DVD-Rezension: "Hatufim - In der Hand des Feindes", Staffel 2

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Foto: Yoram Toledano, Assi Cohen & Ishai Golan, Hatufim - In der Hand des Feindes - Copyright: 2015 Universal Pictures
Yoram Toledano, Assi Cohen & Ishai Golan, Hatufim - In der Hand des Feindes
© 2015 Universal Pictures

"Hatufim", so der Titel der israelischen Serie, gilt als Vorlage zur Showtime-Serie "Homeland". In den USA trägt sie den Beinamen "Prisoners of War", der bereits verrät, worum es in der Serie geht. In der zweiten Staffel wird das Thema Kriegsgefangenschaft noch einmal aus einer anderen Perspektive betrachtet, als der totgeglaubte Amiel (Assi Cohen) in den Vordergrund rückt. In Deutschland zeigte ARTE vom 16. April bis 14. Mai 2015 die zweite Staffel. Am 30. April 2015 erschien sie auf DVD.

Inhalt

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Nimrod (Yoram Toledano) und Uri (Ishai Golan) versuchen weiterhin, sich in ihr altes Leben zu integrieren, haben dabei aber mit ganz unterschiedlichen Szenarien zu kämpfen. Uri und seine Frau Nurit (Mili Avital) versuchen wieder gemeinsam zu leben, müssen aber feststellen, dass es nicht funktioniert. Sie trennen sich schließlich und Uri zieht sich weiter zurück, als ein Krebsleiden bei ihm erkannt wird. Nimrod dagegen hat sich für den Weg entschieden, das Leben zu genießen. Er geht ein paar Liebschaften ein, bleibt aber durch die Kriegsgefangenschaft und die damit einhergehenden Erfahrungen unberechenbar und verschreckt dadurch die Menschen. Seine Frau Talia (Yaël Abecassis) öffnet sich auch erstmals wieder anderen Menschen und kommt Danas (Yael Eitan) Psychotherapeuten näher, Diese macht sich wie so oft einen Spaß aus dem Verhalten der Eltern, erzählt ihnen aber jeweils so viel, dass es Talia und Nimrod schließlich wieder zusammen führt.

Amiel ist derweil doch noch am Leben und plant einen größeren Angriff. Er hatte sich für Uri und Nimrod dafür entschieden, die Seiten zu wechseln, hat die Muslimin Leila (Hadar Ratzon Rotem) geheiratet und den Sohn des Gefängnisleiters Jamal (Salim Dau) unterrichtet. Nun kommt er in eine führende Position, sieht sich aber auch Misstrauen gegenüber, insbesondere Abdallah (Yousef Sweid) ist misstrauisch. Er war einer der Gefangenen, die gegen Uri und Nimrod ausgetauscht worden. Mit Missgunst hatte dies Yinon (Jonathan Uziel) zur Kenntnis genommen, der mit sechs Jahren seinen Vater verlor, weil Abdallah ihn erschoss. Yinon ist mittlerweile beim Militär und soll Amiel nun befreien und nach Hause holen.

Rezension

Foto: Assi Cohen & Yousef Sweid, Hatufim - In der Hand des Feindes - Copyright: 2015 Universal Pictures
Assi Cohen & Yousef Sweid, Hatufim - In der Hand des Feindes
© 2015 Universal Pictures

Die zweite Staffel von "Hatufim" ist eine konsequente Fortsetzung der ersten Staffel und bleibt sich der prinzipiellen Linie treu. Im Mittelpunkt stehen nach wie vor die Emotionen der ehemaligen Kriegsgefangenen und ihrer Angehörigen, die ihr Leben nur schwerlich wieder in geregelte Bahnen kriegen. Da man dabei nun auch die Seite von Amiel zeigt, der sich der Gegenseite anvertraute und in die Lebensweisen integriert wurde (Parallelen zu Brody aus "Homeland" werden deutlich), ist nur ein Grund für die steigende Komplexität. Denn wir lernen noch einige Hintergründe zu der gesamten Situation kennen. Welche Rolle spielte der israelische Geheimdienst, wer weiß bzw. wusste was? Insbesondere die Rolle von Jamal ist spannend aber auch undurchsichtig und erfordert höchste Konzentration. Durch die politische Dimension, die immer auch eine Rolle spielt, bleibt die Ähnlichkeit zu "Homeland" natürlich bestehen, wenn man es genau nimmt, ist Hatufim jetzt noch ähnlicher als noch in der ersten Staffel. Selbst die Figur der Carrie lässt sich nun in einer Agentin entdecken, die durch die Beschäftigung mit Uri ein paar Gefühle entwickelt. Dana ist auch in Hatufim weiterhin eine schlagfertige Jugendliche, die hier aber alles wie ein Spiel nimmt und keine so enge Bindung zu ihrem Vater inne hat.

Foto: Yaël Abecassis, Hatufim - In der Hand des Feindes - Copyright: 2015 Universal Pictures
Yaël Abecassis, Hatufim - In der Hand des Feindes
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Die Ähnlichkeiten sind also weiter vorhanden, entwickeln sich aber auch in eine andere Richtung. "Homeland" hat also Charakteransätze kopiert, dann aber ganz amerikanisch eher einen politischen Krimi gemacht, während "Hatufim" das nur als Beiwerk nutzt und mit ruhigen, bedachten Tönen die Familien im Mittelpunkt behält. Es geht hier viel mehr um die Rückkehrer und ihr neues, altes Leben. Das ist aber nicht weniger beeindruckend oder fesselnd. Man ist im Spannungsfeld zwischen vergangenen Zukunftsvisionen, Diskussionen um die Wehrpflicht, die Verarbeitung der Traumata und den Umgang mit der Ungewissheit gefangen. Da schwingt auch immer Kritik mit, was insofern mutig ist, weil das Thema in Israel natürlich einen ganz anderen Stellenwert hat als bei uns.

Foto: Hatufim - In der Hand des Feindes - Copyright: 2015 Universal Pictures
Hatufim - In der Hand des Feindes
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Trotz allem Lobes gibt es aber auch in dieser Serie Szenen, die man durchaus, optimistisch gesagt, seltsam finden kann. Insbesondere der Rückblick, als ein Terrorist die Schule überfällt, erscheint sehr funktional und nicht wirklich logisch. Zumindest hat man als jemand, der eine solche Situation nicht erleben musste, den Eindruck, dass es mehrere sinnvolle Auswege gegeben hätte, was der Atmosphäre der überaus wichtigen Szene nicht besonders gut tut.

Technische Details

Erscheinungstermin: 30. April 2015
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: ca. 725 Min. (14 Episoden)
Bildseitenformat: 16:9
Sprache (Tonformat): Deutsch, Hebräisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch

Fazit

Wer die erste Staffel der Serie schon gerne gesehen hat, sollte sich auch der Fortsetzung widmen, weil alle Geschichten ordentlich weiter erzählt werden und Hintergründe speziell durch die Rückblenden wichtige Erkenntnisse liefern. "Hatufim" bleibt auch mit der zweiten Staffel eine gute Serie, die sich auf dem breiten Markt der amerikanischen Serien nicht verstecken muss.

Emil Groth - myFanbase

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