Interview mit Alex Saxon

10. Juni 2015 | Gleich in drei aktuellen Serien, "Finding Carter", "The Fosters" und "Ray Donovan" haben wir derzeit die Chance, Alex Saxon dabei zuzusehen, wie er seine Charaktere, auf die die Beschreibung "Stille Wasser sind tief" zutrifft, zum Leben zu erwecken. Seine Charaktere haben meist eine ruhige, wenn nicht sogar beruhigende Ausstrahlung, und obgleich sie ganz unterschiedliche Probleme haben, vermag Alex Saxon ihnen nicht zuletzt durch seine sprechenden Augen sehr viel Tiefe zu verleihen. In unserem Interview hat er sich die Zeit genommen, von allen drei Rollen sehr intensiv zu erzählen.

Staffel 2 von "Finding Carter" wird seit dem 23. Mai 2016 immer montags um 20:15 Uhr beim deutschen Disney Channel ausgestrahlt.

Foto: Alex Saxon, Finding Carter - Copyright: MTV
Alex Saxon, Finding Carter
© MTV

Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.

1. In einem Interview sagtest du über "Finding Carter", das "ein Thema der Serie ist Vergebung und wie jeder dem anderen verzeihen kann". Es war unglaublich, wie Max Crash verzeihen konnte, als niemand anders es konnte. Was denkst du, was hat es Max gekostet, nicht nur zu vergeben, sondern sich auch mit Crash anzufreunden?

Crash zu vergeben, war eine natürliche Entwicklung in Max' Heilungsprozess. So schwer es auch gewesen sein mag, er war schlau genug zu erkennen, dass es ihm mehr schaden würde, an der Angst und dem Ärger über die Situation festzuhalten; ihn am Heilen hindenern würde. Unsere Regisseurin, Jen Lynch, hat es so gut ausgedrückt: Vergebung ist eine Entschiedung, bevor es ein Gefühl ist. Eine Freundschaft war erst möglich, nachdem beide einen Schritt in Richtung Vergebung gemacht hatten.

2. Max sollte in Staffel 1 eigentlich sterben, was für die Fans genauso schrecklich gewesen wäre wie für die Charaktere. Kannst du uns etwas darüber erzählen, wie es zu deinem Bleiben kam?

Max sollte eigentlich nur im Piloten zu sehen sein. Durch ihn sollte man einen Blick auf Carters früheres Leben erhaschen, bevor herauskommt, dass sie gekidnappt wurde. Erst nachdem die Serie grünes Licht bekam, wurde ich für weitere neun Episoden eingeladen. Ich war begeistert von dieser Gelegenheit und machte mich auf den Weg nach Atlanta mit dem Gefühl, durch die Hintertür in etwas ganz Besonderes hineingeschlüpft zu sein. Max war ein unbeschriebenes Blatt und baute nach und nach all diese einzigartigen Beziehungen zu all den anderen Figuren auf. Es war ein Traumjob. Ich war auch noch bei "The Fosters" in Los Angeles und flog zwischen den Küsten hin und her. Beide Produktionen waren mit dem Drehplan sehr entgegenkommend. Bin immer noch sehr dankbar dafür.

Ich glaube, wir hatten gerade in Atlanta die ersten vier Episoden gedreht. Ich war um Mitternacht fertig, packte und flog am nächsten Morgen nach Los Angeles, von wo aus es direkt zum "The Fosters"-Set ging. Ich habe Donnerstagnachmittag gearbeitet, den gesamten Freitag und sollte Samstagmorgen früh nach Atlanta zurückfliegen. Die Serienmacherin, Terri Minsky, und der Regisseur der ersten Episoden, Scott Speer, wollten jedoch an diesem Abend was trinken gehen. Ich kam an und freute mich auf das Wiedersehen, aber schon bald merkte ich, etwas war komisch. Terri leitete irgendwann über mit "Ich weiß nicht, wie wir es dir sagen sollen, aber Max stirbt in Episode 10." Nach einem kurzen Moment, in dem ich mich versicherte, dass ich sie richtig verstanden hatte, antwortete ich "Okay". Ihr war es so unangenehm, mir das sagen zu mpssen. Anscheinend war es anfangs eine Entscheidung des Senders gewesen, bevor wir mit dem Drehen angefangen hatten, als Handlungsbogen für die Staffel. Ich kehrte in Atlanta zur Arbeit zurück als zum Tode Verurteilter, das Wissen um Max' bevorstehendes Ableben herumtragend, aber ohne die Möglichkeit, es irgendwem anders vom Cast erzählen zu können. Ich wollte die Arbeit nicht beeinflussen.

