DVD-Rezension: Luther, Staffel 2

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Nur wenige Wochen nach Idris Elbas verdientem Golden-Globe-Sieg als bester Hauptdarsteller in einer Mini-Serie schaffte es die zweite Staffel des BBC-Polizeithrillers "Luther" auf dem etablierten Sonntagskrimi-Sendeplatz des ZDFs erstmals auch ins deutsche Fernsehen. Wer die TV-Ausstrahlung der auf Spielfilmlänge zusammengeschnittenen neuen Folgen verpasst hat, hat Glück, denn seit dem 30. März 2012 sind diese auch auf DVD im Handel erhältlich.

Inhalt

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Nachdem sein langjähriger Freund und Kollege Ian Reed ihn des Wertvollsten in seinem Leben beraubt und verraten hat, nimmt DCI John Luther (Idris Elba) wieder seine Arbeit bei der Londoner Kriminalpolizei auf. Seine ehemalige Einheit wurde mittlerweile jedoch aufgelöst, so dass ihn ein ganz neues Team erwartet, in das er auch seinen Ex-Kollegen DS Justin Ripley (Warren Brown) zurückholt, der zwischenzeitlich für seine uneingeschränkte Loyalität zum unter Verdacht stehenden Luther zum Streifendienst verdonnert wurde. Zur neuen Einheit für Kapital- und Serienverbrechen gehört neben Ripley auch noch die junge, ambitionierte DS Erin Gray (Nikki Amuka-Bird) sowie der technisch versierte Benny 'Deadhead' Silver (Michael Smiley). Gemeinsam machen sie sich unter der Leitung von Luthers neuem Boss Martin Schenk (Dermot Crowley) auf die Jagd nach einem brutalen Serienmörder, der beim Töten seiner Opfer stets eine Harlekinmaske trägt.

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Inmitten seiner Ermittlungen wird Luther noch dazu von einer Frau namens Caroline Jones (Kierston Wareing) kontaktiert, die ihn dafür verantwortlich macht, ihre Familie ruiniert zu haben. Nachdem Luther vor einigen Jahren ihren Ehemann wegen Mordes ins Gefängnis gebracht hatte, wo dieser schließlich Selbstmord beging, geriet ihre Tochter Jenny (Aimee-Ffion Edwards) auf die schiefe Bahn und geht seitdem auf den Strich. Daher sei es Luther ihr schuldig, ihre Tochter aus dem Sumpf der Prostitution zu herauszuholen und sie vor ihren Freiern zu beschützen. Widerwillig erklärt sich Luther schließlich dazu bereit, tatsächlich etwas gegen Jennys apathische Hurerei zu unternehmen.

Rezension

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Idris Elba, Luther
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Cliffhanger sind immer so eine Sache. Konzipiert, um den Zuschauer bei der Stange zu halten, schüren sie nicht selten derart hohe Erwartungen, dass es kaum möglich ist, ihnen gerecht zu werden. So macht sich auch bei "Luther" zu Beginn der zweiten Staffel ein gewisses Gefühl der Ernüchterung breit, weil die Art und Weise, wie der Titelheld sich hier mir nichts, dir nichts aus dem heillosen Schlamassel befreit, in das er am Ende der starken Vorgängerstaffel scheinbar ausweglos geraten war, schlicht zu simpel, um nicht zu sagen etwas hanebüchen ist und dementsprechend zwangsläufig enttäuschen muss. So werden jegliche Hoffnungen seitens des Zuschauers auf eine staffelübergreifende Handlung bereits in den Anfangsminuten der zweiten Staffel erstickt, indem man ohne eine tiefer gehende Thematisierung der zwischenzeitlichen Ereignisse lediglich kurz erklärt, dass Alice alle Schuld für Ian Reeds Tod und damit auch eine Verurteilung wegen Mordes auf sich genommen hat, und Luther anschließend direkt wieder seinen Dienst antreten lässt, als wäre nichts geschehen.

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Dass die Vergangenheit hier so schnell und für Luther ohne tiefgreifende Konsequenzen abgehakt wird, frustriert umso mehr angesichts der marginalen Rolle, die Alice im Verlauf der Staffel einnimmt. Denn anstatt sie weiterhin als Luthers Vertraute indirekt am Geschehen oder zumindest seinem Seelenleben teilhaben zu lassen – was trotz der Mauern, die die beiden voneinander trennen, durch regelmäßige Stippvisiten sicherlich zu realisieren gewesen wäre – verhilft ihr Luther vielmehr zur Flucht aus der psychiatrischen Anstalt, in der sie nach mehreren Selbstmordversuchen gelandet war. So muss man die zweite Hälfte der Staffel nach einem kurzen Wiederauftauchen von Alice in Luthers Wohnung, wo sie ihn vergeblich dazu zu überreden versucht, seinen Job an den Nagel zu hängen und gemeinsam mit ihr durchzubrennen, gänzlich ohne die so hypnotisierende und alles andere überstrahlende Chemie zwischen Ruth Wilson und Idris Elba auskommen – ein Verlust, der sich leider schmerzhaft bemerkbar macht.

