Die enttäuschendsten Momente 2011/2012
#4.13 Von Angesicht zu Angesicht (Breaking Bad)

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Nein, ihr habt euch nicht verlesen. Wir befinden uns hier wirklich in der Kategorie "Enttäuschendste Momente", und es ist wirklich ein Moment von "Breaking Bad" der in dieser Kategorie erwähnt wird. Wie es dazu kommt? Der überaus hohe Standard im Storytelling, in der Charakterzeichnung und -entwicklung, in der filmischen Inszenierung und darstellerischen Umsetzung, wurde seit der ersten Staffel von "Breaking Bad" nicht nur gehalten, sondern auch jedes Mal gesteigert. Im Gegensatz zu vielen anderen Serien, fällt bei "Breaking Bad" ein Fauxpas entsprechend viel mehr ins Gewicht, da er (nicht intendierte) Irritationen beim Zuschauer erweckt, die das stimmige Gesamtbild unweigerlich stören.

Face Off

Foto: Bryan Cranston, Breaking Bad - Copyright: 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
Bryan Cranston, Breaking Bad
© 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.

Im Finale der vierten Staffel kommt es zum Höhepunkt im Kampf zwischen Walter White und Gustavo Fring, und es ist klar, dass einer der beiden Männer diesen Krieg mit seinem Leben bezahlen muss. Hatte Gus die ganze Zeit die Oberhand, was nicht zuletzt auch daran lag, dass Walter in jeder Geste seitens Gus einen weiteren Plan sah, der zu seinem eigenen Tode führen würde, so konnte Walter im Finale der ersten Staffel das Ruder für sich herum reißen.

Mit Hilfe von Jesse entwickelte Walter einen Plan, um sich ein für alle Mal von Gus zu entledigen. Auch Gus' Erzfeind Hector 'Tio' Salamanca nimmt eine entscheidende Rolle im Mord von Gus ein, was zum einen zu urkomischen Szenen in dieser Episode, aber auch zu dramatischen Konfrontationen führt. Die Episode ist entsprechend durch und durch spannungsgeladen. Langsam baut sich alles zum Höhepunkt - dem Mord an Gus - auf und jeder einzelne Schritt, der dazu von Nöten ist, birgt in sich einen unglaublichen Spannungsmoment.

Auch der Mord an Gus selbst holt noch einmal alles raus, was man von "Breaking Bad" gewohnt ist. Gus hält Hector in dem Glauben, dass er mit der DEA gesprochen hat, einen Vortrag darüber, dass man niemals die Polizei in die eigenen Angelegenheiten miteinbezieht und er demnach nun als 'Ratte' sterben wird. Hector wiederum hört sich Gus' Vortrag mit einem Lächeln an, da er seinen Erzfeind, der zuletzt seine Familie und sein Kartell getötet hat, in wenigen Sekunden in den Tod reißen wird. Und als Zuschauer kommt man nicht umhin sich zu fragen, was Walter White in der kommenden finalen Staffel noch alles anstellen wird, wenn er es hier sogar geschafft hat, dass sich zwei Drogenbosse in den Tod reißen.

Der Höhepunkt dieses Aufeinandertreffens folgt schließlich, als Hector wild auf seine kleine Glocke schlägt - sein einziges Kommunikationsmittel - und auch Gus realisiert, dass eine Bombe daran befestigt ist, die jeden Moment hochgeht! Und im nächsten Moment folgt die Explosion!

Hätte man es dabei belassen, wäre die Episode rundum perfekt gewesen. Aber das tat man leider nicht. Erstmal bekommt man den Eindruck, dass "Breaking Bad" hier auf Effekthascherei setzt, was die Serie in den bisherigen vier Jahren jedoch nie nötig hatte. Denn Gus, dem die halbe Gesichtshälfte fehlt, tritt noch einmal aus Hectors Krankenzimmer heraus, richtet seine Krawatte, und fällt dann tot um. Ein Moment den es einfach nicht gebraucht hätte, der sogar vollkommen überflüssig ist und gleichzeitig den Gesamteindruck dieser ansonsten perfekten Episode enorm schmälert. Nicht nur, weil diese einzelne Szene einfach dämlich inszeniert war, sondern weil die Serie hier den Eindruck erweckt auf den Zug der visuellen Schockmomente aufzuspringen, was sie jedoch überhaupt nicht nötig hat.

Annika Leichner - myFanbase

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