DVD-Rezension: Orphan Black, Staffel 1

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Wer von uns hat nicht schon mal davon geträumt einen Zwilling zuhaben, mit dem er die Rollen tauschen kann? Für Sarah Manning wird dies schreckliche Realität, als sie eine Frau die ihr unglaublich ähnlich sieht, beim Selbstmord beobachtet, deren Platz einnimmt und langsam herausfindet warum ihr die Tote so sehr ähnelt. Die preisgekrönte BBC-America-Serie "Orphan Black" begeistert, weltweit, Zuschauer und Kritiker gleichermaßen und ist nun auch endlich auf DVD und Blu-Ray in Deutschland erhältlich.

Inhalt

Foto: Tatiana Maslany, Orphan Black - Copyright: polyband
Tatiana Maslany, Orphan Black
© polyband

Sarah Manning (Tatiana Maslany) ist eine junge, rebellische Frau mit einer problembeladenen Vergangenheit, die, nach zehn Monaten, in ihre Heimat zurückkehrt, um mit ihrer Tochter Kira (Skyler Wexler) ein neues Leben zu beginnen. Ihr gewalttätiger Ex-Freund Victor (Michael Mando) und ihre Pflegemutter Siobhan (Maria Doyle Kennedy), die gleichzeitig Kiras Vormund ist, machen es ihr jedoch nicht gerade einfach. Als sie, bei ihrer Ankunft, eine junge Frau beim Selbstmord beobachtet, die haargenau aussieht wie sie selbst, kommt ihr eine fatale Idee: Sie nimmt den Platz der Toten ein und weiht nur ihren besten Freund, den schwulen Künstler Felix (Jordan Gavaris), ein.

Doch der, anfangs perfekt wirkende, Plan geht schnell nach hinten los. Sarah findet heraus, dass die Tote, Beth Childs, eine Polizistin war, die suspendiert wurde, nachdem sie eine Zivilistin erschossen hatte. Außerdem setzt Beths Arbeitskollege sie, wegen der diesbezüglichen Anhörung unter Druck, Beths Freund Paul (Dylan Bruce) wird misstrauisch und Sarahs vorgetäuschter Tod sorgt nicht nur für Probleme mit Ex-Freund Victor, sondern auch mit ihrer Pflegemutter Siobhan und Tochter Kira, die nun alle glauben, Sarah sei tot.

Foto: Tatiana Maslany & Jordan Gavaris, Orphan Black - Copyright: polyband
Tatiana Maslany & Jordan Gavaris, Orphan Black
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Als wäre das noch nicht genug trifft sie auf eine weitere Doppelgängerin – Katja Obinger, die vor ihren Augen erschossen wird und deren Leiche sie verscharren muss. Daraufhin erhält sie Anrufe einer unbekannten Frau und was sie dann herausfindet stellt ihre Welt komplett auf den Kopf – Sarah ist Teil eines Klon-Experiments, dem Beth, zusammen mit Alison Hendrix und Cosima Niehaus, auf der Spur war. Zusammen mit ihren zwei neuen Klon-Schwestern taucht Sarah immer weiter in die gefährliche Klon-Welt, die durch den Fund von Katjas Leiche, ihrer Familie und Freunden, sowie einer ukrainischen Serienkillerin, nur noch verkompliziert wird. Und schnell stellt sich heraus das niemand der ist, der er zu sein scheint, haben die Klone doch sogenannte Monitore, die jeden ihrer Schritte überwachen.

Rezension

Wenn man sich die ersten Zeilen der Serienbeschreibung durchliest zeigen sich durchaus Ähnlichkeiten zu der kurzlebigen The-CW-Serie "Ringer" mit Sarah Michelle Gellar, doch schnell wird klar das "Orphan Black" um einiges komplexer ist, geht es hier doch nicht nur um zwei Zwillingsschwestern, sondern um mehrere Klone, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Foto: Tatiana Maslany & Michael Mando, Orphan Black - Copyright: polyband
Tatiana Maslany & Michael Mando, Orphan Black
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"Orphan Black" hat sich innerhalb weniger Folgen zu meiner derzeit absoluten Lieblingsserie entwickelt. Man wird gleich zu Beginn sofort ins Geschehen geworfen und fiebert in jeder Minute mit Sarah mit, die immer weiter in die Klon-Geschichte taucht und man wird auch als Zuschauer immer weiter mit hineingezogen, bis man nicht mehr genug bekommt. Durch die relativ kurze Episodenzahl von zehn Folgen gibt es auch keine sogenannten Füller-Episoden, sondern es bleibt immer spannend und es gibt keine Verschnaufpause, passiert doch in jeder Episode etwas neues, unerwartetes oder es wird ein weiteres Geheimnis aufgedeckt.

