DVD-Rezension: Kommissarin Lund - Das Verbrechen, Staffel 3

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Die dänische Kriminalserie "Kommissarin Lund - Das Verbrechen" (im Original: "Forbrydelsen") stammt aus der Feder des Drehbuchautors Søren Sveistrup und feierte Anfang 2007 ihre Premiere im dänischen Fernsehen. Es dauerte nicht lange, bis auch die internationalen Medien auf das hochwertige Serienformat aufmerksam wurden und es mit zahlreichen Auszeichnungen würdigten, darunter der angesehene britische BAFTA Award und ein Internationaler Emmy. Die dritte und finale Staffel des bei Kritikern und Zusehern gleichermaßen beliebten Spannungsgaranten wurde ab Februar 2013 im ZDF als deutsche Erstausstrahlung gezeigt und ist nun auch auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Inhalt

Foto: Sofie Gråbøl, Kommissarin Lund - Das Verbrechen - Copyright: Edel:Motion
Sofie Gråbøl, Kommissarin Lund - Das Verbrechen
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Nach über zwei Jahrzehnten als unermüdliche Ermittlerin bei der Kopenhagener Polizei will Sarah Lund (Sofie Gråbøl) sich in den Innendienst versetzen lassen, um endlich mehr Zeit für sich und ihren entfremdeten Sohn Mark (Eske Forsting Hansen) zu haben. Ein vermeintlicher Routinefall durchkreuzt allerdings ihre Pläne: Zusammen mit ihrem neuen Kollegen Asbjørn Juncker (Sigurd Holmen le Dous) soll sie die Hintergründe eines grausamen Leichenfunds in Hafennähe aufklären. Als kurz darauf zwei weitere tote Seemänner entdeckt werden, schaltet sich auch der dänische Geheimdienst PET in die Ermittlungen ein. Für Lund bedeutet dies ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten von der Polizeiakademie, Mathias Borch (Nikolaj Lie Kaas). Die gemeinsamen Nachforschungen führen sie zur einflussreichen dänischen Reederei Zeeland, deren jüngste Ankündigung, den Firmensitz infolge der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise ins Ausland verlegen zu wollen, hohe Wellen in der Politik schlägt. Konkret fürchtet der amtierende Premierminister Kristian Kamper (Olaf Johannessen) zehn Tage vor den Parlamentswahlen um seine Wiederwahl, sollte das finanzstarke Schiffsunternehmen die Pläne in die Tat umsetzen. Eine plötzliche Wendung erfährt Lunds letzter großer Fall, als die kleine Tochter von Zeeland-Manager Robert Zeuthen (Anders W. Berthelsen) entführt wird. Es beginnt ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit, um Emilie (Kaya Fjeldsted) aus den Händen ihres Kidnappers zu befreien und einen weiteren Mord zu verhindern.

Rezension

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Kommissarin Lund - Das Verbrechen
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Was auf dem Gebiet der Literatur schon hinlänglich bekannt ist, hat "Kommissarin Lund" in den letzten Jahren auch in Bezug auf Fernsehserien eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Den Skandinaviern macht so schnell keiner etwas vor, wenn es um packende Kriminalgeschichten geht. Auch der letzte große Fall der titelgebenden Kopenhagener Vorzeigepolizistin stellt da keine Ausnahme dar. Dank der gewohnt düsteren, emotional beklemmenden und erzählerisch dichten Atmosphäre zieht die Entführung der kleinen Emilie Zeuthen den Zuschauer von der ersten Folge an in ihren Bann und lässt einen bis zum Schluss nicht mehr los. Zurückzuführen ist dies nicht nur auf den konzeptionell ausgeklügelten Kriminalfall an sich, sondern auch auf die überzeugende Rahmenhandlung, in die Lunds Ermittlungsarbeit eingebettet ist. Vor dem Hintergrund der internationalen Finanzkrise wird eine komplexe Geschichte mit politischen, wirtschaftlichen und medialen Aspekten erzählt, die dem Zuschauer vollste Aufmerksamkeit abverlangt, um nicht auf halber Strecke den Faden zu verlieren. Nicht umsonst wird die Serie gern im selben Atemzug mit "The Wire", dem Vorzeigemodell für vielschichtiges Storytelling, genannt. Wer also auf der Suche nach leichter Krimikost im Zeichen des guten alten "Fall der Woche"-Schemas ist, sollte um "Kommissarin Lund" lieber einen großen Bogen machen.

