ideen punkten können, dabei interessante Charaktere in den Mittelpunkt stellen und am Ende mit deren Geschichten die Zuschauer in den Bann ziehen können. "Suburgatory" schaffte dies in der ersten Staffel mit Links und begeisterte gerade durch die völlig überzeichneten Vorstädter, die einem aber so schnell ans Herz gewachsen sind, dass man keinen einzigen davon mehr missen möchte.
"Sometimes there's more to life than what makes sense on paper"
Konzentrierte sich die erste Staffel in erster Linie auf Tessa Altman (Jane Levvy) und ihren Versuch, sich in der neuen Heimat irgendwie zu arrangieren, so verschiebt sich der Fokus in der zweiten Staffel ein wenig und gibt nicht nur Jane Levvy Raum für großartige Momente, sondern rückt auch viele sekundäre Charaktere immer mehr in den Mittelpunkt. So bleiben beispielsweise die Shays nicht mehr nur die verqueren Nachbarn, sondern erhalten deutlich mehr Format, behalten dabei jedoch ihre absolut göttliche Schrulligkeit bei, was nicht zuletzt vor allem dem Zusammenspiel von Chris Parnell und Ana Gasteyer geschuldet ist, die eine wirklich tolle Chemie haben. Auch ein Noah Werner (Alan Tudyk), in der letzten Staffel nur ein gesichtsloser Zahnarzt und kleiner Sparringspartner von George Altman (Jeremy Sisto) gewesen ist, avanciert zu einem unverzichtbaren Mitglied der Gemeinde in Chatswin.
Ein richtig grandioses Highlight war definitiv auch Dalia (Carly Chaikin). Sie war weit nur als das intrigante, versnobbte Modepüppchen aus der ersten Staffel. In vielen Folgen stand ihre Verletzlichkeit im Mittelpunkt. Ihr Sehnen nach einer normalen, intakten Familie, in der sie sich sicher und Zuhause fühlen kann, fixiert sich zunächst auf ihr Kindermädchen Carmen, die zwischenzeitlich den Arbeitgeber wechselt und für Noah und dessen Sohn Opus sorgen soll. Just in dieser Zeit erweist sich George als eine Art Rettungsanker für sie. Er holt nicht nur Carmen zurück in die Royce-Familie, sondern ist auch der erste, der sich wirklich die Zeit nimmt und den Menschen Dalia kennen lernt. Und so entwickelt Dalia im Laufe der Staffel eine sehr fragile Zuneigung zu George, den sie gerne als ihren Stiefvater gesehen hätte. Am Ende tut sie mir fast schon am meisten Leid von allen Charakteren, denen das Herz gebrochen wird.
Auch wenn es noch unendlich viele tolle Charaktere und Geschichten gibt, so muss man doch feststellen, dass die zweite Staffel größtenteils von zwei absolut tollen Paarungen getragen wird. Bereits kurz nach dem Staffelstart finden George und Dallas Royce (Cherly Hines) zueinander. Eigentlich nicht weiter verwunderlich, denn die beiden tanzten ja eigentlich schon die gesamte erste Staffel umeinander herum. Glücklicherweise vergeudet man nicht viel Zeit damit, die beiden zusammen zu bringen, sondern konzentriert sich seitens der Autoren darauf, zu zeigen, wie diese beiden unterschiedlichen Charaktere aneinander wachsen können. War Dallas in der ersten Staffel noch ein reiches und leicht dümmliches Modepüppchen, so erhält sie in der zweiten Staffel die Gelegenheit zu beweisen, dass sie trotz ihres Reichtums ihr Herz am rechten Fleck und immer ein offenes Ohr für die Probleme anderer Menschen hat. Dass sie dabei absolut nichts von ihrer herrlich überdrehten Art verliert, ist fantastisch. George hingegen wärmt gegenüber den Bewohnern von Chatswin endlich etwas auf, akzeptiert, dass in dieser kleinen Stadt so manche Dinge anders laufen und muss schließlich zugeben, dass er sich heimisch fühlt. Er ist endlich angekommen in seinem Leben.
Ähnlich übrigens wie seine Tochter Tessa, die im Laufe der Staffel immer mehr ihre Abwehrhaltung gegen Chatswin und seinen Bewohnern aufgibt. Dies liegt nicht zuletzt an der großartigen Freundschaft zwischen ihr und Dallas, sondern auch an dem neuen Mann, der in ihr Leben tritt. Ich muss ja zugeben, dass ich gar nicht damit gerechnet hätte, dass es zwischen Tessa Altman und Ryan Shay (Parker Young) noch irgendwann einmal zu irgendeiner Interaktion welche Art auch immer kommen wird. Schließlich wurde eine potentielle romantische Verbindung zwischen den beiden schon ziemlich früh in der ersten Staffel probiert und dort hatte man eigentlich schnell gemerkt, dass die intelligente Tessa überhaupt keine Berührungspunkte mit Ryan "The Body" Shay hatte, der zwar hübsch anzusehen, aber dumm wie Brot war. Und so war es schon ein wenig verwunderlich, dass man seitens der Autoren beschlossen hatte, die beiden doch noch einmal zueinander zu führen.
Das Schöne an der Beziehung zwischen Ryan und Tessa war, dass auch diese beide daran wachsen konnten. Tessa entdeckte, dass mehr hinter Ryans Fassade steckte als ein durchtrainierter Körper. Er trug sie auf Händen, hat mit seiner herrlich naiven Art ihr Herz berührt und damit nicht nur Tessa ein Lächeln auf die Lippen gezaubert, sondern auch dem Zuschauer Zuhause vor dem Fernseher. Jede einzelne Szene zwischen den beiden war romantisch, aber weit davon entfernt, kitschig zu sein. Sogar die letzte Einstellung, als die beiden ihr erstes Mal miteinander verleben und sie ihn danach verlässt, damit sie beide ein neues Leben beginnen können, ist wunderschön in Szene gesetzt.
Dass am Ende der Staffel leider beide Beziehungen, die zwischen Tessa und Ryan, wie auch die Beziehung zwischen Dallas und George zerstört werden, ist natürlich ein ganz schöner Dämpfer für die aufgebaute tolle Stimmung, aber leider wohl ein lästiges Übel, um neue Impulse für die kommende Staffel zu setzen.
Nach dem Finale mag manch ein Fan enttäuscht gewesen sein, da plötzlich Drama und Traurigkeit in Chatswin Einzug gehalten hatten. Doch dies sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass es bis dahin eine richtig gute, zweite Staffel gab, die mit tollen Momenten verschiedenster Charaktere aufwarten konnte und dabei so gnadenlos witzig war, dass sich manch eine andere Comedyserie eine Scheibe davon abschneiden könnte. Es hat mehr als nur Spaß gemacht, ein Teil von Chatswin zu sein.
Melanie Wolff - myFanbase
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