DVD-Rezension: "Hatufim - In der Hand des Feindes", Staffel 1

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Foto: Ishai Golan, Gal Zaid & Yoram Toledano, Hatufim - In der Hand des Feindes - Copyright: 2013 Universal Pictures
Ishai Golan, Gal Zaid & Yoram Toledano, Hatufim - In der Hand des Feindes
© 2013 Universal Pictures

"Hatufim", so der Titel der israelischen Serie, die als Vorlage zu der erfolgreichen Showtime-Serie "Homeland" gilt, wurde in den USA unter dem Titel "Prisoners of War" veröffentlicht. Wie der Titel verrät, dreht sich das Projekt um zwei israelische Soldaten, die nach 17-jähriger Kriegsgefangenschaft im Libanon wieder freigelassen werden. In Israel wurde die Serie erstmals auf Channel 2 von März bis Mai 2010 ausgestrahlt. In Deutschland zeigt ARTE die erste Staffel im Frühjahr 2013. Am 8. August 2013 erschien bei Universal Pictures Home Entertainment die erste Staffel auf DVD.

Inhalt

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Im Jahr 2008 kehren die beiden israelischen Soldaten Nimrod Klein (Yoram Toledano) und Uri Zach (Ishai Golan) nach siebzehn Jahren politischer Gefangenschaft im Libanon in ihre Heimat und zu ihren Familien zurück. Doch die langen Jahre voll brutaler Folter haben Spuren hinterlassen: Nimrod und Uri sind tief gezeichnet von der brutalen Folter in der Gefangenschaft und kämpfen für einen Weg zurück ins normale Leben. Derweil muss Yael Ben Chorin (Adi Ezroni) mit dem Verlust ihres Bruders fertig werden, der anders als Nimrod und Uri die Jahre in der Gefangenschaft nicht überlebt hat. Derweil stößt ein Mitarbeiter des israelischen Militärs auf einige Widersprüche in den Erzählungen von Nimrod und Uri und beginnt der Frage nachzugehen, was in der Gefangenschaft wirklich passiert ist.

Rezension

Foto: Hatufim - In der Hand des Feindes - Copyright: 2013 Universal Pictures
Hatufim - In der Hand des Feindes
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Die israelische Serie "Hatufim – In der Hand des Feindes" ist nicht nur die erfolgreichste israelische Fernsehserie aller Zeiten, sondern lieferte auch die Vorlage für die von Kritkern gefeierte und Emmy-prämierte Serie "Homeland" mit Claire Danes und Damian Lewis. Aus diesem Grund hat es die erste Staffel der israelischen Serie wohl auch nach Deutschland geschafft. Wer aber eine israelische "Homeland"-Variante erwartet ist bei "Hatufim" an der falschen Adresse: Beide Serien haben nur ein ähnliches Grundkonzept und eine ähnliche Ausgangslage gemeinsam, ansonsten hat man es hier tatsächlich mit zwei völlig verschiedenen Serien mit unterschiedlichen Charakterentwicklungen und politischen Hintergründen zu tun. Wo es bei "Homeland" in der ersten Staffel eher zentrale um die Frage geht, ob der Heimkehrer Nicholas Brody ein doppeltes Spiel treibt, geht es bei "Hatufim" viel mehr um die psychologische Komponente der Rückkehr nach jahrelanger Gefangenschaft, die hier mit siebzehn Jahren auch eine wesentlich längere ist, als es bei "Homeland" der Fall war.

Foto: Hatufim - In der Hand des Feindes - Copyright: 2013 Universal Pictures
Hatufim - In der Hand des Feindes
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Auch kehren bei "Hatufim" zwei Gefangene ins "normale" Leben zurück und werden von da an bei ihrem Wiedereingliederungsversuch begleitet. Dabei dreht sich die erste Staffel ganz zentral um den Kampf zurück ins Leben, um die tiefen seelischen Narben, die die grausame Gefangenschaft, die in wesentlich drastischeren Bildern, als in "Homeland" fast körperlich spürbar gemacht wird, verursacht hat. Die politischen Implikationen der Geschehnisse werden dabei nie plakativ in den Vordergrund gerückt, sondern subtil in das Gesamtgeschehen verwoben. Im Zentrum stehen dabei aber immer die im Grunde drei Hauptfiguren, bei denen es sich um die Heimkehrer Nimrod Klein und Uri Zach und um die Schwester eines dritten in Gefangenschaft gestorbenen Soldaten handelt. Eines der großen Spannungselemente der ersten Staffel dreht sich dann auch um diesen dritten in Gefangenschaft gestorbenen Soldaten und um die tatsächlichen Umstände, die zu diesem Tod führten. Hier sind wahrscheinlich am ehesten noch Parallelen zu "Homeland" zu ziehen, wobei die Grundstruktur der Serie - wie bereits erwähnt - eine gänzlich andere ist.

Foto: Sendi Bar, Hatufim - In der Hand des Feindes - Copyright: 2013 Universal Pictures
Sendi Bar, Hatufim - In der Hand des Feindes
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"Hatufim" ist dann auch viel leiser erzählt, als das mehr auf große Spektakel und große Gesten setzende amerikanische Remake und besticht eher durch eine komplexe und psychologisch spannende Charakterzeichnung und -entwicklung. Auch hier findet im Hintergrund eine Ermittlung statt und auch hier stehen die Rückkehrer im Verdacht etwas zu verbergen und auch hier wird zuletzt eine weibliche Ermittlerin eingeführt, die aber nichts mit der von Claire Danes gespielten psychisch labilen Carrie Mathison zu tun hat, sondern eher im Hintergrund agiert und für die eigentliche Haupthandlung keine vergleichbare Relevanz besitzt. Die Serie entfaltet sich dann nach und nach und schraubt auch eher gemächlich an der Spannungsschraube, bis das Tempo im ersten Staffelfinale dann aber spürbar zunimmt und mit einem fiesen Cliffhanger endet, der Lust macht auf die zweite Staffel, die im israelischen Fernsehen bereits gelaufen ist und insgesamt auch 14-Folgen umfasst.

Specials

Foto: Adi Ezroni, Hatufim - In der Hand des Feindes - Copyright: 2013 Universal Pictures
Adi Ezroni, Hatufim - In der Hand des Feindes
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Neben den zehn Folgen der ersten Staffel, die in der deutschen Synchronisation, sowie im hebräischen Original mit deutschen Untertiteln verfügbar sind, gibt es sonst leider keinerlei Bonusmaterial. Interviews mit den Darstellern und Serienmachern oder nähere Informationen zu der Entwicklung dieses Serienprojekts wären überaus aufschlussreich gewesen, genau wie ein Vergleich mit der amerikanischen Interpretation "Homeland". Da ist für eine mögliche zweite Staffel sicherlich noch reichlich Spielraum nach oben.

Technische Details

Erscheinungstermin: 8. August 2013
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: ca. 493 Min. (10 Episoden)
Bildseitenformat: 1.77:1, 16:9
Sprache (Tonformat): Deutsch, Hebräisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch

Fazit

Die israelische Vorlage zum amerikanischen Serienhighlight "Homeland" ist ein ruhig und feinfühlig erzähltes Charakterdrama, welches auf ein großes Spektakel konsequent verzichtet und seine Geschichte behutsam entfaltet. Eine starke Serie, die es sich zu entdecken lohnt. Die DVD beinhaltet leider nur die zehn Folgen ohne jegliches Bonusmaterial. Bild und Ton sind für eine solche Serienproduktion in Ordnung.

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Moritz Stock - myFanbase