Law & Order: New York - Review

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Dreizehn Staffeln, das sind 295 Episoden. Eine unglaublich lange Zeit, doch für Crime-Serien aus der Feder von Dick Wolff keine Neuheit, so brachte es seine Hitserie "Law&Order" auf zwanzig Staffeln und eine gewaltige Fanbase. Das "Law&Order"-Universum ist riesig und fasst auch außerhalb der Serien mit diesem Titel Fuß in anderen Formaten. Doch gerade "Law&Order: Special Victims Unit" ist eine besondere Serie. Zwar gibt es häufig auch einen Mordfall, doch öfter sind die Opfer noch am Leben und müssen von ihren erlebten Untaten berichten. Zart besaiteten Mensch mehr, mir als altem Crime-Hasen seltener, aber sicherlich auch, wird dabei schon etwas schlecht. Viele unbekannte Darsteller machen sich einen Namen, wenn sie als Opfer auftreten und dabei überzeugen können. Doch in den letzten Jahren traten immer mehr auch sehr bekannte Darsteller auf, die besondere Würze in die Serie brachten.

Fall der Woche

Die meisten Episoden sind in sich geschlossen und nicht immer kommt es am Ende zur Verurteilung des Verdächtigen, was sehr für die Serie spricht, bekommt sie dadurch Glaubwürdigkeit. Gerade bei Fällen, die für den Zuschauer und die Detectives besonders deutlich sind, kann eine Wende das Ende einläuten und der Verdächtige kommt frei. Dabei ist das Handlungsfeld sehr weitläufig. Bei Special Victims denkt man als erstes an Kinder, ob diese nun sexuell belästigt, missbraucht oder einfach nur misshandelt werden, in all diesen Fällen steht diese Spezialeinheit zur Stelle. Aber auch nach jedem anderen sexuellen Überfall, wie bei Mord mit offensichtlichen sexuell orientierten Beweggründen (hier gibt es alles, vom Sexualmord bis hin zur Verstümmelung der Leiche im Intimbereich). Jedoch auch Fälle von Entführung, Erpressung, Drohung, vermissten Personen bis hin zu Terrorismus im Umweltbereich haben die Detectives in 13 Staffeln bereits bearbeitet. Dabei ist der Fall der Woche meist gleich aufgebaut. Jemand findet das Opfer bzw. das Opfer wird entführt und missbraucht und ruft selbst die Polizei, dann tauchen die Detectives auf und es beginnt eine Jagd nach dem Täter. Nach etwa der Hälfte der Episode gibt es eine dramatische Wendung, doch spätestens am Ende haben sie den Täter gefasst und entweder schon vor Gericht geführt oder ihn zumindest zu einem Geständnis bewegt.

Dieser gerüstartige Aufbau fällt aber erst auf, wenn man mehrere Episoden nacheinander schaut, denn die Themen der Episoden könnten nicht unterschiedlicher sein. So ist es, meiner Meinung nach, die ich die Serie seit ihrer Erstausstrahlung 2005 im deutschen Fernsehen verfolge, nie zu einer Dopplung gekommen. Klar, es gibt Fälle, die sich ähneln, diese liegen größtenteils aber einige Staffeln auseinander. Die verstümmelte Prostituierte ist an dieser Stelle der Dauerbrenner, doch die Fälle werden dann immer anders aufgerollt oder dargestellt, sodass dies kaum auffällt. Sehr beliebt sind auch schwulenfeindliche Überfälle von ganzen Gruppen auf einen Homosexuellen, der nachts durch die Straßen wandert oder der Kindesmissbrauch durch Lehrer und Trainer an Schulen und im Sportverein. Alles in allem überrascht die Serie aber immer wieder mit neuen Ideen. So wurden die Verbrechen an Schwulen erst wirklich zum zentralen Thema, auch mit Opfern in der höheren Gesellschaft, als dies Anfang des 21. Jahrhunderts zum Thema wurde und 2011 in dem Recht auf gleichgeschlechtliche Ehe in New York gipfelte. Waren zu Beginn der Serie keinerlei Cyber-Verbrechen Thema, wurden sie immer zentraler. Mindestens eine Episode pro Staffel behandelte dann ein Verbrechen innerhalb des Internets, was in den Staffeln Zwölf und Dreizehn wieder nachließ. Zwar stellt das Internet noch häufig Zugangspunkt für Verbrechen in der Serie dar, aber lange nicht mehr so zentral, wie noch vor einigen Jahren.

Insgesamt spiegeln die Fälle der SVU häufig den momentanen Zeitgeist in den USA wider, dabei idealisieren die Autoren die Opfer aber nicht, machen sie manchmal selbst zu Tätern oder lassen sie lügen und betrügen. Jeder ist fehlbar, das ist wohl die deutlichste Lehre, die man aus der Serie ziehen kann. Einzig unlogisch sind die zumeist doch sehr hohen Strafen für Sexualstraftäter, denn die sind auch in den USA eine Seltenheit.

