Bewertung

Review: #12.22 Das Notting-Hill-Paradigma

Foto: Johnny Galecki & Kaley Cuoco, The Big Bang Theory - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Johnny Galecki & Kaley Cuoco, The Big Bang Theory
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Wem bis jetzt noch nicht klar war, dass die Serie "The Big Bang Theory" nach zwölf Jahren tatsächlich enden wird, der wird es mit dieser Episode deutlich zu spüren bekommen haben. Denn offenbar ist es auch den Autoren bewusst geworden, denn diese Episode widmet sich drei wichtigen Handlungssträngen der Serie und macht das sogar richtig geschickt.

"If i want you to accept me for me, I guess, I have to accept you for yor, so…I forgive you."

Beverly darf noch mal in Erscheinung treten und sie ist ja einer der wichtigsten Nebencharaktere. In eigentlich jeder Episode, in der sie aufgetreten ist, konnte sie überzeugen und die Episode an sich reißen. So ist es auch dieses Mal, zumal sie zunächst in einer ungewohnten Rolle auftrat. Sie interessierte sich richtig für Leonard und hatte keine Kritik für ihn übrig. Das war ungewohnt und man hatte sich schnell gefragt, ob es mit einer Krankheit oder anderem zu tun haben könnte. Die Andersartigkeit stand ihr gut und Leonards (wie auch Sheldons) Reaktionen waren wirklich schön und amüsant anzusehen. Das große Aber kam dann aber doch noch und dieses war wirklich ernüchternd, denn tatsächlich hat sich Beverly überhaupt nicht geändert, sondern Leonard nur wieder zum Untersuchungsobjekt degradiert. Diese "Wendung" war wirklich heftig für Leonard und man konnte seine Reaktion so gut nachvollziehen und war richtig gerührt von seinem Schmerz. Er tat mir richtig leid, als er bei Amy und Sheldon versuchte, sich wieder in den Griff zu kriegen. Was danach kam war noch besser als der Rest der Episode. Leonard sucht das offensive Gespräch mit seiner Mutter, gibt quasi auf und verzeiht seiner Mutter, so zu sein, wie sie ist, und sich selbst, weil er das erst jetzt akzeptiert habe. Das war ein starker Moment, der dann noch seinen emotionalen Höhepunkt erhalten hat, als Beverly tatsächlich etwas fühlt und sich zu einer Umarmung überwindet. Das war dann richtig zu Tränen rührend, wurde zum Glück nicht durch Zuschauerreaktion zerstört und hätte auch gerne die letzte Szene der Episode sein können. Für den Abschluss der Serie ist es wirklich toll, dass man Leonard und Beverly diese Lösung ihrer überaus komplizierten Beziehung gegeben hat.

"You really wanna move halfway around the world?"

Eine Storyline, die mit zahlreichen Wendungen in dieser Staffel immer wieder eine bedeutende Rolle gespielt hat, war die mögliche Eheschließung von Raj und Anu, die aus einem Blind Date heraus erst wie ein "besser als Nichts", dann ein "besser nicht" langsam zu einem "nichts Besseres" entwickelt wurde, mit dem man sich sogar anfreunden konnte, weil Anu mit der Zeit immer sympathischer wurde. Zum Finale hin gibt es nun aber noch eine Wendung, noch einen neuen Einfluss, der zu so einer Beziehung wohl auch ganz gut passt. Anu bekommt spontan einen Job in London angeboten, den sie eigentlich nicht abschlagen kann, weil Raj ja nicht der Seelenverwandte ist, sondern nur ein ganz guter Kompromiss. Raj will das nicht so richtig wahrhaben und zieht die Möglichkeit in Betracht, auch nach London zu ziehen, was irgendwie ganz passend für ein Serienfinale ist. Es gehört auch zu einer der prägenden Eigenschaften von Raj, dass er diese neue Situation lieber romantisch sieht, auch wenn seine Angst mitschwingt, sonst niemanden zu finden (obwohl man das aus den letzten Staffeln heraus nicht teilen kann, weil Raj ja durchaus einige Frauen an seiner Seite hatte (zum Beispiel Emily), die auf langfristige Beziehungen aus waren und die er letztlich boykottierte, weil er dazu noch nicht bereit war. Er muss sich also prinzipiell keine Sorgen machen, zumal er keine biologische Uhr hat, wenn es um die Gründung einer Familie geht. Trotzdem ist es eben Raj, der sich in die Situation hineinsteigert, den Plan der Hochzeit irgendwie verinnerlichte und die letzte Zeit mit Anu so genossen hat, dass es für ihn real wurde. Und im romantischen Sinne hatte ich mir hier sogar eine kitschige Szene in London ausgemalt. Doch als Zuschauer muss man auch nicht wie ein bester Freund handeln und Bernadette triezt Howard in einer sehr gelungenen Szene dazu, Raj die Wahrheit zu sagen und ihn nicht gehen zu lassen. Dadurch gab es dann doch noch eine romantische Szene am Flughafen, nur eben nicht in London. Diese Szene war mir zwar etwas zu offensichtlich, aber Howard hat schöne Worte gefunden, die gezeigt haben, dass er doch reifer ist, als die Serie ihn in den Lückenfüllerstorys immer macht. War es das nun mit Raj und Anu? Es wäre ein passendes Ende, aber diese Geschichte hat schon zu viel Überraschung geboten, als dass man schon sicher sein könnte, dass dies der Abschluss war. Hauptsache ist aber, dass Raj am Ende noch einen positiven Impuls bekommt.

"When I moved in, you and Bernadette said, that it is ok, when I bring girls over."

Einen positiven Impuls hat auch Stuart bekommen. Dessen Geschichte mit Denise wurde leider zuletzt sehr stiefmütterlich behandelt und man wusste gar nicht mehr richtig, ob sie überhaupt noch ein Paar sind. Diese Episode hat ihnen all die Zeit, die man sie vergessen hat, aber zurückgegeben. Und das Paar wusste die Zeit zu nutzen. Neben witzigen Momenten bei Bernadette und Howard Zuhause, gab es eine regelrecht romantische Szene im Comicbuchladen und schließlich ein echtes Liebesgeständnis, was mit dem gemeinsamen Wohnen zusammenfällt. Stuart und Denise bekommen also ein Happy End, was mich für Stuart enorm freut, weil er doch sehr oft als reine Lachnummer herhalten musste. Dieses Ende hat er verdient und er und Denise bilden auch ein herrliches Paar. Der seltsame Mitbewohner hat das noch amüsanter gestaltet. Ich gehe davon aus, dass man in den letzten beiden Episoden nichts Inhaltliches mehr mit Denise und Stuart anstellen wird und freue mich über diesen gelungenen Abschluss für das Paar.

Fazit

Den Autoren ist mit dieser Episode wieder ein richtig guter Wurf gelungen. Die Geschichten waren nachvollziehbar, emotional, intensiv und vor allem von Bedeutung. Mit der richtigen Portion Humor ergänzt ist man eigentlich wunschlos glücklich und fragt sich eigentlich nur, warum man das nicht in viel mehr Episoden der letzten Jahre so hinbekommen hat. Vielleicht erkennt man das besonders Gute aber auch nur dann, wenn es zwischendrin Belangloses gibt, weil solch eine Episode dann eben auch nicht selbstverständlich ist und entsprechend nicht Woche für Woche über die Bildschirme flimmern kann.

Emil Groth - myFanbase

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