Bewertung

Review: #5.07 Da sein

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"This Is Us" stellt den Zuschauer wieder einmal auf eine harte Probe und das gleich in zweierlei Hinsicht. Für den Ausstrahlungsrhythmus kann die Serie oder vielmehr der in den USA ausstrahlende Sender NBC Corona-bedingt vielleicht noch am wenigsten. Dennoch ist es sehr unglücklich, dass nach vier Folgen im November und gerade einmal zwei Folgen zu Jahresbeginn nun schon die zweite längere Pausen den Erzählfluss unterbrach. Aber auch die Struktur oder vielmehr der erzählerische Fokus der einzelnen Folgen macht es zusätzlich schwer, die Episoden mit mehr Zufriedenheit zu verfolgen. Nachdem sich zuletzt endlich eine Entspannung im mehr als angeknacksten Verhältnis von Randall und Kevin abzeichnete, lässt sich nach den beiden letzten Ausgaben aber nur äußerst schwer ein weiterer Handlungsfortschritt ablesen. Indem man sich in #5.06 Birth Mother auf Randall und die Vergangenheit seiner leiblichen Mutter konzentrierte, stand dieses Mal nun Kevin im Zentrum der Geschichte mit einer doch sehr losen Verbindung der Folgen durch das kurze Telefonat von Randall und Kevin. Mal wieder. Da sich parallel auch eine Handlung um Kate, Toby und ihren Familienzuwachs abzeichnet, ist nun auch noch davon auszugehen, dass die kommende Ausgabe ihren Schwerpunkt darauf legen wird und die Versöhnung der Brüder einmal mehr hinausgezögert oder vielmehr abseits der Bildschirmhandlung von statten geht. Es ist leider nicht das erste Mal, dass die Serie an dieser Erzählweise krankt und man als Zuschauer irgendwie unbefriedigt zurückbleibt.

Auch inhaltlich hatte ich so meine Probleme mit der Folge. Das lag zunächst einmal am Schüren falscher Erwartungen, die zu Beginn platziert wurden und uns wie ich finde unnötigerweise in die Irre führten. Der Blick auf den Unfallwagen und den daneben liegenden Ausweis von Kevin ließ befürchten, dass er auf dem Weg zu Madison verunglückt sein könnte und bei mir staute sich direkt Ärger auf, dass man es damit nun dramatisch auf die Spitze treiben wollte. Aber es entwickelte sich anders und dann wiederum auch wenig überraschend, dass Kevin natürlich und selbstverständlich erste Hilfe leistete. Ob dieser Handlungsstrang nun wirklich nötig war, darüber lässt sich sicher auch streiten. Denn die Aussage des Unfallopfers, dass die Geburt nicht der wichtigste Anlass zur Anwesenheit sei, sondern man eher als Vater zum späteren Zeitpunkt im Leben der Kinder da sein müsse, mag vom Gedanken her stimmen. Aber was ist eigentlich mit der Mutter? Braucht sie nicht auch die Unterstützung des Vaters, anstatt das alles allein durchstehen zu müssen? Noch dazu bin ich mir ziemlich sicher, dass es Kevin genau so sieht und daher nicht nur wegen der Kinder, sondern auch für Madison da sein möchte. Also insgesamt wenig überzeugend und leidlich unterhaltend.

Inzwischen sind wir ja bereits in Staffel fünf der Serie, die auf insgesamt sechs ausgelegt ist. Und gerade in dieser Folge habe ich mich einmal mehr gefragt, ob es immer noch sinnvoll ist, sich weiterhin auf Blicke in die Vergangenheit zu konzentrieren, anstatt sich nicht vermehrt den noch immer seltenen Flash Forwards zu widmen. Die zweite falsche Erwartung ergab sich dann auch gerade aus solch einem Flashback heraus, als wir Jack Pearson erneut dabei erleben durften, wie er Kevin noch immer zu dessen intensiveren Football-Engagements in Form des Trainingslagers drängte. Mir wollte sich nicht so recht erschließen, warum Jack entgegen seiner Art, in Erziehungsfragen von Methoden seines Vaters abzusehen, nun unbedingt auf Kevins Teilnahme beharrte. Das wurde zusätzlich noch einmal mit dem Blick in Jacks Vergangenheit verstärkt. Und rückblickend muss ich leider gestehen, dass ich inzwischen einfach keinen Mehrwert mehr aus solchen Flashbacks gewinnen kann. Am Ende ist Jack doch wieder der Übervater, den wir kennen und auch wie Rebecca lieben gelernt haben. Natürlich wäre es schade, wenn wir weniger von Jack und damit auch von Milo Ventimiglia sehen würden, aber es bringt die Geschichten weder inhaltlich noch bezogen auf das Verhalten der Charaktere maßgeblich weiter. Parallelen zu Jack als Vater und der Wille, diesem nachzueifern, sind einfach nichts mehr Neues. Vielleicht wäre es daher tatsächlich interessanter, im Wissen des nun zahlreich bekannten Familiennachwuchses, einfach mal die Zukunft und das Elternverhalten der Pearson-Geschwister zu zeigen.

Zwei Dinge gefielen mir aber auch besonders gut. Zum Einen wäre einmal mehr die Performance von Justin Hartley hervorzuheben. Das habe ich im Laufe der Serie schon wiederholt getan und werde auch nicht müde zu betonen, dass er sicher zu den unterschätztesten Akteuren gehört. Mit Blick auf die Award-Nominierungen zur schauspielerischen Leistung standen immer andere im Fokus, während Justin doch stets übersehen wurde. Dabei verkörpert er Kevin mit einer Vielzahl von charakterlichen Facetten, vom eitlen Hollywoodschauspieler bis zum zerbrechlichen, aber auch in vielerlei Hinsicht leidenschaftlichen Sohn, Bruder und Partner. Auch in dieser Folge konnte er wieder mit diesem breiten Spektrum überzeugen. Und dann war da ja auch noch der Schluss der Episode. Interessanterweise ausgerechnet eine Szene ganz ohne Kevin, trotz dieser Charakter-zentrierten Folge. Es war wieder einer dieser typischen "This Is Us"-Momente, der zu Herzen geht und zu Tränen rührt. Die gerade noch so einsam charakterisierte Madison, die in Kate und Kevin tatsächlich ihre ganz eigene Familie gefunden zu haben scheint, bekommt den in ihrer Situation so dringend benötigen Beistand in Form des Anrufs von Randall und Beth und darf sich plötzlich durch deren Warmherzigkeit und Mitgefühl ganz plötzlich zugehörig fühlen. Ein stilles, wenn auch emotional schönes Ende einer insgesamt leider nur sehr mäßigen Episode.

Fazit

Wieder einmal hapert es erheblich am Erzählfluss der zuletzt angerissenen Handlungsstränge. Die wiederholten Unterbrechungen bei der Ausstrahlung und die charakterzentrierten Episoden nehmen der fortlaufenden Handlung ihr durchaus vielversprechendes Momentum. Das bekommt man hoffentlich bald wieder besser in Griff, bevor der Serie noch vor der finalen sechsten Staffel langsam die Luft ausgeht.

Jan H. - myFanbase

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