Die Charaktere

Der wohl dem Zuschauer am nahestehendste Charakter ist Det. Elliot Stabler. Er durchleidet in den zwölf Staffeln seiner Anwesenheit zunächst die Phase des guten, katholischen Familienvaters, dann durchlebt er die schwierige Scheidung von seiner Frau, in dessen Zeit ihn seine bis dato vier Kinder hassen und in der sein ältester Sohn, Dickie, immer weiter in kriminelle Handlungen abrutscht. In der Zeit beginnt er wahrscheinlich eine Affäre mit einer zeitweise neuen Partnerin, doch dann wird seine Frau wieder schwanger, Eli wird geboren und Elliot rettet die Beziehung. Er kehrt zu seiner Famiie zurück, doch Dicki ist noch immer kriminell, was darin gipfelt, dass er einen Obdachlosen krankenhausreif prügelt und Benson ihn festnehmen muss. Elliots älteste Tochter wird mehrfach mit Drogen erwischt und fährt außerdem unter Alkoholeinfluss Auto. Er bekommt am Ende Probleme und beendet seinen Polizeidienst bei der Special Victims Unit freiwillig, als er zum sechsten Mal tödliche Schüsse abgeben muss, um sich zu verteidigen. Zwar war die Schusswaffengebrauch im Finale der zwölften Staffel absolut legitim, trotzdem will er sich keiner Untersuchung von Psychiatern und der Dienstaufsicht unterziehen. Gerade seine Partnerin, Olivia Benson, hat darunter sehr zu leiden. Sie ist die zweite Säule der Serie und eng mit Elliots Entscheidungen verbunden. Ihr Charakter ist ebenso interessant, wie Elliots. So ist sie das Resultat der Vergewaltigung ihrer Mutter. Während der Serie stirbt diese und sie ist zum ersten Mal im Leben wirklich alleine. Später findet sie den Angreifer ihrer Mutter und auch einen Halbbruder, zu dem sie verzweifelt versucht, eine Bindung aufzubauen, was erst spät gelingt. Bei Männern verlässt sie das Glück und sie wird mehr als einmal enttäuscht.

Für mich persönlich steht aber Fin Tutuola ganz oben auf der Liste meiner Lieblingscharaktere, jedenfalls bis zur dreizehnten Staffel. Doch dazu gleich mehr. Jeder Charakter bringt eine eigene Geschichte mit, was sie dem Zuschauer über die Serie hinweg sehr nahe bringt. Die Leben, die sie führen, werden immer mal wieder Thema der Handlung, rücken aber so gut wie nie allzu weit in den Vordergrund. Schlussendlich bleiben sie Detectives, die ihren Job machen und ab und an ein Privatleben führen.

Staffel 13

Natürlich gab es vor Chrispoher Melonis Ausstieg schon einige Darsteller, die die Serie nach der ersten Staffel verließen. Unter anderem machten sie so Platz für Munch und Tutuola. Es dauerte seine Zeit, bis sich ein wirklich harmonierendes Team entwickelte. Nun nach Melonis Ausstieg, über den ich weiter nicht urteilen will, standen die Autoren vor der Herausforderung, seinen Part und den von B.D. Wong, der ebenfalls ausstieg, neu zu besetzen. Dass man dabei den Psychiater vollkommen außer Acht ließ und lieber zwei Detectives in die Einheit schrieb, schmälert nicht nur Wings Abgang, sondern trägt dazu bei, dass es erst auffällt, wenn dieser für einen Gastauftritt zurückkehrt. Sehr schade. Außerdem besteht das Team nun aus fünf Detectives, was ein effektives Zusammenarbeiten in Teams so gut wie unmöglich macht. Während Danny Pino mit der sehr im Vordergrund stehenden Privatgeschichte schnell beim Zuschauer Anklang findet, dichtet man Rollins in der Hitze des Gefechts ein Spielproblem an, das auch nicht förderlich ist, um ihren eh schon extrem unangenehmen Charakter beliebter zu machen. Sie wirkt zu zickig und geht zu oft alleine vor. Sie scheint keine Teamspielerin zu sein.

Nach dem Cliffhanger im Finale kann ich mir zumindest erklären, warum man Munch so gut wie gar nicht in dieser Staffel sah. Da Cragen einer Untersuchungshaft als Mordverdächtiger entgegensieht, könnte ich mir vorstellen, dass Munch Captain wird, denn das würde passen. Alles in allem muss sich das neue Team auf jeden Fall noch bewähren. Zwar schafft es Nick Amaro Teil des Teams zu werden und mit allen anderen eine gute Dynamik zu etablieren, doch die Autoren müssen ganz dringend Rollins eine glaubwürdigere Rolle verpassen. Oder sie wieder loswerden, sie ist der Dorn im Auge.

Dafür gibt es in dieser Staffel hochkarätige Gastauftritte. Nicht nur T.R. Knight hat seinen ersten wirklich gelungenen Auftritt, sondern es sind außerdem James van der Beek (#13.20) und Emily Kinney (#13.15), die Gastrollen übernehmen. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Fazit

"Law&Order: Special Victims Unit" ist eine vom Aufbau her typische Crime-Serie, die aber von der Themenwahl so unterschiedlich und provokativ ist, dass es auch nach dreizehn Staffeln noch immer fesselt, die Detectives zu begleiten. Man schüttelt noch immer den Kopf über manche menschliche Grausamkeit und kann auch den in der Serie häufig zentral behandelte psychischen Teil meist einfach nicht nachvollziehen, was jedoch nicht schlecht ist, sondern uns einfach daran erinnert, dass jeder anders ist und es eben auch immer Leute gibt, die ihr Anderssein dazu nutzen, anderen weh zu tun. Die Charaktere werden mit der Zeit sehr zentral, verdecken dabei aber nicht die eigentlichen Fälle. Für jeden Zuschauertyp gibt es den passenden Charakter, wage ich einmal zu behaupten. "Law&Order: Special Victims Unit" ist eine gelungene Serie und auch verständlich, wenn man nur gelegentlich hineinschaut.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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