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Sofie Gråbøl, Kommissarin Lund - Das Verbrechen
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Obwohl auch die dritte Staffel bis in die kleinste Nebenrolle großartig besetzt und gespielt ist, bleibt Hauptcharakter Sarah Lund der Dreh- und Angelpunkt der Serie. Sofie Gråbøl spielt die eigenwillige Ermittlerin mit einer derartigen Hingabe und Überzeugungskraft, dass es künftig für sie schwer werden dürfte, dieses Image wieder abzuschütteln. Andererseits gibt es gewiss Schlimmeres für eine Darstellerin, als auch noch Jahre nach der letzten Folge mit einem der faszinierendsten und facettenreichsten Seriencharaktere aller Zeiten in Verbindung gebracht zu werden. Fan- und Kritikerstimmen gibt es jedenfalls genug, die der festen Überzeugung sind, dass das Fernsehen bislang keine bessere Kriminalbeamtin als die manische, wortkarge Strickpulloverträgerin mit dem untrügerischen Spürsinn hervorgebracht hat. Vermutlich mehr denn je wird Lund bei ihrer Polizeiarbeit im Entführungsfall Zeuthen als ein durch und durch menschlicher Charakter fernab jeglicher Heldenklischees porträtiert, dem die eigene Sturheit und konsequente emotionale Abschottung nicht selten zum Verhängnis wird. Sarah Lund ist und bleibt bis zum Ende der Serie eine ebenso geniale wie tragische Figur, die ihrem eigenen moralischen Kompass mehr vertraut als so manchen Indizien und sich damit in ihrem Leben mehr Feinde als Freude macht, sei es im beruflichen oder im privaten Umfeld.

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Während über das Phänomen Sarah Lund weitestgehend Einigkeit herrschen dürfte, sollten sich zumindest jene Zuseher, die vorwiegend US-Serien konsumieren, vor dem Staffel- und Serienfinale auf eine mögliche Enttäuschung einstellen. Ohne hier handlungstechnisch etwas vorwegnehmen zu wollen, sei davor gewarnt, dass man sich bei einem "Nordic Noir"-Format wie "Kommissarin Lund" kein Happy End à la Hollywood erwarten sollte. Passend zur stets düsteren Grundstimmung, die alle drei Staffeln geprägt hat, verabschiedet sich die Serie mit einem echten Paukenschlag von den Fans, der selbst Tage später noch nachwirkt. Was mich betrifft, so zählen die letzten zehn Minuten zu den bittersten, emotional aufwühlendsten und dennoch (nein, gerade deshalb!) großartigsten Serienmomenten der jüngsten Vergangenheit. Man kann den Machern abschließend nur gratulieren zu diesem Geniestreich, der Dänemark an die Spitze der europäischen Seriengeburtsstätten katapultiert hat und den Weg für weitere erstklassige Produktionen wie "Borgen - Gefährliche Seilschaften" und "Die Brücke - Transit in den Tod" geebnet hat. Was man hingegen beim US-Sender AMC in Form von "The Killing" aus der dänischen Originalvorlage gemacht, ist - freundlich ausgedrückt - als Enttäuschung zu bezeichnen.

Technische Details

Erscheinungstermin: 29. März 2013
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: 565 Minuten (5 Doppelfolgen)
Bildformat: 16:9 - 1.77:1
Sprache (Tonformat): Deutsch (Dolby Digital 5.1)

Fazit

Getreu dem Motto "man soll aufhören, wenn's am schönsten ist" geht das dänische Serienjuwel "Kommissarin Lund - Das Verbrechen" mit einer mehr als gelungenen dritten Staffel für immer zu Ende. Bei Freunden anspruchsvoller Kriminalunterhaltung, denen der Sinn nach einer mitreißenden Alternative zur genretypischen "Fall der Woche"-Berieselung steht, ist diese DVD-Box sicherlich bestens aufgehoben. Einziger Wermutstropfen: Extras sucht man auf dieser Veröffentlichung leider vergebens.

Willi S. - myFanbase

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