Ein großes Lob geht selbstverständlich an Tatiana Maslany, die zu Recht mit Preisen überhäuft wird. Es ist immer wieder faszinierend ihr zuzusehen, spielt sie die verschiedenen Klone doch so überzeugend und unterschiedlich das man manchmal vergisst, dass es sich um die gleiche Schauspielerin handelt. Sogar die verschiedenen Akzente meistert sie mit Bravour, weshalb es mehr als empfehlenswert ist die Serie im englischen Original zu schauen. Nicht nur wegen den Akzenten, Tatiana spricht auch die anderen Klone jeweils auf eine andere Art und Weise, was synchronisiert nicht ganz so gut rüberkommt. Nur bei Katja Obinger ist es irgendwie nicht ganz so gut gelungen, wirkt sie als Deutsche doch ziemlich klischeehaft. Ich hab noch nie eine Deutsche gehört, die mit so einem Akzent Englisch spricht und auch ihr ganzes Aussehen erinnerte irgendwie an Franka Potente in "Lola rennt", was aber wohl eher an den Machern der Serie liegt, die wohl ein merkwürdiges Bild von den Deutschen haben.

Foto: Tatiana Maslany, Orphan Black - Copyright: polyband
Tatiana Maslany, Orphan Black
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Die Story von "Orphan Black" wirkt gut durchdacht und bleibt immer aufregend, gibt es doch immer wieder überraschende Wendungen. Geht es anfangs noch um Sarah, die sich als Beth ausgibt, werden im Laufe der Staffel immer mehr Klone in die Handlung integriert und die Lage für Sarah wird, mit Auftauchen der Monitore, dem Dyad-Institut oder der Mordermittlung wegen Katjas Leiche, immer verzwickter und aussichtsloser. Doch neben dem ganzen Drama und der Spannung sorgt viel Humor für auflockernde Momente, in der sonst meist düsteren Stimmung. Ob die Party in der sechsten Episode, in der Alison und Sarah die Rollen tauschen und für Chaos sorgen oder Felix als Babysitter, der Alptraum jeder Vorstadtmutter – es gibt oft was zu lachen.

Charakterentwicklung wird bei "Orphan Black" ebenfalls groß geschrieben. Kaum einer der Charaktere ist am Ende der Staffel noch so wie zu Beginn. Sarah, die verantwortungslose Rebellin, macht eine der größten Entwicklungen durch. Am Ende der Staffel ist sie zwar immer noch so taff wie zu Beginn, übernimmt aber viel mehr Verantwortung und denkt auch an andere. Alison, der Kontrollfreak, verliert genau das immer mehr – die Kontrolle, was für einige lustige Momente sorgt. Ob sie nun Victor mit Pfefferspray besprüht, ihren Mann verhört oder einer Nachbarin beim Sterben zusieht – bei Alison wirkt alles, manchmal auch unfreiwillig komisch, was oftmals an die besten Zeiten der "Desperate Housewives" erinnert. Cosima ist anfangs noch etwas im Hintergrund, entwickelt sich aber schnell zum Herz der Klone. Sie ist liebevoll und trotz ihrer hohen Intelligenz manchmal etwas zu naiv, fasst sie doch zu schnell Vertrauen.

Foto: Kevin Hanchard, Orphan Black - Copyright: polyband
Kevin Hanchard, Orphan Black
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Helena ist einer der interessantesten Klone der Serie. Bei ihrer Einführung wirkt sie bedrohlich, gruselig und mehr als gefährlich, doch schnell zeigt sich, das viel mehr hinter ihrem Charakter steckt und man kann, trotz ihrer Taten, eigentlich nur Mitleid mit ihr haben, ist sie doch einfach nur einsam, wurde gequält und ist tief in ihrem Inneren eigentlich ein liebevoller Mensch, der nur nicht weiß wie sie es richtig zeigen soll. Zudem ist sie oftmals so merkwürdig, dass sie in manchen Momenten schon wieder witzig ist, wenn sie z.B. alles mögliche Essen in sich rein stopft. Auch die Nebencharaktere machen eine große Entwicklung durch. Felix ist anfangs noch der klischeehafte Schwule, aber schnell wird deutlich das er, für Sarah eine große Stütze ist und er alles für sie machen würde. Art (Kevin Hanchard), Beths Kollege, wirkt zu Beginn hart und fast schon zwielichtig, aber auch bei ihm stellt sich heraus das er nur das Beste für Sarah (als Beth) will, genau wie Mrs. S., die zwar streng ist, aber eigentlich einen weichen Kern besitzt.