Ungefähr sieben Wochen zogen vorbei. Langsam kam die Nachricht heraus, da verschiedene Leute erste Versionen des Skripts für die Episode bekamen. Wir drehten Episode 8, als ich von Terri wieder einen Anruf bekam, dass der Sender seine Meinung geändert habe und fragen wollte, ob es irgendwie möglich sei, dass Max in Episode 10 nicht stirbt. Anscheinend hatte man darüber gesprochen, als das Schneiden der Staffel begann. Speziell die Szene in Episode 3, als wir Croutons machten. Terri und die Autoren legten also damit los, die Episoden 11 und 12 umzuschreiben. #1.11 sollte mit Max' Beerdigung und den gesamten Auswirkungen beginnen, insofern gab es also viel zu tun. Ich war einfach froh dabeizusein. Dankbar, dass ich mich nicht von dem Charakter, meinen Kollegen und der Crew in Atlanta verabschieden musste.

3. Zwischen Ofes verpeilter Spontanität, Grants Sarkasmus, Loris Gruselfaktor und Kathryns & Annas verblüffender Ähnlichkeit, welche geheime Zutat der Serie magst du am liebsten?

Die echte Geheimzutat existiert im wahren Leben. Innerhalb der Besetzung gibt es eine Kameradschaft, die all die Elemente der Serie auf eine besondere Art zusammenfügt. In Kombination mit dem Talent und der Unterstützung der Crew ist das Arbeitengehen jeden Tag ein Vergnügen. Die Serie entwickelt sich von da aus.

Foto: Alex Saxon
Alex Saxon

4. Max und Taylor waren super zusammen, aber in der Realität ist die erste Liebe nunmal nicht immer für immer. Was zwischen Taylor und Ofe geschehen ist, war auch herzzerreißend. Wenn ihr die Skripte lest, drückt ihr auch jemanden die Daumen?

Ich denke, wir drücken alle einander die Daumen. Ich liebe es zu sehen, was meine Kollegen aus ihren Rollen machen. Ofe war von Anfang an einer meiner Favoriten. Das liegt vor allem an Jesse Carrere - ein herausragender Typ mit einer unaufdringlichen komödiantischen Begabung.

5. Eine Serie wie "The Fosters" bietet wunderbar wichtige Denkanstöße und viele bahnbrechende Themen. Worauf hast du dich am meisten gefreut hinsichtlich deines Stoffs als Wyatt?

Ich habe mich gefreut, Teil von "The Fosters" zu sein. Ich hatte das Glück, in einer Familie und einem Milieu aufzuwachsen, wo andersartige Familien und Beziehungsformen nicht als abwegig betrachtet wurden. Im Gegenteil, wenn sich jemand aufgespielt hat, dann war klar, dass diese Person das Problem hatte und nicht derjenige, der das Ziel von Spott und Hohn war. Aber es war interessant zu sehen, wie diese multikulturellen, multisexuellen, nicht-kernfamiliären Aspekte der Serie als bahnbrechend gepriesen wurden im Hinblick darauf, was man im Fernsehen sieht.

Was Wyatt angeht, ich denke, er repräsentiert den alleinstehende-Mutter-Haushalt. Ähnlich wie bei "Finding Carter" ging es um drei bis fünf Episoden für Wyatt. Er fühlte sich zu Callie hingezogen, vielleicht verstärkt durch ihre ähnlich schwierige Kindheit. Es hätte eine Situation werden können, in der er nur der Stolperstein für Callie gewesen wäre, als sie versuchte, sich nach dem Jugendgefängnis- / Pflegefamilienerlebnis ein neues Leben aufzubauen. Ich bin dankbar, dass die Serienmacher und Autoren weiterhin einen Weg fanden, ihn in Callies Leben einzubinden. Es wurde eine Übung in bedingungsloser Liebe. Von außen betrachtet hat Callie ihn ganz schön herumgeschubst. Aber er kam weiterhin an, selbst wenn Callie ihm etwas verheimlichte und Gefühle für ihren Pflegebruder, Brandon, hegte, oder auch seine Bemühungen hasste, sie vor den Dingen, die sie in der Vergangenheit verletzt hatten, zu beschützen. Wyatt wusste bloß, er liebte Callie, und ihr Wohlbefinden lag ihm am Herzen. Es ist ziemlich cool, dieses Maß an Liebe und Respekt für die Zuschauer darzustellen. Ich habe gerade meine 20. Episode für die Serie abgedreht. Es ging in Richtungen, die nicht absehen konnte, aber ich bin so dankbar wie eh und je, Teil der Foster-Familie zu sein.

