Review: #1.04 Die Jungfrau

Mit der Amnesie ist es so eine Sache. Man vergisst leider nicht nur Details wie sein Lieblingsgericht, das letzte Buch, das man gelesen hat, oder den Namen seines Friseurs, sondern auch einschneidende, intime Erfahrungen, von denen jeder Mensch denkt, dass er sie nie vergessen könnte. Wie zum Beispiel Sex. Samantha stellt fest, dass sie sich nicht mehr an Sex erinnern kann, dass alle ihre gemachten Erfahrungen auf diesem Gebiet aus ihrem Gedächtnis gelöscht sind und sie somit, zumindest psychisch, wieder eine Jungfrau ist.

Diese Episode bietet, gerade auf Grund des Themas, einige witzige Momente. So konfrontiert Sam ihren Ex-Freund Todd damit, dass sie sich nicht mehr an den Sex mit ihm erinnern kann. Es gibt wohl kaum eine Information, mit der man das Ego eines Mannes noch effektiver zertrümmern könnte. Auch Sams Versuche, sich – gewissermaßen – erneut entjungfern zu lassen, sorgen für gute Unterhaltung.

Interessant ist auch der Aspekt, dass Sam als erwachsene Frau plötzlich wieder in vielerlei Hinsicht das Leben eines Teenagers führt. Sie wohnt wieder bei ihren Eltern und muss erst wieder lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Sie ist zwar nicht vollkommen hilflos, hat aber wichtige Erfahrungen vergessen und kennt sich selbst und ihr Umfeld nicht mehr gut genug, um selbstständig zu sein. Ich würde auch nicht alleine leben wollen, wenn jeder Mensch vor meiner Tür auftauchen und behaupten könnte, mich zu kennen, ohne das ich weiß, ob dies stimmt oder nicht. Zudem geht so ein Gedächtnisverlust zweifellos mit emotionalen Problemen einher, die man nicht alleine bewältigen kann. Verwirrung in Bezug auf Sex fällt auch darunter.

Wenn die erwachsene Tochter also plötzlich wieder nach Hause kommt und die Fürsorge und Unterstützung der Eltern braucht, ist es nicht überraschend, dass Mutter und Vater schnell dazu neigen, ihrer Tochter Vorschriften zu machen und sich in deren Leben einzumischen, so, als wäre sie tatsächlich ein Teenager. Vor allem Regina kann es nicht lassen und versucht immer wieder, Einfluss auf das Leben ihrer Tochter zu nehmen. Regina will offensichtlich ihre zweite Chance nutzen und nun eine bessere Mutter sein, denn dass sie in Samanthas Erziehung früher Fehler gemacht hat, ist stark anzunehmen, sonst wäre Sam vor ihrem Gedächtnisverlust nicht so ein Biest gewesen.

Bei dem Thema Sex wird Sam natürlich auch von ihren Freundinnen Andrea und Dena beraten, wobei sich ein stimmiges Bild ergibt. Dena ist der Engel auf Samanthas linker Schulter, Andrea der Teufel auf der rechten Schulter. Engel links, Teufel rechts, wie es in Literatur und Kunst gängig ist. Dementsprechend sitzt Dena links und Andrea rechts neben Sam im Café am Tisch, als sie das Thema Sex besprechen. Andrea drängt Sam, sich schnell einen Mann zum ihr-wisst-schon-was zu suchen, während Dena es gar nicht so schlecht findet, dass Sam wieder ein bisschen kindlicher und unschuldiger ist.

Fazit

Diese Episode demonstriert das angenehme, humorvolle Niveau, auf das sich die Serie mittlerweile eingependelt hat. Ich bin zufrieden.

Maret Hosemann - myFanbase

Die Serie "Samantha Who?" ansehen: