9-1-1: Lone Star - Review Staffel 3

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Schon Staffel 3? Erst Staffel 3? "9-1-1: Lone Star" ist definitiv einer dieser Serien, die sich anfühlen, als würden sie ewig schon zu meinem wöchentlichen Seriengenuss gehören, während ich mich gleichzeitig aber auch noch so genau erinnern kann, wie ich mir damals den Pilot mit gewissen Zweifeln angesehen habe, um dann mit jeder Episode mehr in den Bann gezogen zu werden. So wohl, wie ich mich inzwischen mit der Serie fühle, belegt sicherlich den Gewohnheitseffekt, weswegen es sich doch umso schöner anfühlt, dass sich jede Folge immer wie ein neues Abenteuer anfühlt und dass ich mir Stand jetzt kein Ende ausmalen möchte. Gleichzeitig fand ich Staffel 3 aber auch etwas schwächer als den zweiten Durchgang, wobei die festgestellten Schwächen nicht auf Kosten von guter Unterhaltung gingen, weil dennoch ein Highlight das andere jagte. Das belegt sicherlich auch die Stärke von "9-1-1: Lone Star", das hierzulande zuerst bei Sky One läuft, und dennoch würde ich mich wünschen, dass die letzten Schwächen in neue Stärken gemünzt werden.

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Ähnlich wie die Mutterserie "9-1-1 Notruf L.A." setzt auch "9-1-1: Lone Star" inzwischen immer zu Staffelbeginn auf ein Katastrophenereignis. So wurde Staffel 3 also mit einem Eissturm eingeläutet. Und dennoch hat "9-1-1: Lone Star" ganz neue Maßstäbe gesetzt, denn das Event zog sich über vier (!!!) Episoden. Ich hatte mich im Vorfeld damit gar nicht genauer auseinandergesetzt und glaube auch nicht, dass es im Vorfeld so ausufernd angekündigt worden war, deswegen wurde ich spätestens bei Episode 3 dann doch sehr stutzig. Diese Formulierung deutet sicherlich schon an, dass es mir über vier Episoden gestreckt definitiv zu viel war. Dazu trägt sicherlich auch die wöchentliche Ausstrahlung bei, weil so Woche für Woche ein weiterer Cliffhanger geboten wurde. Cliffhanger in allen Ehren, aber das lässt sich beim Bingen deutlich besser verkraften. Zudem wurden über diese vier Episoden hinweg natürlich auch Handlungsbögen in einem dramatischen Ausmaß gehäuft, dass man emotional kaum eine davon richtig verarbeiten konnte. Es war also definitiv eine Reizüberflutung, deswegen wäre mein Rat (auch wenn die Produktion den wohl kaum zu lesen bekommt), es für die kommende vierte Staffel wieder zu verkürzen, weil dann definitiv mehr Wirkung erzielt wird. Dennoch war mein Highlight aus den vier Episoden definitiv die Niederkunft von Grace (Sierra McClain), die in so ein Event genau richtig reinbrachte und die vor allem durch die Beteiligung von Billy Tyson (Billy Burke) geschickt gestaltet wurde, weil er so als Figur auch noch einmal herausgefordert wurde, sich wirklich sich selbst zu stellen. Natürlich ist auch die gemeinsame Geschichte von Carlos (Rafael L. Silva) und T.K. (Ronen Rubinstein) zu nennen, aber die bekommt noch einmal einen eigenen Absatz, aber das Event war definitiv der Auftakt zu ihrer besonderen Staffel.

Nach diesem zu ausführlichen geratenen Eissturm ist mein großer Kritikpunkt an Staffel 3, dass sich leider wieder ein Ungleichgewicht bei den Figuren eingeschlichen hat. In Staffel 1, die auch weniger Episoden hatte und die sicherlich erstmal die Zuschauer*innen mit den Aushängeschildern Liv Tyler und Rob Lowe ködern wollte, war es schon ein Kritikpunkt, der aber in Staffel 2 deutlich verbessert wurde. Deswegen ist es schade, dass es wieder einen Rückschritt geben muss. Speziell meine ich Marjan (Natacha Karam) und Paul (Brian Michael Smith), die spätestens in der zweiten Staffelhälfte doch nur noch Nebendarsteller*innen waren und das ist einfach schade, weil beides für mich auch sehr faszinierende Figuren sind, die eine mit ihrer Religion, der andere mit seiner Identitätsfindung. In Staffel 2 gab es so tolle Ansätze und diesmal gab es aber nicht mehr dazu. Die beiden sind sich gegenseitig die besten Freunde, aber abseits davon und auch abseits der anderen Kolleg*innen haben sie keine weiteren Kontakte, dabei hätten beide mal etwas Liebe verdient. Zudem muss man auch sagen, dass ihnen mehr Geschichten zu schenken, auch niemand anderem so viel hätte weggenommen werden müssen, dass es dort zu wenig geworden wäre. Denn beispielsweise Owen hat wieder sehr viele Geschichten bekommen, von denen man auch welche hätte kürzen können, wie beispielsweise auch die bizarre Geschichte rund um Sadie (Julie Benz). Und auch wenn ich T.K. und Carlos wirklich zusammen liebe, aber auch sie hätten alles überflügelt, wenn es etwas weniger geworden wäre. Deswegen hoffe ich wirklich, dass in Staffel 4 alles wieder etwas ausgeglichener wird, denn der Cast ist durchweg fantastisch und alle können diese Serie tragen.

Nach diesen Kritikpunkten kommen wir also gerne zu den Stärken und da ich T.K. und Carlos nun so oft angesprochen habe, beginnen wir doch einfach mit diesen beiden. Es war schon ein großer Schock, als Staffel 3 mit dem Mysterium startete, dass die beiden kein Paar mehr sind. Aber mit dem Event sind wir nach und nach dem Grund auf die Spur gekommen, warum sich T.K. getrennt hat. Es hat zu seiner Figur gut gepasst, da er eben genug Dämonen schon in seinem Leben hatte, die ihn immer wieder heimsuchen. Doch weil T.K. sich etwas zurückzieht, ist es eigentlich die Staffel von Carlos. Auch wenn die beiden schon immer nach Grace und Judd (Jim Parrack) das stabilste Pärchen der Serie waren, so war Carlos' Geschichte doch immer nachrangig, auch weil er als Polizist nicht immer sinnig in das Geschehen eingebunden werden konnte. Diese Staffel hat er aber alles an Entwicklungsmöglichkeit eingeräumt bekommen, beruflich als auch privat, weswegen er wenig verwunderlich zu meinem Liebling in dieser Staffel aufgestiegen ist. Er hatte große Probleme – auch wegen seiner Eltern – zu seiner Sexualität zu stehen, doch nun da er mit sich selbst Frieden gefunden hat, hat er genau rechtzeitig die Stärke, als T.K. von einer Krise in die nächste stürzt. Dennoch haben die beiden auch viele unbeschwerte Momente mit viel Komik, die immer großartig gespielt waren. Den Höhepunkt gab es schließlich genau passend im Staffelfinale und es war schön gemacht, dass es dann diesmal T.K. war, der die Initiative übernommen und so bewiesen hat, dass sie eben doch eine Beziehung in einer Waage führen, wo sich beide bedingungslos aufeinander verlassen können.

Bei Grace und Judd fand ich es nach der Geburt von Baby Charlie überraschend, als auf einmal ein neues Kind auf der Matte stand: Wyatt (Jackson Pace). Mit diesem Kind aus einer früheren Beziehung von Judd habe ich wirklich nicht gerechnet, aber ich muss dennoch sagen, dass mir diese Richtung gefallen hat. Zwar hat es zunächst für Spannungen mit Grace gesorgt, die aber auf eine sehr erwachsene Art und Weise auch wieder gelöst wurden. Denn natürlich hatte sie sofort gewisse Ängste, die sie erstmal ausleben musste, um dann zu erkennen, dass nur ihre kleine Familie und ihre Liebe zu Judd zählt. Dementsprechend mit offenen Armen hat sie Wyatt schließlich auch aufgenommen. Für Judd wiederum war es natürlich die Herausforderung, nun gleich doppelt Vater zu sein und das auf völlig verschiedene Art und Weise, denn hier ein Baby, dort ein Teenager, der zwar weitsichtig, vernünftig und gut erzogen wirkt, aber dennoch auch in einer Rebellionsphase steckt, auch weil er sich um die Beziehung mit seinem Vater betrogen fühlt. Wyatt ist definitiv eine passende Ergänzung für die Serie und ich fand es schön, wie die Vater-Sohn-Beziehung immer mehr intensiviert wurde. Grace wiederum ruht auch weiterhin in ihrem Job und ich finde sie in der Notrufzentrale auch wirklich großartig aufgehoben, weil sie einfach etwas sehr Empathisches hat, so dass sie immer genau weiß, was die Personen am Ende der Leitung brauchen. Deswegen fand ich auch ihren gemeinsamen 'Fall' mit Carlos sehr interessant. Mit ihrem neuen Kollegen Dave (Dominic Burgess) kommt die lustige Seite zum Vorschein und die Episoden fand ich auch jeweils herrlich, weil er sie gleich mehrfach in den Wahnsinn getrieben hat und Grace einfach sehr gut erzogen ist und mit sich ringt, wie sie etwas sagen kann, ohne ihn zu verletzen. Herrlich!

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Eine Überraschung war es sicherlich auch, dass neben Carlos die Aufsteiger der Staffel Mateo (Julian Works) und Nancy (Brianna Baker) sind und dass sie nun auch noch ein Paar sind. Letztere war in Staffel 1 leider kaum präsent, seitdem geht die Kurve bei ihr steil nach oben und das ist großartig, weil sie mit ihrem trockenen Humor in dem Cast definitiv hervorsticht. Mateo war immer schon sehr präsent und dennoch merkt man, dass er mehr und mehr in die Verantwortung treten darf. Auch seine Wohngemeinschaft mit Owen trägt dazu bei, denn die beiden sind trotz ihres Altersunterschieds und ihrer Berufsgrade, die nicht weiter auseinander liegen könnten, eine echte Einheit geworden und Mateo bekommt dadurch immer mehr an Selbstbewusstsein verliehen. Deswegen fand ich auch seine Episoden mit Fire Chief Alden Radford (Kyle Secor) auch jeweils sehr stark, weil er ein Förderer von ihm geworden ist, aber als Mateo merkte, dass er mit der eigenen Gesundheit zu kämpfen hat, sich zunächst selbst opfert, um dann dem Boss doch vor Augen zu führen, dass es nicht mehr geht. Das war sicher nicht einfach für ihn, aber es zeigt, dass Mateo ein Gespür für Verantwortung hat, weswegen es mich nicht wundern würde, wenn sein Karriereweg weiter vorangetrieben wird. Mateo und Nancy zusammen hätte ich im Lebtag nicht erwartet, aber gerade das macht auch den Reiz der beiden aus und deswegen fand ich es toll, dass die Serie damit auch gespielt hat. Vor allem auch ihr Größenunterschied, dass Nancy als Frau die Größere ist, ist thematisiert worden und wird es tatsächlich eigentlich viel zu wenig, da viele es anstößig zu finden scheinen, wenn die Frau größer ist. Ich bin bei den beiden doch sehr gespannt, wie es für sie (auch gemeinsam) in Staffel 4 weitergeht.