6. Du hattest einige tolle Szenen als Transsexuelle Chlie in "Ray Donovan", eine junge Frau, die wusste, was sie wollte, und eine wichtige Handung für Charakterzeichnung der Hauptfigur. Wie kamst du zu der Rolle und war es schon geplant, dass sie in Staffel 3 zurückkommt?

Diese Rolle war mir sehr wichtig. Eine bizarre, nervenaufreibende, wundervolle Erfahrung, eine Frau in einem Männerkörper an der Seite eines meiner Schauspielidole zu spielen. Es kam an einem Punkt meiner Karriere, als ich mich ziemlich miserabel fühlte. Ich hatte in Kansas City Theatererfahrung gesammelt und dann etwas Arbeit in Indiefilmen in Los Angeles gefunden, aber ich war inmitten einer harten und frustrierenden Durststrecke, was das Ergattern von Rollen anging und das Herumschlagen mit gewissen Leuten, die diese Tatsache als sehr kritisch beurteilten. Die Feiertage waren gerade vorbei und ich kam zurück nach Los Angeles, um ein paar Dinge zu regeln und meinen Mietvertrag zum März hin zu beenden, um nach Missouri zurückzukehren und mich dort für ein Medizinstudium zu bewerben.

Es war vermutlich mein erstes Vorsprechen im neuen Jahr und es kam wie jedes andere, per E-Mail von meinem Agenten, als Vorsprechen für ein Casting. Nach anderthalb Stunden in einem Second-Hand-Laden in Burbank hatte ich ein Outfit gefunden: eine kaugummi-pinkfarbene Jacke mit unechtem Pelzkragen, die ich kaum zumachen konnte, weil sie zu klein war, und ein paar alte schwarze Strumpfhosen von meiner Zeit als Tänzer. Ich bekam den Rückruf der Produzenten von Sony am nächsten Tag und eine Woche später fand ich mich in kompletter Frauenkleidung beim Schattenboxen mit Jon Voight auf einer Straße Nähe Mailbu wieder. Das gesamte Erlebnis war nachhaltig prägend. Mit Liev Schreiber zu arbeiten, war eine Ausbildung in sich selbst. Ich ging aus der Sache heraus mit einem wiederhergestellten Gefühl, dass es Sinn macht, Arbeit als Schauspieler zu suchen. Worte können meine Dankbarkeit gar nicht beschreiben. Die nächsten zwei Jahre beinhalteten einen Piloten von Warner Brothers, "The Fosters", "Finding Carter" und "The Mentalist".

Ich war gerade dabei in Atlanta an Staffel 2a von "Finding Carter" zu arbeiten, als ein E-Mail meines Agenten kam mit dem Betreff RAY DONOVAN. Ich dachte, es war ein Fehler, dass ein verlorenes E-Mail von 2013 nochmal seinen Weg in meine Inbox gefunden hätte. Aber siehe da, Chloe sollte zurückkehren. MTV und die Produzenten von "Finding Carter" waren sehr entgegenkommend und erlaubten mir, nach Los Angeles zurückzufliegen und an "Ray Donovan" zu arbeiten. Ich freue mich schon darauf, dass die Leute bald sehen, was bei Chloe vorgegangen ist, seit wir zuletzt sahen, wie Ray ihr auf dem Weg, eine Frau zu werden, geholfen hat.

Vielen Dank, dass du dir Zeit für uns genommen hast, Alex, wir wünschen dir das Beste für die Zukunft!

Nicole Oebel - myFanbase


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