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Denn mit der Prostituierten Jenny tritt zwar schon in der ersten Folge der Staffel eine neue junge Frau in Luthers Leben, die seine Welt gehörig aufmischt und ihn immer wieder Grenzen überschreiten lässt, einen auch nur annähernd würdigen Ersatz für Alice bildet sie aber leider nicht. Das liegt jedoch weniger an der Figur selbst, noch an dem durch sie eingeführten, episodenübergreifenden Nebenplot, der prinzipiell durchaus einige starke Momente zu bieten hat, sondern vielmehr schlicht und ergreifend an der Tatsache, dass Luthers innere Verbundenheit zu dem Mädchen und seine unumstößliche Bereitschaft, ja fast schon Besessenheit, ihr trotz offensichtlicher Risiken zu helfen, nie richtig transparent scheint und einem dementsprechend immer wieder Rätsel aufgibt. Ist es nun sein Gewissen, sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn oder vielleicht einfach nur seine grundsätzliche Herzensgüte, die ihn dazu treibt, waghalsig seinen Job und sein Leben für eine im Grunde Wildfremde aufs Spiel zu setzen? Als Zuschauer muss man sich damit abfinden, auf diese Frage keine konkrete Antwort zu erhalten, was prinzipiell nicht schlimm wäre, wenn sein Verhalten zumindest so weit hinreichend motiviert wäre, dass man sie selbst erahnen könnte. So schwebt man aber leider bis zum Schluss im Dunkeln über Luthers eigentliche Beweggründe.

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Ruth Wilson, Luther
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Es gibt aber auch Gutes über die zweite Staffel zu berichten. So ist die Enthüllung, dass sich zwischen Luther und Mark North, der Alice im Finale der letzten Staffel noch dazu ermutigt hatte, den Mörder seiner Freundin (und gleichzeitig Luthers Frau) Zoe zu erschießen, mittlerweile eine von tiefem Vertrauen geprägte Freundschaft entwickelt hat, zweifellos eine positive Überraschung. Letztendlich sind es aber vor allem die grandiose schauspielerische Leistung von Idris Elba und die beiden wieder mal sehr spannenden Fälle, mit denen Luther in dieser Staffel konfrontiert wird, die die Serie davor retten, in die Tiefen der Mittelmäßigkeit abzurutschen. Denn auch wenn die Mörder selbst in dieser Staffel relativ blass bleiben, weil sie kaum zu Wort kommen und es daher so gut wie unmöglich ist, sich ein konkretes Bild von ihnen zu machen, das nicht ausschließlich von ihren erschreckenden Taten informiert ist, gelingt es den Machern – womöglich auch gerade aufgrund dieser mangelnden Beleuchtung der Täter-Figuren – eine höchst intensive und beklemmende Atmosphäre zu schaffen, die einem angesichts der brutalen Gewalt in den so gelungen gruseligen Momenten des Grauens reihenweise kalte Schauer über den Rücken jagt. Als Thriller funktioniert "Luther" also nach wie vor ausgesprochen gut. Nur das Charakterdrama, der zwischenmenschliche Aspekt, der die Serie in ihrer ersten Staffel noch so souverän von konventionellen Crime-Procedurals abgrenzte, bleibt leider etwas auf der Strecke. Aber wenigstens verzichtet man diesmal auf einen großen Cliffhanger im Finale, so dass man der dritten Staffel mit einer gesunden Erwartungshaltung entgegensehen kann, die lediglich eines zwingend vorsieht: die Rückkehr der wundervollen Alice ins Lutherland.

Technische Details

Erscheinungstermin: 30. März 2012
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: ca. 200 Minuten (2 Episoden) + Bonus
Bildformat: 16:9 (1,78:1)
Sprache (Tonformat): Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Fazit

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Idris Elba, Luther
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Eines muss man "Luther" lassen: Spannend ist die Serie allemal. Daran ändert sich auch in der zweiten Staffel nichts, auch wenn diese aufgrund viel zu wenig Screentime für Ruth Wilson und ansonsten eher blass bleibender Nebencharaktere eigentlich fast ausschließlich auf den breiten Schultern von Idris Elba ruht. Der Hauptdarsteller weiß schauspielerisch einmal mehr wie kaum ein anderer in der Serienwelt zu glänzen und sorgt so dafür, dass die Staffel trotz ausgeprägter Schwächen stets unterhaltsam und sehenswert bleibt. Leider bietet die DVD keinerlei Specials und ist zudem wie schon die erste Staffel deutlich gekürzt. Für Fans der Serie könnte sich die Anschaffung der britischen Originalversion also vielleicht eher lohnen.

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Paulina Banaszek - myFanbase