DVD-Rezension: "Mr. Selfridge", Staffel 1

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Die Briten sind gerade auf dem Vormarsch: Nachdem in den letzten Jahren viele der Qualitäts-Serien aus den USA kamen, sichert sich das britische Fernsehen einen sicheren Platz auf unseren Bildschirmen und DVD-Regalen. Vor allem die Serien mit historischem Hintergrund sind gerade sehr gefragt. "Mr. Selfridge" springt quasi auf diesen Zug mit auf und zeigt uns mal wieder, dass es die britischen Serienmacher ihr Handwerk einfach mal sowas von beherrschen.

Inhalt

Foto: Copyright: 2014 Universal Pictures
© 2014 Universal Pictures

Es ist 1909, als der amerikanische Geschäftsmann Harry Selfridge (Jeremy Piven) mit einer neuen Geschäftsidee nach London zieht: Er will den zahlungswilligen Kunden ein neues Einkaufserlebnis bieten und eröffnet das erste große Kaufhaus der Stadt. Zu Beginn sind nicht nur die Reporter, sondern auch die Angestellten unsicher, ob sich das Konzept bewähren wird, vertrauen aber auf Harry Selfridges Idee. Während der ersten Wochen und Monate des Kaufhauses lernt man nicht nur den Chef und seine Familie näher kennen, sondern bekommt auch in die Welt der Angestellten und Abteilungsleiter einen Einblick.

So versuchen Agnes und George Towler (Aisling Loftus und Calum Callaghan) ihr Leben ohne ihren Vater zu beschreiten. Agnes hegt nach ihren ersten Wochen als Verkäuferin Wünsche, im Kaufhaus kreativer tätig zu sein und ist dabei zwischen ihren Gefühlen für den Kellner Victor Colleano (Trystan Gravelle) und dem Schaufensterdekorateur Henri Leclair (Grégory Fitoussi) hin und her gerissen. Währenddessen versuchen die Abteilungsleiter Josie Mardle (Amanda Abbington) und Roger Grove (Tom Goodman-Hill) ihre Affäre geheim zu halten, da Roger seit Jahren seine bettlägerige Frau pflegen muss.

Und auch Harry und Rose Selfridges (Frances O'Connor) Ehe ist nicht so harmonisch, wie man zu Beginn glauben mag.

Rezension

Foto: Mr. Selfridge - Copyright: 2014 Universal Pictures; ITV plc
Mr. Selfridge
© 2014 Universal Pictures; ITV plc

Wie schon zuvor angedeutet – "Mr. Selfridge" ist gut. Die Serie ist toll inszeniert und zeigt ganz wundervolle Charaktere. Es geht hier nicht allein um den Inhaber des Kaufhauses, wie man bei dem Titel denken könnte, sondern um das ganze Geschäft und alle Leute, deren Leben es beeinflusst. Die Serie ist dabei schon ein typisch britisches Drama: Es wird ruhig eine Geschichte nach der anderen erzählt, als dass es in regelmäßigen Abständen zu irgendeiner entscheidenden Schlüsselszene kommt, die entsprechend bombastisch inszeniert wird. Das Drehbuch ist liebevoll geschrieben und die Serie weist viele kleine Details aus, die eine gute Unterhaltung ausmachen.

Der geheime Star der Serie ist für mich allerdings nicht Harry Gordon Selfridge selbst, sondern die Verkäuferin Agnes Towler. Natürlich ist es ein bisschen klischeehaft, wie sie ihre Anstellung erhält und im Verlauf der Folgen zwischen Victor und Henri wechselt, allerdings wird sie so toll dargestellt, dass es schon wieder süß ist. Agnes ist vielleicht noch ein wenig das Mauerblümchen, aber ich bin mir sicher, dass wir noch viele interessante Entwicklungen mit ihr miterleben dürfen und da freue ich mich schon drauf.

