Die besten Staffel 2010/2011
Parks and Recreation (Staffel 3)

"Parks and Recreation" gelang der Sprung zu einer tollen Serie bereits irgendwann im Übergang von Staffel 1 zu Staffel 2, aber in der gerade zurückliegenden 3. Staffel hat man dem ganzen nun noch einmal eine Schaufel drauf gesetzt und so kam ich bei der Frage, welche Serie soll von meiner Seite die beste Staffel der vergangenen Season repräsentieren, nicht um die verrückte Truppe aus Pawnee herum. Qualitativ betrachtet führt für mich natürlich kein Weg an "Mad Men" vorbei (und glücklicherweise gibt es unter unseren Redakteuren auch noch einen Kollegen, der das genauso sieht), aber danach komme ich schon schwer ins Grübeln einer anderen Serie den Vortritt vor der absoluten Perfektion dieser Staffel von "Parks and Recreation" zu geben. Comedy-Serien haben es generell immer schwerer, in solchen Listen noch vor ihren Drama-Pendants zu landen, da sie doch eher leichte Kost sind und nicht soviel inhaltliche Tiefe aufweisen. Aber dieses Jahr hat "Parks and Recreation" bewiesen, dass es gut und gerne möglich ist, eine Comedy-Serie ohne schlechtes Gewissen zu einer der besten Staffeln des Jahres zu küren, wenn nicht sogar zu DER besten.
Go big or go home!
Das hohe Lob für "Parks and Recreation" beruht vor allem auf der Tatsache, dass es der Serie gelang, 16 nahezu perfekte Episoden in Folge abzuliefern (und wenn man die vorangegangene 2. Staffel mit einbezieht wird diese Erfolgsserie sogar noch länger), unter denen sich keine einzige befindet, die man guten Gewissens als mittelmäßig oder gar enttäuschend bezeichnen könnte. Und diese Leistung ist für eine Network-Serie wirklich beeindruckend. Es ist gelungen, alles was bereits zuvor gelungen und ausgefeilt war, weiterhin auf hohem Niveau zu halten und an den kleinen Fehlern der Vorzeit hier und da etwas zu justieren und das Ganze dadurch noch besser zu machen. So ist der Zugang der beiden neuen Castmitglieder Rob Lowe und Adam Scott eine Bereicherung auf ganzer Linie. Das Nachsehen hat dabei etwas der arme Paul Schneider, der in seiner Rolle als Mark Brendanawicz bis zu seinem Ausstieg am Ende von Staffel 2 zwar nie als Störfaktor ausgemacht wurde, aber da man ihn in Staffel 3 so gar nicht vermisst, muss man doch eingestehen, dass er wenig zum Erfolg der Show beigetragen hat. Dafür ist Rashida Jones ohne die etwas dröge wirkende Beziehung von Ann zu Mark endlich in der Lage, auch auf komödiantischer Ebene zu glänzen. Wirkte Ann bis dato oftmals etwas außen vor, hat man sie nun vollkommen ins Geschehen integriert und nicht wenige Lacher gehen mittlerweile auf ihr Konto. Da hat man hinter den Kulissen gut erkannt, wie man die neuen Ensemblemitglieder nicht nur für sich zu einer Bereicherung machen kann, sondern wie man sie auch nutzt, um die bestehende Dynamik auf eine höhere Ebene zu heben.
