Halt & Catch Fire - Review des Piloten

Foto:

Zugegeben: Ich hab nicht viel Ahnung von Computern. Natürlich benutze ich fast jeden Tag einen, um daran zu arbeiten, mich über die Dinge in der Welt zu informieren oder einfach nur ein bisschen Zeit zu vergeuden. Doch wie ein Computer "tickt", wie der Quellcode für ein Programm funktioniert oder was ein Arbeitsspeicher eigentlich mit der Performance von Computern zu tun hat, das erschließt sich mir nicht.

Auch von der Geschichte des Personal Computer habe ich nur vage eine Ahnung. Mein Vater hatte Mitte der 80er Jahre einen Commodore C64, auf dem mein Bruder und ich eifrig herum gehackt haben. Ich kann mich an Floppy-Discs und Casettendecks erinnern, aber das war es auch schon.

Dies macht den Einstieg in "Halt and Catch Fire" nicht gerade einfach. Man reist zurück in eine Zeit, in der die Computer noch riesige graue Kästen waren, die nicht nur hässlich aussahen, sondern ganz und gar unpraktisch nur von einem festen Schreibtisch aus benutzt werden konnten. Die Optik von "Halt and Catch Fire" ist dabei durchaus interessant und fängt die frühen 80er Jahre wirklich gut ein, ohne allzu überladen zu wirken. Auch der Soundtrack mit typischen 80er-Jahre-Klängen kann vollends überzeugen. Und dennoch fällt es mir schwer, mich in die Zeit zurück zu versetzen.

Der Pilot beginnt mit der Rekrutierung einer jungen, unkonventionellen Programmiererin und ich muss zugeben, dass ich außer den sexuellen Anspielungen leider überhaupt keinen Plan habe, worüber die beiden überhaupt reden. Und je länger die Episode dauert, desto mehr frage ich mich, ob man ohne jegliches Hintergrundwissen in Programmierangelegenheiten überhaupt eine Chance hat, sich in der Serie wieder zu finden.

Natürlich habe ich auch keine Ahnung von juristischen Zusammenhängen oder medizinischen Hintergründen, aber aus irgendeinem Grund findet man in Arzt- oder Anwaltsserien wesentlich leichter hinein als in die Computerthematik um "Halt and Catch Fire". Dabei ist sie gar nicht so omnipräsent wie man jetzt glauben möchte.

Im Prinzip ist es noch gar nicht klar, was genau die Prämisse der Serie ist. Lee Pace spielt einen recht undurchsichtigen Charakter, der, nachdem er über ein Jahr lang von der Bildfläche verschwunden war, plötzlich in die Computerbranche zurückkehrt, um irgendwie seinem ehemaligen Arbeitgeber IBM eins auszuwischen. Dafür triezt er ein verkanntes Genie, das ob einiger Rückschläge ein eher tristes Dasein fristet und die meiste Zeit in einem Job versauert, der ihn nicht im geringsten fordert.

Ganz springt der Funke zwischen Charakteren und Publikum noch nicht ganz über, was wohl in erster Linie daran liegt, dass keiner wirklich sympathisch wirkt. Allen voran die Familie Clark kann nicht überzeugen. Es wird nicht ganz klar, welches Problem Gordon hat, noch ist ersichtlich, warum seine Ehe momentan in einer Sackgasse steckt und seine Frau andauernd genervt ist. Es muss irgendetwas mit einem alten Projekt zu tun haben, das gescheitert ist, doch wirklich klar wird es in der Pilotfolge nicht. Auch die junge Programmiererin Cameron Howe bleibt zunächst sehr oberflächlich gezeichnet und bedient das Klischee der genialen, rebellischen Programmiererin, die sich jeglichen Konventionen entgegen stellen will und mit ihrer rabiaten Art oft aneckt.

Lediglich Joe McMillan hält das Interesse an den Charakteren hoch. Zunächst wirkt er wir ein typischer Verkäufer, der prahlt und viel heiße Luft produziert, doch schnell wird klar, dass er eine Agenda hat, die irgendetwas mit seinem ehemaligen Arbeitgeber IBM zu tun hat. Und so ist das Ende, als das ungleiche Trio aus Gordon Clark, Cameron Howe und Joe McMillan in der Firma steht, während IBM mit einer ganzen Mannschaft an Anwälten und Co. erschienen ist, um ihrem ehemaligen Mitarbeiter Einhalt zu gebieten, der gerade eben ihren Chip binnen eines Wochenendes kopiert hat, durchaus spannend und interessant.

Ob es am Ende reicht, eine Serie zu verfolgen, wenn man keine Ahnung von Computern hat? Das müssen wohl die nächsten Episoden zeigen, wenn hoffentlich klar wird, worauf McMillan mit seiner Aktion hinaus wollte.

Übrigens: Für alle die es interessiert, was es mit dem Serientitel auf sich hat. "Halt and Catch Fire" ist ein Befehl, mit dem dem Computer damals signalisiert wurde, dass er jegliche Funktion einstellen soll.

Fazit

Ist "Halt and Catch Fire" nur etwas für Computernerds, Elektrotechikingenieure oder Softwareentwickler? Das wage ich zu bezweifeln, doch richtig klar, worauf die Serienmacher mit der Geschichte hinaus wollen, wird es im Moment noch nicht. Um die Revolution auf dem Gebiet des Personal Computers soll es gehen. Ich weiß ehrlich gesagt im Moment nicht, ob mich das sonderlich packt.

Melanie Wolff - myFanbase

Zurück zur "Halt & Catch Fire"-Übersicht

Kommentare