Aquarius - Review des Piloten
#1.01 Everbody's Been Burned

Viele Menschen tendieren dazu, vergangene Epochen zu idealisieren – besonders, wenn sie diese nicht miterlebt haben. Gerade die 1960er Jahre in Kalifornien werden als Jahre voller Liebe, Musik, Drogen, Zärtlichkeit und Freiheit verklärt. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass sich der friedliche Protest der Hippies gegen die tödliche Realität des Vietnamkrieges richtete, dass Drogen nicht unbedingt horizonterweiternd sind, dass unter anderem die Unterdrückung der Schwarzen in den USA Massenunruhen hervorrief, die nicht immer friedlich abliefen, und dass der negative Höhepunkt der vermeintlichen Jahre der Liebe und des Friedens in den Manson-Morden gipfelte. Nur die Musik, die war wirklich gut.
Der Soundtrack der 1960er ist auch ein integraler Bestandteil der neuen Serie "Aquarius" mit David Duchovny ("Californication", "Akte X") in der Rolle des Detektives, der im Jahre 1967 hinter Charles Manson her ist. An seiner Seite spielen Schauspieler, die die Herzen der Serienfans zum Klopfen bringen: Claire Holt ("Vampire Diaries", "The Originals") ist seine Assistentin, Michaela McManus ("One Tree Hill" und ebenfalls "Vampire Diaries") spielt die Mutter einer verschwunden Tochter und Gethin Anthony ("Game of Thrones") ist Charlie Manson himself. Bei dem Aufgebot und dem Thema kann eigentlich fast nichts schief gehen – oder doch?
"Charlie has a vision: Someday he’s gonna be more famous than the Beatles."
Der eigentliche Plot der Folge ist sehr schnell erzählt: Der alternde Polizist Sam Hodiak wird von seiner Ex-Freundin, mit der er immer noch gut befreundet ist, gebeten, ihre sechzehnjährige Tochter zu finden, die seit vier Tagen verschwunden ist. Die Tochter, so stellt sich schnell raus, ist mit Charles Manson abgetaucht. Manson ist zu dem Zeitpunkt natürlich noch kein bekannter Mörder, er soll vielmehr ein undurchsichtiger Typ mit Sexappeal sein. Gethin Anthony schafft es solide, die gefährliche Attraktivität, die Manson auf offenbar alle Frauen in seinem Umfeld ausübt, darzustellen. Steine in den Weg werden ihm aber durch die klischeehaften, schon zu oft gehörten Floskeln ("I don't look at you, I see you") und durch die bisher allzu holzschnittartigen Szenen, die er spielen musste, in den Weg gelegt. Mansons Opfer ist Emma Karn, die, so lässt die Episode erahnen, schon mehrfach gegen ihr gutbürgerliches Elternhaus rebelliert hat. Dadurch hat Charlie trotz der platten Sprüche ein leichtes Spiel mit ihr. Es folgen Gitarrengeklimper und Gruppensex und schon ist Emma seine neueste Jüngerin.
David Duchovnys Figur wird, wie erwähnt, von ihrer Mutter beauftragt, Emma zu finden. Sam Hodiak könnte möglicherweise eine Version des hard-boiled Detektivs Philip Marlowe darstellen, bisher ist das aber nur andeutungsweise zu erkennen. Hodiak wirkt noch ziemlich dröge, was wiederum auf das Drehbuch zurückführbar sein mag. Aber auch David Duchovny haben wir schon leidenschaftlicher und überzeugender spielen sehen. Sein Ermittlungspartner ist ein junger Typ, der zwar gut aussieht, bisher aber ebenfalls nur eine eindimensionale Rolle innehat. Ein wahrer Lichtblick ist zum Glück Claire Holt, die auch dem langweiligsten Skript Leben einzuhauchen vermag. Doch mehr als zwei, drei kurze Szenen bleiben ihr in der Auftaktepisode nicht vergönnt.
Und so plätschert die Folge ein wenig vor sich hin, ohne wirklich Spannung aufzubauen oder dem Zuschauer begreifbar zu machen, warum ein Mensch wie Charles Manson solch eine Faszination ausüben konnte. Der "überraschende" Plot-Twist der letzten Minuten sei hier verraten: Mansons Interesse an Emma begründet sich darauf, dass sie die Tochter seines (ehemaligen) Anwalts ist. Ob dieser dramaturgische Bogen wirklich nötig ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ein wenig mehr Willkür würde den Psychopathen vielleicht sogar glaubhafter, zumindest aber unterhaltsamer, da unberechenbarer, machen.
Am interessantesten ist die Episode in den Szenen, die im Hintergrund ablaufen und den Zuschauern mehr von der vorherrschenden Stimmung vermitteln, wie beispielsweise bei den Straßenprotesten, die sich gegen die damalige Ausgangssperre richten. Und ja, die Musik: Die ist sehr präsent. Gott sei Dank.
Fazit
Es gibt für "Aquarius" noch ganz viel Luft nach oben. Es gibt Luft nach oben, was die Leistung der Schauspieler betrifft, denen es an Elan mangelt. Es gibt Luft nach oben bei der Entwicklung der Charakter, die sich bisher noch nicht durch Tiefe auszeichnen – aber wollen wir nicht so hart sein, diese Einschätzung basiert schließlich auf einer einzigen Folge. Es gibt sogar sehr viel Luft nach oben, wenn es um die Dialoge geht. Trotzdem sollte man "Aquarius" nicht so schnell aufgeben. Möglicherweise fängt die Staffel langsam an, um dann immer mehr an Tempo und Spannung aufzunehmen. Und zumindest die Musik, die ist toll.
Isabella Caldart - myFanbase
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