Tommy (Gina Torres) war nach dem privaten Nackenschlag aus der letzten Staffel diesmal vor allem als Führungskraft, als Mentorin, als Kollegin und als Freundin gefragt. Ich fand es sinnig, ihr eine etwas ruhigere Staffel zu geben, in der ihre Trauer immer noch allgegenwärtig ist, aber wo sie nach und nach – und das vor allem auch für ihre Zwillingstöchter – gelernt hat, den Weg zurück ins positive Leben zu finden. Ihre ersten behutsamen Datingversuche waren wirklich einfühlsam, aber doch auch lustig erzählt. Mit ihrem Schwager Julius (Nathan Owens) wurde es da schon deutlich ernster und die beiden hatten auch wirklich eine großartige Chemie. Natürlich waren aber genau diese aufkommenden Gefühle für die Schuldgefühle die mit dem größten Potenzial. Tommy hätte immer Schuldgefühle gehabt, aber mit dem Bruder ihres verstorbenen Mannes war es natürlich noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Aber auch hier fand ich toll, wie die Trauerarbeit dargestellt wurde, denn es hat den Charakter von Charles (Derek Webster) einwandfrei eingefangen, dass er seiner Frau nur das größte Glück wünschen würde und vor allem dann mit seinem ebenso geliebten Bruder Julius. Zwar bleibt Tommy mit dem Staffelfinale erstmal alleine, aber Julius würde ich noch nicht abschreiben. Aber sollte es das gewesen sein, bin ich sehr gespannt, was sich Tommy für die vierte Staffel ergibt, denn sie ist definitiv der Jackpot!

Kommen wir zuletzt noch zu Owen, der wohl immer der Dreh- und Angelpunkt dieser Serie sein wird, weswegen er in dieser Staffel auch unfassbar viel erlebt hat. Neben einem schweren Verlust (der auch mich eiskalt erwischt hat, weil es so ungerecht erschien!) wurde bei ihm vor allem diesmal langsamer aber stetig ein recht aggressives Verhalten aufgebaut. Dass Owen keiner Konfrontation aus dem Weg geht und sich daher schon mehrfach in Billy verbissen hat, das haben wir nun schon genug gesehen, aber nun richtete sich sein Verhalten auch zunehmend gegen die Menschen, die er liebt und gegen sich selbst. An seine Seite bekam er da Catherine (Amy Acker) gestellt, die an sich mir als Figur durchaus gefallen hat, aber ich fand ihre Chemie mit Owen nicht so überragend, als dass ich sie nach dieser Staffel unbedingt in der Serie halten müsste. Dennoch war sie eben eine recht treue Begleiterin in dieser Staffel, die auch viel bei Owen rausgekitzelt hat, auch weil sie selbst eine selbstbewusste Frau mit einer Vergangenheit ist. So wurde immer augenscheinlicher, dass in Owen ein Aggressionspotenzial schlummert. Es ist gut, dass er ihm nachgegangen ist und dass es uns in Owens Vergangenheit geführt hat, wofür dann auch Lowes echter Bruder Chad Lowe gewonnen werden konnte. Während "9-1-1" immer wieder mit den Origins-Episoden arbeitet, ist das bei "9-1-1: Lone Star" leider noch nicht so angekommen. Aber diese Episode mit dem Trip in die Vergangenheit hat gezeigt, warum es für Staffel 4 auf die To-Do-Liste sollte, denn es hat so viel über Owen erklärt und einen Kreis geschlossen. Und da ich gerade eh bei den Strands bin, Staffel 4 sollte Vater und Sohn mit den Krankenhausaufenthalten echt mal verschonen, denn so fleißig wie sie dem Tod immer von der Schippe springen, das wird irgendwann unglaubwürdig.

Fazit

Alles in allem bietet "9-1-1: Lone Star" wieder eine tolle Staffel an, die regelmäßig von Highlights gespickt ist. Oft sehr emotional, aber da ist Freude und Trauer eben oft nah beieinander, denn 126 ist einfach eine Familie, die sich auch immer wieder auf neue Figuren und neue Konstellationen problemlos ausweiten lässt. Zwar war das Katastrophenevent zu Beginn der Staffel zu lang gezogen und nicht alle Figuren wurden gleich gut eingebunden, aber diese Kritikpunkte sind schon Meckern auf hohem Niveau, denn der Unterhaltungswert ist einfach unfassbar hoch.

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Lena Donth - myFanbase

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