Sam Phillips

Es gibt diese Künstler, die man kennt – von denen man aber eigentlich gar nicht weiß, dass man sie kennt. Man hört einen Song und steckt ihn automatisch in eine Schublade, obwohl der Name des Interpreten nicht unbedingt auf Anhieb bekannt ist. Sam Phillips ist ein Paradebeispiel dafür, zumindest für Zuschauer der Serie "Gilmore Girls". Seit nun mehr sechs Jahren begleiten ihre Songs die Serie, in schönen Momenten wie in traurigen, manchmal als eigenständige Songs, manchmal nur in Form von Hintergrundmusik. Die berühmten "La-La"-Stücke sind bestens bekannt und werden in jeder Episode verwendet.

Die Sängerin wurde 1962 in Glendale, Kalifornien als Leslie Phillips geboren und kam eigentlich durch die Religion zur Musik. Als 14jährige schrieb sie ihre ersten Songs, thematisch beeinflusst von ihrem Glauben und Konflikten in der Familie. Nachdem sie in den 1980er Jahren kurze Zeit als Backgroundsängerin arbeitete, wurde sie bald vom Plattenlabel Myrrh Records, einem Ableger des christlichen World-Labels, unter Vertrag genommen und brachte 1983 ihr Debütalbum "Beyond Saturday Night" auf – damals noch unter ihrem richtigen Namen Leslie Phillips. Da war sie gerade Anfang 20. In der christlichen Szene hatte sie damit großen Erfolg, und zwei erfolgreiche Nachfolgeralben ließen nicht lange auf sich warten.

1987 traf sie ihren neuen Produzenten und späteren Ehemann, T-Bone Burnett, der schon Bob Dylan zum Erfolg verholfen hat. Ergebnis der Zusammenarbeit war das nun sehr viel poplastigere Album "The Turning", das in der Tat einen Wendepunkt für Phillips darstellte. "The Turning" war in christlichen Kreisen nicht so erfolgreich wie seine Vorgänger, wurde allerdings von Kritikern sehr gut aufgenommen. Von Myrrh Records immer mehr auf einer derart christlichen Schiene präsentierte, mit der sie sich nicht identifizieren konnte, brach sie schließlich mit dem Label. Sie nannte sich fortan nach ihrem Jugendspitznamen "Sam" und fand 1988 mit Virgin Record nicht nur eine neue Plattenfirma, sondern auch einen neuen musikalischen Stil, der sich in "The Turning" ja bereits andeutete. "The Indescribable Wow" erschien im selben Jahr und sowohl Publikum als auch Kritiker nahmen den Stilwechsel äußerst positiv an. Auf dem Album vertreten ist unter anderem den Song "I Don't Know How To Say Goodbye To You”, das später in einer Folge der "Gilmore Girls" verwendet wurde.

Vier Jahre später erschien "Cruel Inventions", das neben einem Gastauftritt von Elvis Costello, ein enger Freund von Sam, auch den Song "Where The Colours Don’t Go" enthält, ebenfalls ein "Gilmore Girls"-Klassiker. Ihre erste Grammy-Nominierung folgte 1994 dem hoch gelobten Album "Bikinis And Martinis", ihre mittlerweile vierte Veröffentlichung bei Virgin. Auf dem bisherigen Höhepunkt ihrer Karriere angekommen, wagte Phillips einen Ausflug in die Schauspielerei und war 1995 neben Bruce Willis im Actionhit "Die Hard 3" zu sehen – als taubstumme Terroristin.

Für ihr nächstes Album "Omnipop" holte sie sich mit den Mitgliedern von R.E.M. prominente Unterstützung und zeigte sich experimentierfreudig, was den Stil anging. Leider kam das Album bei den Fans nicht sehr gut an, fehlende Promotion des Labels tat ihr Übriges. Das Ergebnis: "Omnipop" floppte und Phillips zog sich für die nächsten fünf Jahre aus dem Musikgeschäft zurück, um sich vor allem auf ihr Privatleben zu konzentrieren. Natürlich konnte sie von der Musik nicht lassen und arbeitete auch weiterhin an neuen Songs, während sie ihre mittlerweile geborene Tochter Simone groß zog.

Nachdem 1999 das Best Of "Zero Zero Zero" erschien, beendete Phillips die Zusammenarbeit mit Virgin Records und wurde zwei Jahre später von Nonesuch Records unter Vertrag genommen. Im selben Jahr erschien als Comeback ihr Akustikalbum "Fan Dance", das mit einer Gesamtlänge von nur 33 Minuten ausschließlich akustische Songs enthielt, für die Phillips von den Kritikern hoch gelobt wurde.

2001 begann auch ihre Arbeit fürs Fernsehen. Die "Gilmore Girls"-Erfinder Amy Sherman-Palladino und Daniel Palladino wollten ganz besondere Hintergrundmusik, die sich von der anderer Serien unterscheidet und nicht aus dem gängigen Teenie-Pop-Bereich stammt. Dass sie Sam Phillips dafür gewinnen konnten, war ein Glücksgriff und hat selbst das Produzentenehepaar überrascht: "Wir wollten jemanden wie Sam Phillips, aber wir hätten niemals gedacht, dass wir wirklich die Sam Phillips kriegen würden. Wir dachten, sie würde ablehnen, aber sie sagte ‚Ja’.”

Seit der ersten Folge war Sam Phillips also für die Musik der Serie zuständig und trug damit zu der besonderen Atmosphäre, für die "Gilmore Girls" bekannt und beliebt ist, bei. Für die Serie nimmt Phillips ihre Songs neu auf, circa die Hälfte der Stücke als Instrumentalversionen. Einige dieser Songs, auch "Cues" genannt, sind auf dem offiziellen Soundtrack "Out Little Corner Of The World" erschienen. Für die Serie steuerte sie auch einige Songs ihres 2004er Albums "A Boot And A Show" bei, so die wundervolle Ballade "Reflecting Light" und "If I Could Write".

Obwohl die Zusammenarbeit seit sechs Jahren hervorragend klappt und Phillips’ Songs eine perfekte Umrahmung für die erzählten Geschichten bieten, wird dies doch erst einmal ihr letzter Ausflug ins Soundtrack-Geschäft sein. Für weitere Serien zu arbeiten, lehnt sie ab.

Dafür zieht es sie 2006 für das Staffelfinale der 6. Staffel der "Gilmore Girls" nun zum ersten Mal auch vor die Palladino’sche Kamera: Sie wird in einem Gastauftritt in der Serie zu sehen sein und ihren Song "Taking Pictures" vom Album "Fan Dance" zum Besten geben.

Aktuell arbeitet sie an ihrem neuen Werk, das den Arbeitstitel "Will you trade me this for a tank of gas?" trägt. Bleibt zu hoffen, dass sie ihre Arbeit für die "Gilmore Girls" auch weiterhin fortsetzt. Wozu lässt es sich schöner durch Stars Hollow schlendern, streiten und verbale Feuerwerke austauschen, als zum melodischen "La-La" von Sam Phillips?

Sandra G. - myFanbase

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Discographie

2004A Boot and a Shoe
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2002Fan Dance
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1999Zero Zero Zero: The Best of Sam Phillips
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1996Omnipop (It's only a Flesh Wound Lambchop)
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1994Martinis & Bikinis
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1991Cruel Inventions
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1988The Indescribable Wow
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1987The Turning
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