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Was bedeutet eigentlich Syndication?

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Wenn der Begriff Syndication fällt, den man am ehesten mit Übernahmerechte übersetzen kann, ist damit in der Regel die Off-Network-Syndication gemeint, die den Verkauf von Serien-Wiederholungsrechten an Lokalsender bezeichnet. Die Syndication besitzt in der amerikanischen Fernsehindustrie einen hohen Stellenwert. Dies hängt mit dem Fernsehsystem in den USA zusammen, das sich von dem in vielen anderen Ländern, auch dem in Deutschland, massgeblich unterscheidet.

Die großen, landesweiten Broadcast-Networks ABC, CBS, The CW, NBC und FOX senden nur für einige ausgewählte Stunden am Vorabend und am Abend ein Gemeinschaftsprogramm für die gesamten USA. Die anderen Stunden des Tages und der Nacht müssen die zahlreichen lokalen Fernsehstationen in den einzelnen Städten bzw. Regionen der USA mit einem eigenen Programm ausfüllen. Da aber Eigenproduktionen, abgesehen von Nachrichtensendungen und Magazinen, für diese lokalen Sender zu teuer sind, kaufen sie von den Broadcast-Networks die Wiederholungsrechte an Serien.

Damit sich der Kauf einer Serie für die Lokalsender lohnt, muss diese möglichst viele Folgen haben. Eine Serie zu erwerben, die nur aus 22 Folgen besteht, rentiert sich einfach nicht. Daher hat sich durchgesetzt, dass nur Serien verkauft werden, die mindestens 100 Episoden oder aber zumindest vier Staffeln besitzen. Die Vier-Staffeln-Regel führt meist zu einer Mindestepisodenzahl von 88, die in den letzten Jahren eine immer größere Rolle spielt. Dies ist ein Grund, warum die Networks mitunter an Serien festhalten, die sich in der dritten oder vierten Staffel befinden, aber keine guten Einschaltquoten mehr einfahren. Die 100-Episoden-Grenze, oder zumindest die 88-Episoden-Grenze, soll erreicht werden, damit die Wiederholungsrechte verkauft und somit noch Geld mit der Serie gemacht werden kann.

Inzwischen beschreibt Syndication allerdings nicht mehr nur den Verkauf der Zweitverwertungsrechte an Lokalsender, sondern auch an Kabelsender (Cable Syndication). Diese sind, wie der Name schon sagt, über Kabelanschluss landesweit empfangbar. Zu den Kabelsendern zählen auch Bezahlsender wie HBO und Showtime (die Premium-Cable-Networks). Da Kabelsender rund um die Uhr senden, brauchen auch sie Wiederholungen, um ihr Programm aufzufüllen. Ein zunehmend wichtiger werdender Kunde für Serien-Wiederholungsrechte sind darüber hinaus die Online-Anbieter wie Netflix, Hulu und Amazon.

Dieser größere Absatzmarkt ist wichtig für die Networks, denn es gibt durchaus Unterschiede in der Syndication-Tauglichkeit der Serien. Comedys und Crimeserien, deren einzelne Episoden inhaltlich kaum aufeinander aufbauen, sind sehr gefragt bei Lokalsendern. Die Zuschauer müssen nicht regelmäßig einschalten, um die Handlung zu verstehen, was bei Wiederholungen, die nachmittags oder nachts laufen, sprich zu Zeiten mit vielen Gelegenheitszuschauern, sehr sinnvoll ist. Serien, deren einzelne Episoden stark aufeinander aufbauen, wie etwa "Lost", eignen sich besser für Online-Anbieter, deren Kunden die Staffeln als Ganzes kaufen und nach Wunsch ansehen können.

Manchmal kommt es bei noch laufenden Serien zum sogennanten Syndication-Effekt, der dadurch hervorgerufen wird, dass durch die täglichen Wiederholungen oder die Verfügbarkeit älterer Staffeln online viele neue Zuschauer gewonnen werden können, was sich dann positiv auf die Erstaustrahlungen der neuen Folgen auswirkt. Jüngere Beispiele für diesen Effekt sind "The Big Bang Theory", das seine Quotendominanz ab dem Zeitpunkt erheblich ausbauen konnte, als es in der Syndication lief, oder auch "Breaking Bad", dessen Einschaltquoten enorm davon profitierten, dass die alten Staffeln bei Netflix abrufbar waren.

Wie bereits erwähnt, wird unter Syndication in der Regel die Off-Network-Syndication verstanden. Es gibt auch die First-Run-Syndication, die aber heutzutage kaum noch eine Rolle spielt. First-Run-Syndication bedeutet, dass Fernsehserien von Beginn an nur dafür produziert werden, an lokale Fernsehsender verkauft zu werden. Sie laufen also nicht zuvor auf einem der Networks, sondern kommen gleich in den Vertrieb. Dieses Verfahren ist riskant, da die Produktionsfirma nicht wissen kann, ob sie die Serie an genügend Lokalsender verkauft, um die Produktionskosten wieder einzuspielen. Die meisten Sendungen, die für eine First-Run-Syndication produziert werden, sind daher günstigere Formate wie Gameshows und Doku-Soaps.

Populär war die First-Run-Syndication im Bereich fiktiver Serien vor allem in den 1980er und 1990er Jahren. Bekannte Serien wie "Star Trek: Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert", "Hercules" und "Xena" wurden auf diese Weise verkauft. Mittlerweile ist die First-Run-Syndication bei fiktiven Serien nur noch selten anzutreffen. Ein Beispiel aus den letzten Jahren für eine Serie, die so vertrieben wurde, ist "Legend of the Seeker".

Maret Hosemann - myFanbase
19.04.2014

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