Foto: Zoe Tapper, Mr. Selfridge - Copyright: 2014 Universal Pictures; ITV plc
Zoe Tapper, Mr. Selfridge
© 2014 Universal Pictures; ITV plc

Ansonsten geht es in der Serie natürlich vorrangig um Harry Selfridge und seinen Lebensstil. Zum Glück wird dabei auch seine Familie nicht vernachlässigt und so lernt man auch die anderen Selfridges kennen. Ein besonders spannende Figur ist vor allem seine Frau Rose, die quasi ungewollt eine kurze Liebelei mit einem Maler anfängt, der sie zeichnet. Wahrscheinlich hätte sie es nicht soweit kommen lassen, wenn ihr Mann sie wiederrum nicht schon zum wiederholten Male betrogen hätte. Hier liegt natürlich viel Ärger in der Luft, der sich gegen Ende der Staffel auch noch vermehrt. Das fand ich sehr spannend, da klar wird, dass Harry sich einfach nicht unter Kontrolle zu haben scheint – ihm quasi der Erfolg zu Kopf steigt – und Rose die Nase mittlerweile gestrichen voll hat und versucht, sich selbst aus der Misere zu befreien und dabei trotzdem das Familienleben einigermaßen intakt zu halten. Das ist natürlich gar nicht so einfach, wenn die Varieté-Künstlerin Ellen Love Harry umgarnt und dem Ehepaar über kurz oder lang das Leben schwer macht. Sie ist der Magnet für alle Antipathien in der Serie und geht dem Zuschauer wirklich auf die Nerven, da man doch eigentlich will, dass Mr. und Mrs Selfridge endlich einmal eine vollends glückliche Ehe führen. Zoë Tapper stellt sie sehr überzeugend dar und natürlich möchte man wissen, was sie als nächstes im Schilde führt.

Foto: Mr. Selfridge - Copyright: 2014 Universal Pictures; ITV plc
Mr. Selfridge
© 2014 Universal Pictures; ITV plc

Desweiteren mochte ich auch die bittersüße Liebesgeschichte zwischen Josie und Roger, die sich jahrelang nur im geheimen treffen können, da Rogers Ehefrau seit Jahren krank ist – und man sich zu dieser Zeit sowieso nicht hat scheiden lassen können. Allerdings muss ich kritisieren, dass Amanda Abbington leider nicht oft genug die Chance bekommen hat, mehr aus ihrem Charakter herauszuholen. Wir wissen seit "Sherlock" alle, dass sie es kann, doch leider wirkt Josie an mancher Stelle noch ein bisschen blass. In den kommenden Staffel wird ihr hoffentlich ein besseres Drehbuch geschrieben.

Im Besonderen fand ich es aber auch gut, dass hier sehr schön auf das damalige Zeitgeschehen eingegangen wurde. In der Serie spielt dabei nicht nur die Neuerfindung des Kaufverhaltens in der Gesellschaft eine Rolle, sondern es werden auch Themen wie die Suffragetten-Bewegung angeschnitten oder auch besondere Persönlichkeiten der damaligen Zeit vorgestellt. Das ist für mich ein kleines Schmankerl gewesen, dass ich sehr genossen habe.

Nicht so toll ist allerdings die deutsche Synchronisation. Ich bin da vielleicht auch überempfindlich, aber diese wird in meinen Augen der Serie nicht gerecht, weshalb ich mir die meisten Episoden im Original angesehen habe. Auf der Box kommen leider auch die Extras ein bisschen zu kurz – hier wird man nur mit einem Making-Off und einem Blick hinter die Kulissen abgespeist. Das finde ich etwas schade, denn bei so einer Serie hätte es sicher noch andere Sachen gegeben, die man hätte zeigen können.

Technische Details

Erscheinungstermin: 4. September 2014
FSK: ab 6 Jahren
Laufzeit: ca. 464 Minuten (10 Episoden)
Anzahl Disks: 3
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1
Sprache (Tonformat): Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch, Englisch

Fazit

Wer generell gern britische Serien mit historischem Hintergrund mag, ist bei "Mr. Selfridge" an der richtigen Adresse. Die Episoden sind qualitativ hochwertig, ohne die kleinen und großen Dramen im Leben der Figuren zu kurz kommen zu lassen und ohne schwer verdaulich zu sein.

Luisa Schmidt - myFanbase

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