Die Einführung der Monitore macht die ganze Sache noch einmal spannender, kann man doch nie so genau wissen wem man vertrauen kann und wer darauf angesetzt wurde die Klone zu überwachen. Das sorgt für aufregende Szenen, aber auch für humorvolle und emotionale Momente. Die verschiedenen Konstellationen der Charaktere sind oft ziemlich unkonventionell und scheinen auf den ersten Blick gar nicht zu passen, was noch mehr Spaß beim Zuschauen beschert. Ob Sarah und ihre Klone, die unterschiedlicher nicht sein könnten oder auch Alison und Felix, eine perfekte Vorstadt-Hausfrau und ein schwuler Künstler, der gleichzeitig Drogen verkauft und als Escort arbeitet. Da wären auch noch Helena und Sarah, die trotz Helenas Taten, eine ganze besondere Verbindung entwickeln oder aber Felix und der gewalttätige Drogendealer Victor. Diese Konstellationen wirken anfangs merkwürdig und unpassend, funktionieren dafür aber umso hervorragender, genau wie die verschiedenen Paare. Zwischen Paul und Sarah sprühen förmlich die Funken, Alison und Donnie (Kristian Bruun) sorgen für herrlich komische Momente und Cosima und Delphine (Evelyne Brochu) sind auch ein süßes Paar, obwohl Delphine, als einzige, offensichtlich als Monitor in die Serie eingeführt wurde.

Die Blu-Ray Box besteht aus zwei Discs, die alle zehn Episoden beinhaltet, sowie das Bonusmaterial, enthält und ansprechend gestaltet wurde. Das Cover zeigt das Gesicht von Tatiana Maslany, wobei man aber nur die Augen, die Nase und den Mund zusehen bekommt und der Rest in weiß gestaltet wurde. An beiden Seiten sieht man nochmals die Umrandungen von Mund und Nase, was wohl die anderen Klone darstellen soll bzw. klar machen soll das Tatiana nicht nur eine Rolle, in der Serie, spielt. Auf der Rückseite gibt es, neben der Inhaltsangabe und weiteren Details, Bilder vom restlichen Cast, sowie Szenenbilder der verschiedenen Klone. Auch auf den Discs sind der Cast, sowie die Klone, abgebildet.

Specials

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Bonusmaterial ist nicht allzu viel auf der Box enthalten, aber für den Preis und wenn man bedenkt das es Serien gibt, die gar kein Bonusmaterial veröffentlichen, ist dies absolut zufriedenstellend. In "Send in the Clones" sprechen die Macher über die Entstehung der Serie und beleuchten die einzelnen Klone etwas näher, so erfährt man beispielsweise das Cosima und Alison auf echten Menschen basieren. "Orphan Black on The Nerdist" zeigt Tatiana Maslany bei einem kurzen Interview bei der Sendung "The Nerdist", sowie einen kurzen Besuch am Set, wobei man das Loft von Felix näher begutachten kann. Die "Insiders" geben noch mal einen kurzen Einblick in die Charaktere von Sarah, Felix und Beth und zudem gibt es kurz zusehen wie die Szene mit Alison, Cosima und Sarah, in der dritten Episode der Staffel, gedreht wurde. Darüber hätte ich gerne noch mehr gesehen und auch ein paar Outtakes wären sicher nett gewesen, aber mit dem was man bekommt kann man durchaus zufrieden sein und vielleicht enthält Staffel Zwei ja noch einiges mehr an Bonusmaterial.

Technische Details

Erscheinungstermin: 30. Mai 2014
FSK: ab 16 Jahre
Spieldauer: ca. 450 Minuten
Bildformat: 16:9 – 1.77:1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch

Fazit

Beim Kauf der ersten Staffel von "Orphan Black" kann man absolut nichts falsch machen. Die zu Recht preisgekrönte, Serie besticht durch eine fabelhafte Mischung aus Science-Fiction, Thriller, Drama und Comedy und bietet mit Tatiana Maslany eine der besten Serien-Hauptdarstellerinnen der letzten Jahre. Die Blu-Ray-Box ist schön gestaltet und auch das Bonusmaterial ist, für den Preis, absolut zufriedenstellend.

Kevin Dave Surauf - myFanbase

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