Die besten Charaktere 2014/2015
König Richard (Galavant, Staffel 1)

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"Galavant" ist ein kleines Juwel, das sich ganz heimlich, still und leise in die Winterpause von "Once Upon a Time" geschmuggelt hat, um dort die Zuschauer mit Musik, Gesang und Tanz in einer Welt voller Märchen zu unterhalten. Eine Subversion der Märchenthematik sollte die Serie werden und das ist ihr über weite Strecken auch gelungen, wenngleich man leider sagen muss, dass einige Geschichten leider nicht sonderlich innovativ waren und etliche Charaktere unglaublich blass geblieben waren. Und dennoch machte die Serie einen Heidenspaß, wenn man hier und da mal ein Auge zudrückte und einfach mal Fünfe gerade sein lassen konnte.

"I'm not an animal. I mean sure, I'll kidnap a woman and force her to marry me. But after that, I'm all about a woman's rights. I'm a modern 13th century man."

Foto: Timothy Omundson
Timothy Omundson

Das lag vor allem an einem Darsteller: Timothy Omundson. Seine Darstellung des naiven und manchmal fast hilflosen König Richard war wirklich göttlich. Ich muss zugeben, dass ich generell ein Fan von Timothy Omundson bin, vor allem seit seiner Zeit bei "Psych", in der er den herrlich durchgeknallten Polizisten Carlton Lassiter mimte. Er hat bei "Galavant" durchaus seinen Spaß. Und auch wenn er zu Beginn noch wie der typische böse König wirkte, der dem Paar der Serie Steine in den Weg zum Glück legen will, so mausert er sich während der acht Episoden zu einem armen Schlucker, der doch nur ein wenig Glück in seinem Leben finden möchte.

Richard ist ein eher glückloser Kerl, der eben nur durch unglückliche Umstände überhaupt dazu gekommen ist, König zu werden. Die Regentschaft hat ihn einsam gemacht. Er kann zwar tun und lassen was er will, doch wirklich Ahnung von dem, was er da tut, hat er nicht. Und so wundert es nicht, dass er sich nach einer Beziehung sehnt, an einer starken Frau wie Madalena am Ende jedoch einfach zerbricht, weil er ihr einfach nicht die Stirn bieten kann. Es ist witzig zu sehen, wie sich Richard immer wieder bemüht, Madalena zu gefallen, jedoch bei ihr nichts weiteres als ein genervtes Rollen mit den Augen erntet. Sämtliche Versuche, energischer und bestimmter aufzutreten, scheitern binnen weniger Sekunden daran, dass Richard einfach kein Mensch ist, der konsequent sein kann. Er ist ein verspieltes Kind, das Glück hat, Menschen an seiner Seite zu haben, die ihn durch die Welt navigieren, allen voran sein Berater Gareth, der seit seiner Kindheit an seiner Seite wacht, um sicher zu gehen, dass er sich nicht selbst irgendwie schadet.

Richard erkennt irgendwann, dass er einfach nicht der Mann ist, den Madalena an ihrer Seite sieht und beginnt Ursachenforschung zu betreiben. Dies führt zu einem herrlichen Trip in seine Vergangenheit, bei der er erkennt, dass er eigentlich gar nicht für die Rolle des Königs geschaffen ist. Und dennoch kehrt er an seinen Thron zurück, um sich endlich seinem Bruder zu stellen, der mittlerweile aufgetaucht ist, um seinen Anspruch darauf durchzusetzen, nur um sich im Anschluss wieder in eine selten dämliche Situation zu manövrieren, aus der er eigentlich nicht lebend herauskommen kann.

Es ist schon faszinierend, was aus dem angeblichen niederträchtigen und bösen König am Ende der ersten Staffel wird – ein Häufchen Elend auf der Flucht, abhängig von einem Ritter, der ihn eigentlich nicht leiden kann. Das klingt nun arg melancholisch, doch die Entwicklung von Richard ist geprägt durch allerhand amüsanter Episoden, großartiger Songs und tollen Momenten mit seinem Berater Gareth. Seine Unzulänglichkeiten machen ihn sympathisch und seine Kampf mit sich selbst ist ungeheuer spannend anzusehen. Dass Timothy Omundson so gut aufgelegt ist und die Rolle mit einer Inbrunst verkörpert, die ihresgleichen sucht, tut ihr übriges dafür, dass König Richard am Ende der TV-Season zu einem der besten Charaktere des vergangenen Jahres avanciert.

Melanie Wolff - myFanbase

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