Aber auch für sich genommen sind Ben Wyatt und Chris Traeger großartige Ergänzungen für das kleine Serienuniversum, welches man mit dieser Behörde für Parks und Grünanalagen in Pawnee geschaffen hat. Sie fügen sich vom ersten Moment an wunderbar ein, so ist es kein Wunder, dass Rob Lowes ursprünglich kurzzeitiges Engagement auf eine Hauptrolle ausgedehnt wurde. Aber auch die altbekannten Zutaten funktionieren weiterhin wunderbar. Da wäre zum einen Leslie Knope, die mit ihrem Idealismus, ihrer übermenschlichen Arbeitsmoral, ihrem Enthusiasmus und ihrem gandenlosen Optimismus eine der seltenen Gutmenschen im TV darstellt, die weder lächerlich noch irgendwie albern ist. Sie ist einfach nur eine bewundernswerte Frau, die an ihre Arbeit, das Gute im Menschen und an ihre Heimatstadt glaubt und dabei auch noch wahnsinnig witzig ist. Leslie bewegte sich ganz am Anfang der Show noch viel zu sehr auf der Seite einer Karikatur, aber mittlerweile haben die Autoren und Amy Poehler so ein feinfühliges Händchen für ihren Hauptcharakter entwickelt, dass ich mich an keinen Moment in jüngster Vergangenheit erinnern kann, in dem sie übers Ziel hinausgeschossen und vielleicht peinlich geworden wäre. Und dies ist mit solch einem zentralen Charakter keine geringe Hürde, man denke nur an die zahlreichen Fremdschämmomente die eine Liz Lemon ("30 Rock") oder ein Michael Scott ("The Office") bei den Zuschauern im Laufe der Jahre ausgelöst haben.
Wenn es einen solchen Charakter in "Parks and Recreation" gibt, dann ist dies Ron Swanson, und am Anfang von Staffel 3 hatte ich kurzzeitig die Bedenken, dass man es mit der sagenhaften Ron-Swanson-Heit zu weit treibt. Aber man hat mich eines besseren belehrt, denn Nick Offerman konnte mich immer wieder, mit genau der richtigen Balance zwischen Wahnsinn und Herz zurückgewinnen, ob als unfreiwilliger Amor für April und Andy, während seiner Panik vor Leslies Geburtstagüberraschung und während seiner Nachhilfelektionen in Sachen Liberalismus für ein kleines Schulmädchen. Er ist und bleibt einer der coolsten TV-Charaktere, die derzeit unser Serienleben bereichern.
Wenn man über die Qualität dieser Staffel von "Parks and Recreation" berichtet, dann muss man auch erwähnen, welch mutigen Schritt die Serie gewagt hat, in dem sie ihr turtelndes Pärchen im Zentrum nach ganz kurzer Zeit einfach mal schnell in eine Ehe steckt. Damit zeigt man all den Serienklischees von verliebten Paaren kurz den Mittelfinger, überspringt alle Konventionen und präsentiert damit eine der romatischsten Storylines seit langem. Ich habe die rührende Hochzeit bereits lang und breit gepriesen, es bleibt also nur noch hinzuzufügen, dass man der abgelutschten Geschichte von "Junge trifft Mädchen" durch diesen einfachen, aber wirkungsvollen Kniff neues Leben eingehaucht hat.
Bei Ben und Leslie geht man nun eher den traditionellen Weg, wobei ich der Serie nach diesem überzeugenden Lauf zutraue, dem ganzen in Staffel 4 den nötigen Pepp zu verleihen. Bis dahin kann ich nur immer wieder sagen, dass es "Parks und Recreation" Woche für Woche gelang, dieses seltene Glücksgefühl von perfekten 20 Minuten purer Freude zu vermitteln. Ob es nun der Weg zum gelungenen Harvest-Festival war, der in typischer Pawnee-Art ausgetragene Streit um die Zeitkapsel, das gelungene Fest an sich (mitsamt des herrlichen Indianerfluches im Vorfeld), die romantischste Hochzeit des Jahres, dem erbitterten Streit mit Eagleton und letztendlich einer tragisch-skurrilen Beerdigung wie sie wahrlich nur in Pawnee stattfinden kann, es war ein reines Vergnügen und so verlässt man diese Welt für den Sommer mit einer gehörigen Portion Wehmut, denn Pawnee wird einem definitiv fehlen.
Cindy Scholz - myFanbase
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25.11.2025 19:51 von chili.vanilli
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